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Mit der Gondel auf den Königstein

Pläne dafür gibt es schon lange, nun soll die Festungsbahn tatsächlich kommen. Bringt das der Stadt wieder mehr Besucher?

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© Daniel Schäfer

Von Yvonne Popp

Königstein. Die Festungsstadt, einst Perle der Sächsischen Schweiz, hat heute mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Einwohnerzahlen sinken stetig, Wohn- und Geschäftsräume stehen leer. Und während die Festung Königstein mit rund 600 000 Gästen jährlich ein Besuchermagnet ist, stagniert der Tourismus unten in der Stadt. Der Königsteiner Stadtrat hat nun beschlossen, ein ehrgeiziges Projekt anzugehen, das dem Abwärtstrend der vergangenen Jahre entgegenwirken könnte: Eine Bahn, die die Stadt mit der Festung auf direktem Weg verbindet.

Neu ist die Idee nicht. Bereits seit 20 Jahren steht sie im Raum. Den Anstoß dazu gab der Schmilkaer Unternehmer Sven-Erik Hitzer. „Eine solche Bahn birgt ein großes Potenzial für die Stadt Königstein“, erklärt der 55-Jährige, der auch heute noch hinter seiner Idee steht und sie mit Leidenschaft vorantreibt. „Eine Festungsbahn würde wieder mehr Besucher ins Stadtzentrum locken“, erklärt er. Damit wäre automatisch in den Geschäften mehr los. Das wiederum würde dazu führen, dass neue Läden und Restaurants eröffnen, neue Arbeitsplätze entstehen, neue Anwohner in die Stadt gelockt werden, hofft Hitzer.

Aber nicht nur die Stadt, sondern auch die Festung würde von der Bahn profitieren. Denn sie würde all jenen Besuchern einen bequemen und barrierefreien Aufstieg ermöglichen, die mit der S-Bahn, dem Dampfschiff oder auf dem Elberadweg mit dem Fahrrad nach Königstein kommen.

Weil von 20 Jahren die finanziellen Mittel fehlten, blieb die Bahn erst einmal nur eine Vision. Zuletzt kamen die Pläne in Königstein 2007 wieder auf den Tisch. Sogar eine Machbarkeitsstudie ist damals schon erstellt und mehrere Varianten zum Bau einer Festungsbahn erarbeitet worden.

Der entscheidende Kick

Zwei Bahntypen hatte man dabei im Blick: die Standseilbahn und die Adhäsionsbahn, die wie ein normaler Zug auf Schienen rollt. Im Falle der Standseilbahn untersuchte man mehrere mögliche Standorte für eine Talstation. So standen die Fläche gegenüber dem Edeka-Markt, das alte Kino oder die Freifläche hinter der Stadtkirche zur Debatte. In allen drei Fällen wäre die Bahn südlich der Festung auf direktem Weg zu deren Vorplatz gefahren. Die Adhäsionsbahn wäre vom Reißiger Platz aus gestartet. Ihre Trasse hätte entlang der „Alten Festungsstraße“, um die nördliche Seite der Festung herumgeführt. Doch nach den Vorplanungen kam das Projekt erneut zum Erliegen. Jens Michel, CDU-Landtagsabgeordneter und ebenfalls Befürworter der Festungsbahn, führt das auf die Banken- und Finanzkrise zurück.

Einen wichtigen Impuls zur Neuauflage des Vorhabens setzte Jens Michel während der Haushaltsberatungen des Freistaates Sachsen im Jahr 2016. Damals wurde unter anderem entscheiden, ob der Freistaat Finanzmittel für die Gestaltung des Festungsvorplatzes in den Haushalt einstellt. Hier wies Michel auf das Projekt Festungsbahn hin, denn der Vorplatz ist wichtig, weil hier die Bergstation der Bahn entstehen soll.

„Den entscheidenden Kick bekam die Idee aus meiner Sicht aber am Tisch von Landrat Michael Geisler, weil er alle entscheidende Akteure zusammen geholt hat“, erklärt Jens Michel. Auch der VVO sei vertreten gewesen. „Da hatte ich das erste Mal das Gefühl, es kann wirklich etwas werden“, erinnert sich der CDU-Politiker. Königsteins amtierender Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) und der Initiator der Festungsbahn, Sven-Erik Hitzer, wurden daraufhin mit der Erstellung einer Visualisierung beauftragt.

Inzwischen hat sich schon eine Vorzugsvariante herauskristallisiert. Auch Sven-Erik Hitzer favorisiert diese. Es handelt sich hierbei um eine Standseilbahn, bei der die Talstation auf der Brache oberhalb der Stadtkirche liegt, beschreibt Hitzer. Auf einer Art Achterbahngleis, vier Meter über dem Boden, würden die Waggons auf einer Strecke von rund 1,2 Kilometern die Fahrgäste zum Festungsvorplatz bringen, während zeitgleich eine Bahn abwärts unterwegs wäre. Eine sogenannte Abtsche Weiche sorgt dafür, dass die Waggons nicht kollidieren. Aufgrund ihrer minimalistischen Konstruktion, so erklärt Hitzer weiter, würde sich eine solche Bahn verhältnismäßig unauffällig in die Umgebung einbinden lassen. Man könnte die Strecke später sogar bis zum Auffangparkplatz in Leupoldishain erweitern.

Finanzspritze von der SED

Ob und wann die Bahn gebaut wird, steht aber nach wie vor nicht fest. Erst müssen Grundstücksfragen, aber auch Naturschutz- und Denkmalschutz-Fragen geklärt werden. Das alles soll nun in einer Realisierungsstudie erfolgen, welche die Stadt Königstein in Auftrag geben will. Diese Studie soll der Stadt einen Fahrplan zur Realisierung des Projekts an die Hand geben. Und auch die finanzielle Seite muss noch geklärt werden.

Laut der Machbarkeitsstudie von 2007 würde der Bau der Bahn wenigstens zehn Millionen Euro verschlingen. Eine erste Finanzspritze gab es schon für die Stadt. Sie erhält demnächst bis zu einer Million Euro vom Freistaat. Mit dem Geld, das aus dem SED-Parteivermögen stammt, wären umfangreiche Planungsleistungen abgedeckt. Sogar für den Bau der Talstation könnte es helfen.