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Missbrauchsfälle im Bistum Dresden-Meißen

Als sich im Frühjahr immer mehr Opfer sexuellen Missbrauchs bei der katholischen Kirche meldeten, schien das Bistum Dresden-Meißen eine der wenigen Ausnahmen ohne Fälle zu sein. Inzwischen haben sich Betroffene sogar persönlich bei Bischof Joachim Reinelt offenbart.

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Dresden. Auch im katholischen Bistum Dresden-Meißen haben Priester ihnen anvertraute Minderjährige missbraucht. Die Mehrzahl der erst jetzt bekanntgewordenen Fälle ereigneten sich in den 1970er und 1980er Jahren, teilte das Bistum am Donnerstag mit.

Zwei Missbrauchsopfer hätten sich Bischof Joachim Reinelt in einem persönlichen Gespräch vor einem Monat offenbart, der von ihnen beschuldigte Pfarrer sei bereits 1971 gestorben. Er war als Seelsorger in Heidenau tätig und soll „offensichtlich verbrecherische Handlungen an Mädchen begangen“ haben, hieß es. Ob es außer den beiden Frauen noch weitere Opfer des Mannes gab, sei derzeit nicht bekannt, teilte das Bistum auf Anfrage mit.

Ferner besteht der Verdacht, dass vor etwa 25 Jahren in Riesa ein damaliger Kaplan ein minderjähriges Mädchen sexuell missbraucht hat. Der Vorgang sei erst vor etwa zwei Monaten bekanntgeworden. Der Mann wurde von seinen Aufgaben als Seelsorger inzwischen entbunden. Da der Fall verjährt ist, hat die Staatsanwaltschaft kein Verfahren eingeleitet. Es liefen aber noch kirchenrechtliche Ermittlungen.

Das Bistum listete ferner zwei Fälle aus den 1970er und frühen 1980er Jahren auf, die den Angaben zufolge bereits damals geahndet wurden. Außerdem prozessiert derzeit ein Lehrer einer katholischen Schule vor dem Arbeitsgericht gegen seine Entlassung. Der Mann, der kein Priester ist, war wegen sexueller Belästigung fristlos entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen ihn mittlerweile eingestellt.

Auch wenn das Wissen um die Vergehen schmerzlich sei, müsse nun alles ans Licht kommen, um die Belasteten von ihren seelischen Bedrängnissen zu befreien, erklärte Bischof Reinelt. Ihm sei es wichtig, den Geschädigten dabei zu helfen und sie um Verzeihung zu bitten. Sie blieben über viele Jahre hinweg sprachlos, weil sie befürchteten, dass ihre Umgebung ihnen nicht glauben würde. (dpa)