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Mit Haut und Herz

Erst kämpfte Marion Hohlfeld gegen ihren Krebs, jetzt hilft sie anderen dabei. Ein neues Portal macht das kinderleicht.

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© privat

Von Nadja Laske

So schlecht kann kein Aprilscherz sein. Am Tag, an dem Marion Hohlfeld ihre Diagnose erhielt, schickten ringsum Leute ihre Familien, Freunde und Kollegen in den April. „Das ist makaber“, dachte Marion. Denn was ihr die Ärzte offenbarten, beförderte sie geradewegs in eine medizinische Überwachung, die sie bis heute begleitet.

Schon Ende Februar 2009 hatte sich das Leben der damals 22-Jährigen verändert. Nach einem Hautcheck war sie mit dem Verdacht auf Hautkrebs ins Uniklinikum gekommen. „Ich wollte in den USA als Au-pair arbeiten, das war mein größter Traum.“ Zur Untersuchung sei sie nur pro forma gegangen. Ein recht großer Leberfleck an ihrer Ferse hatte sie schon länger gestört. „Ich habe ihn immer mit einem Pflaster abgedeckt, damit man ihn nicht sieht.“ Der Hautarzt aber sah noch viel mehr als das braune Ding, das Marion peinlich war. Er erkannte darin alle Anzeichen für ein krebsartiges Gewebe.

Nach fünf Tagen in der Klinik begann zermürbendes Warten. Das auffällige Hautstück war Marion entfernt worden. Die Operation hinterließ ein Loch an der Hacke, das zu groß war, um von selbst zu heilen. So wurde eine Hauttransplantation von der Hüfte nötig. Welche Art Krebs genau aber die junge Frau bedrohte, konnte erst eine Laboruntersuchung aufklären. Mehr als einen Monat später wusste Marion dann, der Schrecken hat einen Namen: Malignes Melanom, schwarzer Hautkrebs.

Er gilt als hochgradig bösartig und ist dafür bekannt, über Blut- und Lymphbahnen recht schnell Metastasen zu streuen. Ob Marion bereits davon betroffen war oder nicht, das mussten weitere Untersuchungen ergeben. Die Sorge um ihre Gesundheit begleitet Marion schon seit Kindheit. Als sie zehn Jahre alt war, wurde bei ihr eine sogenannte Schrumpfniere festgestellt. Sie musste herausoperiert werden. „Von daher war ich einiges gewohnt, aber auch sehr besorgt.“ Auf Kampfmodus eingestellt, hatte Marion stets Sport getrieben, als Turnerin und Leichtathletin. Aufgeben galt nicht. Auch jetzt nicht, da schon wieder ein Leiden ihr Leben bedrohte.

Schon so lange hatte die gelernte Reisekauffrau von der großen weiten Welt geträumt. Dass diese Krankheit nun ihre Pläne zerrütten soll, das wollte sie nicht hinnehmen. Also zog sie tapfer alle medizinischen Kontrollen durch und atmete schließlich auf: Metastasen hatten ihren Körper nicht besiedelt. Auch kein relevanter Blutwert deutete auf eine noch schwerere Krebserkrankung hin. Würde Marions Gastfamilie in den USA ihre Einladung trotzdem aufrechterhalten? Was, wenn ihr Au-pair wieder Probleme bekäme? Und wie sollen die notwendigen Checks funktionieren? „Als meine Gasteltern erfuhren, was mir passiert ist, haben sie überhaupt nicht gezögert“, erzählt Marion. In der Familie selbst war schon einmal schwarzer Hautkrebs vorgekommen und gut ausgegangen. Marion konnte auf großes Verständnis und offene Arme bauen. Voller Vorfreude trat sie im August 2009 ihre Reise an – eine Reise in ein neues Leben.

An ihr Au-pair-Jahr schloss sie ein zweites an und wusste: In diesem Land will ich leben. Zwar kehrte Marion Hohlfeld noch einmal nach Deutschland zurück, allerdings nur für ein Jahr. „Ich habe in der Zeit in meinem Beruf als Reisekauffrau gearbeitet. Doch schon 2012 bin ich zum Studium zurückgekehrt.“ Radio-TV-Film heißt Marions Studiengang, den sie bald abschließen wird. Auf der Zielgerade arbeitet sie gerade für ein Seminar an ihrem ersten Drehbuch. Darin verarbeitet sie auch ihre Erfahrungen mit dem Krebs.

Das genügt ihr nicht. „Ich wollte gern etwas Gutes tun, ein wenig Hilfe zurückgeben“, erzählt sie. Am Uniklinikum Dresden habe sie sich immer perfekt versorgt gefühlt, schon als nierenkrankes Mädchen und auch während ihrer jüngsten Behandlungen. Dass sich der Krebs bis zum heutigen Tag geschlagen gibt und Marion als gesund gilt, macht sie glücklich und gibt ihr die Kraft, an andere zu denken. Anlässlich ihres 32. Geburtstages, zehn Jahre nach der Diagnose, sammelt sie 3 200 Euro, die dem Dresdner Universitäts Krebscentrum zugutekommen sollen. Die Spenden nimmt sie sie über eine Internetplattform ein, die
IT-Experten der Stiftung Hochschulmedizin extra ins Leben gerufen haben und die jeder nutzen kann. Jeder, der Gutes weitergeben und heilen helfen will.

Die Spendenaktion läuft noch bis zum 1. August über www.stiftung-hochschulmedizin.de/starten-sie-ihre-eigene-spendenaktion