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Mit Babytanz in die Selbstständigkeit

Susann Riedig möchte als junge Mutter wieder arbeiten. Ihre kleine Tochter soll aber immer mit dabei sein.

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© Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanß

Görlitz. „Dirty Dancing“ wird aufgelegt, und Susann Riedig schwingt die Hüften und ihren Hut. Eine neue Chorgeografie wird gerade einstudiert. Während die Mama tanzt, ist Baby Emilie immer ganz nah bei ihr. Im Tragetuch schunkelt das acht Monate alte Mädchen sanft mit. Und schläft nach einer Weile ein. So, wie auch die anderen zehn Winzlinge im Tanzkurs, den die 30-Jährige seit kurzer Zeit anbietet und leitet. Susann Riedig wagt den Versuch einer Selbstständigkeit, vorerst noch in der Anfangsphase und mit einigen Stunden im Monat. Später soll der Kurs größer werden. In einem Görlitzer Fitnessstudio bietet sie ihre Baby-Tanzkurse an. Dabei tanzen natürlich nicht die Babys, sondern die Mütter. Im engen Körperkontakt sind die Kinder in einer Tragehilfe immer mit dabei.

Die Frau mit den strahlend blauen Augen ist eigentlich gelernte Krankenschwester, spezialisiert auf Urologie, wie sie erzählt. „Vor der Schwangerschaft arbeitete ich im Dreischichtsystem im Klinikum Görlitz, später in der Notaufnahme.“ Ein Beruf, der sie ausfüllte und ihr viel Freude bereitete. Doch die Arbeit im Schichtsystem mit einem kleinen Kind unter einen Hut zu bringen, sei ziemlich schwer. Eine berufliche Veränderung, bei der man das eigene Kind immer mit dabei hat, war deshalb der Wunschgedanke der Mutter. Zumindest vorerst im Nebenerwerb, solange ihre Tochter noch klein ist.

Im Internet recherchierte Susann Riedig, welche Möglichkeiten es dafür gibt. Dabei stieß sie auf ein Wochenend-Kursangebot in Österreich, bei dem Mütter zu Trainerinnen für ein spezielles Tanzkonzept ausgebildet werden. „Mawiba“ nennt sich das. „Dabei geht es darum, auf sanfte Art nach der Geburt wieder aktiv zu werden, den Beckenboden zu stärken und sich austauschen zu können, erzählt sie. Die Nachfrage sei dafür auch da. Ihr erster Kurs war gleich ausgebucht. Frauen aus Königshain und Görlitz nehmen daran teil. Das alles soll weiter wachsen. „Wir lassen gerade von den Krankenkassen prüfen, ob vielleicht schon ab 2017 diese Tanzkurse von den Kassen finanziell getragen werden können“, sagt Susann Riedig.

Ein weiteres Angebot für Mütter ist zudem in Arbeit. Sie wird sich in diesem Monat in Hamburg an einer Spezialschule zur Trageberaterin ausbilden lassen. „Traglinge“ nennt sie augenzwinkernd die Babys, die, in Tücher gewickelt, direkt am Körper der Mutter getragen werden.