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Mit 70 ist an Ruhestand nicht zu denken

Der Sproitzer Bäckermeister Gert Freudenberg feiert nicht nur mit drei Eseln seinen runden Geburtstag. Viele seiner Gäste zeigen ihr Herz für diese Tiere.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Sproitz. Die Esel sind allgegenwärtig. Ob in echt, wie es Bella, Essi und Mara sind, oder als Foto, als Plüschtier oder auf einer Spendenbüchse. Die Grautiere liegen Bäckermeister Gert Freudenberg am Herzen, und das sollen sie seinen Gäste auch. Denn als der Sproitzer am Donnerstag zu seinem 70. Geburtstag in die Parkklause eingeladen hatte, wollte er keine Blumen und Geschenke. „Wer mir eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen will, der möchte das bitte in Form einer Spende für Esel in Not tun“, sagte Freudenberg. Und so klimperte es öfters am Donnerstag in der aufgestellten Spendendose. Oder die Gäste drückten dem Bäcker ihre Briefkuverts in die Hand.

Gert Freudenberg unterstützt schon seit vielen Jahren den deutschen Verein Noteselhilfe. Wie der Name schon sagt, ist das Vereinsziel, schnelle Hilfe für Esel und Mulis in Not zu leisten. Das reicht von der Beratung der Halter bis zur Unterbringung der Grautiere in Pflegestellen.

Dabei ist Gert Freudenberg mit seinem ersten Esel auch fast in Not geraten. Diesen hatte er auf einer Zechtour dem Weißwasseraner Tierpark abgekauft und war am nächsten Morgen selbst von seiner Schnapsidee überrascht, als das Tier vor seiner Haustür stand. „Aber gekauft ist gekauft, und nun ist er meine“, sagte er damals. Und den Grautieren ist er bis heute treu geblieben, erzählt er. Die Bella hat er selbst aufgezogen, mit der Milchflasche in der Hand. Ja, erzählen konnte der Bäckermeister seinen Gästen so einiges aus seinen sieben Jahrzehnten.

Zwei Jahrzehnte davon ist er Sproitzer – und immer noch dankbar, dass er in dem kleinen Ort sowohl in einen beruflichen als auch privaten Neuanfang nach dem familiären Zerwürfnis starten konnte. „Die Sproitzer haben mich gut aufgenommen, deshalb möchte ich mit meiner Feier ihnen herzlichen Dank sagen“, so Freudenberg. Unter den Gästen sind auch seine derzeitigen und ehemalige Mitarbeiter. Denn seit 45 Jahren ist er selbstständiger Bäckermeister – und das will er noch einige Jahre sein. Seine beiden Söhne Raik und Dirk stehen ihrem Vater nicht nur in der Backstube in Sproitz zur Seite, sondern auch in geschäftlichen Dingen. Auf sie ist der 70-Jährige besonders stolz, da sie sein Bäckerhandwerk fortführen wollen. „Es ist schwierig geworden, junge Leute für den Bäckerberuf zu begeistern. Er ist halt mit Nachtarbeit verbunden“, sagt der berufserfahrene Freudenberg, der selbst über 60 Lehrlinge ausgebildet hat. Aber auch er muss sich täglich am Markt und gegenüber den Großbäckereien und Backstationen in den Einkaufsmärkten behaupten. 24 Leute hat er in seinem Familienbetrieb angestellt, davon fünf in der Bäckerei in Sproitz. Sie alle wollen am Monatsende ihren Lohn haben. Da schmerzt es schon, wenn er Filialen schließen muss, wie im vergangenen Jahr in Horka und dieses Jahr in Kollm.

Aber ein Zuschussgeschäft kann sich der Bäckermeister nicht leisten – und das waren diese beiden Filialen. Der Umsatz deckte die Betriebskosten nicht, sagt er. Oder anders formuliert: die Menschen haben zu wenig eingekauft. Weiterhin ist die Bäckerei Freudenberg und Söhne mit ihren Backwaren an drei Standorten in der Stadt Niesky sowie jeweils an einem in Rothenburg und in Groß Radisch vertreten.

Das nächtliche Aufstehen möchte Freudenberg auch mit 70 nicht missen. Er wolle gern noch weiterarbeiten, betont er. Aber auch seine Esel sind ihm wichtig – und er dankt den vielen Spendern zu seinem 70.