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Mit dem Absatz in die Pflasterspalte

Das Historische Pflaster in der Zittauer Innenstadt und Absatzschuhe passen nicht zusammen. Ausgerechnet eine Görlitzer Mischung soll in Zittau helfen.

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© www.foto-sampedro.de

Von Mario Heinke

SZ-Leserin Renate Weber warnt vor den Gefahren, die Trägerinnen von Schuhen mit hohen Absätzen beim Betreten des historischen Pflasters in der Innenstadt drohen. Sie schreibt in einem Leserbrief: „Schon zu DDR-Zeiten riss ich mir mehrfach auf dem Markt die Absätze ab und die Spalten sind nicht kleiner, sondern größer geworden.“ Die Rentnerin belässt es nicht bei der Kritik, sondern will selbst Hand anlegen und freiwillig Sand in die Fugen einkehren. „Vielleicht können die Krankenkassen ein paar Fuhren Sand spendieren“, schlägt die 74-Jährige vor.

Die SZ fragte bei der Stadtverwaltung Zittau nach, ob das Problem mit den Absätzen an offizieller Stelle überhaupt Beachtung findet. Pressesprecher Kai Grebasch erklärt dazu: Im Gebiet der Innenstadt wurde bei der Sanierung der Straßen und Plätze die sogenannte „Görlitzer Mischung“ als Fugenmaterial verwendet. Diese Mischung besteht aus sechs Teilen Edelbrechsand, zwei Teilen hydraulischen Kalk und einem Teil Lößmehlkonzentrat. Die sehr spezielle Mischung wurde entwickelt, damit sie zwischen den Pflastersteinen haften bleibt, auch wenn der Staubsauger der Kehrmaschine darüber fährt.

Das Einkehren von einfachem Sand, wie von Renate Weber vorgeschlagen, brächte also gar nichts, weil die Kehrmaschine den Sand bei der nächsten Reinigung einfach wegsaugen würde. Trotzdem sind die unterschiedlich breiten Fugen in der Innenstadt auch in der Stadtverwaltung bekannt. Die Fugenbreite auf dem Klosterplatz, wo Granitkleinpflaster verlegt wurde, ist wesentlich kleiner als auf Markt, Rathausplatz und Neustadt. Dort wurde Basaltgroßpflaster mit breiteren Fugen verlegt. Die abgerundeten „Pflasterköpfe“ verbreitern die Fugen zusätzlich, erklärt Grebasch. „Ein Pfennigabsatz kann da schon mal stecken bleiben, wenn Frau die passende Fuge trifft“, sagt er und beruhigt: Die städtischen Straßen, Wege und Plätze werden ständig überprüft. Bei den regelmäßigen Kontrollen werde auch der Zustand der Fugenfüllung der gepflasterten Flächen überprüft. Bei Bedarf und Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln werden die Fugen nachgearbeitet, so der Stadtsprecher. Sollten Frau Weber oder andere hochbesohlte Damen demnächst wieder einen Absatz in einer Spalte einbüßen, dann könnte das unter Umständen auch mit dem Loch im städtischen Haushalt zusammenhängen.