Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Mit Karacho durch Kleinnaundorf

Im Freitaler Ortsteil wurden die Deutschen Meisterschaften im Seifenkistenrennen ausgetragen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner

Freital. Kurz vor 11 Uhr ist es so weit. Eine Seifenkiste, die einem Baumstamm ähnelt und den nicht ganz unpassenden Namen Bierbaum trägt, rollt an den Startpunkt. Der Flitzer, in dem Thomas Freund, Jörg Sommer, Holm Brunner und Steffen Wenk Platz genommen haben, wird das Kleinnaundorfer Seifenkistenrennen eröffnen. „Das sind Leute von uns. Die arbeiten später am Ziel“, sagt Harri Böttcher. Er gehört auch zum Heimatverein. Der hochgewachsene und kräftige Kleinnaundorfer steht neben dem „Bierbaum“ und ist eigentlich Metallbauer. Doch einmal im Jahr gibt er den Chef am Start. „Das hat sich so ergeben“, sagt er und lächelt. Dann bekommt er per Sprechfunk das Signal. Die Strecke ist frei. Es ist 11.03 Uhr. Mit lauter Stimme eröffnet Böttcher die 7. Deutsche Meisterschaft im Seifenkistenrennen, an dem sich über 80 Teams beteiligen: „Meine Herren, wir beginnen.“ Der Bierbaum auf Rädern setzt sich in Bewegung. Eigentlich sollte er schon um zehn den Berg heruntergerollt sein. Doch kurz vor dem Wettkampf haben die Organisatoren Ölflecken auf der Fahrbahn entdeckt. „Die mussten erst mal beseitigt werden“, sagt Böttcher. Denn Sicherheit wird beim Seifenkistenrennen großgeschrieben.

Startleiter Harri Böttcher (rechts) achtet streng darauf, dass alle Fahrer Regeln einhalten. Dazu gehört, dass jeder Handschuhe tragen muss. Das gilt auch für Thomas Freund, Jörg Sommer, Holm Brunner und Steffen Wenk.
Startleiter Harri Böttcher (rechts) achtet streng darauf, dass alle Fahrer Regeln einhalten. Dazu gehört, dass jeder Handschuhe tragen muss. Das gilt auch für Thomas Freund, Jörg Sommer, Holm Brunner und Steffen Wenk. © Karl-Ludwig Oberthür
Die Cunnersdorfer Feuerwehr sicherte – gut zu erkennen an den leuchtenden Warnwesten – die 750 Meter lange Rennstrecke ab. Am Posten an der Kurve neun standen Fabian Schumann, Steffi May und Lucas Wienert (v.l.).
Die Cunnersdorfer Feuerwehr sicherte – gut zu erkennen an den leuchtenden Warnwesten – die 750 Meter lange Rennstrecke ab. Am Posten an der Kurve neun standen Fabian Schumann, Steffi May und Lucas Wienert (v.l.). © Karl-Ludwig Oberthür
Thomas Käfer (rechts) hat das Seifenkistenrennen in Kleinnaundorf etabliert. Er organisiert es federführend, fährt selbst mit und sorgt dafür, dass die Jugend mitmacht. Hier gibt er seiner Tochter Lilly letzte Tipps.
Thomas Käfer (rechts) hat das Seifenkistenrennen in Kleinnaundorf etabliert. Er organisiert es federführend, fährt selbst mit und sorgt dafür, dass die Jugend mitmacht. Hier gibt er seiner Tochter Lilly letzte Tipps. © Karl-Ludwig Oberthür

Dafür sorgen auch die vielen Posten, die in Sicht- und Hörweite an der Strecke arbeiten und die allesamt von der Cunnersdorfer Feuerwehr gestellt werden. Am ersten Posten nach dem Start stehen drei Kameraden. Dazu gehört Steffi May. Sie hat ein Funkgerät in der Hand, mit dem sie den Kontakt zur Wettkampfleitung hält. Vor ihr sitzt Fabian Schumann, der die Fahne schwenkt. Grün heißt: alles klar, rot: Die Strecke ist gesperrt. Etwas abseits hat sich Lucas Wienert posiert, der bei jeder Seifenkiste pfeift, die ohne Unfall vorbeirollt. So sichern die Kleinnaundorfer ab, dass die Strecke bei einem Unfall schnell gesperrt werden kann. Und das passiert an diesem ersten Wettkampftag auch relativ schnell und einem der bekanntesten Fahrer: Thomas Käfer. Der Kleinnaundorfer, der Ortsvorsteher und Cheforganisator ist, ist als aussichtsreicher Lokalmatador am Start.

Lokalmatador fährt ins Stroh

Ihm ist die Anspannung am Start anzumerken. Allerdings war Käfers Tochter Lilly der Anlass. Sie ging als eine der Ersten an den Start. Papa Thomas kniete sich neben sie und gab ihr Tipps mit auf den Weg. Dann rollte sie los. Ihre Seifenkiste sprang über die Asphaltpiste. Als sie sich der ersten Kurve näherte, sah es von oben nicht ganz ungefährlich aus. Doch Lilly meisterte nicht nur diese, sondern auch die anderen Kurven auf der 750 Meter langen Strecke, wie Papa Thomas wenige Sekunden später über den Sprechfunk hören konnte. Zehn Minuten später sitzt Käfer dann selbst in seiner Seifenkiste, der „Rakete“. Böttcher gibt den Startschuss, die „Rakete“ nimmt schnell Fahrt auf. Ein paar Sekunden später hört Böttcher, dass er den Wettkampf unterbrechen muss. Käfer ist an der nicht ganz ungefährlichen Kurve am Ehrenhain in einen Strohballen gefahren. Er bleibt unverletzt, doch seine „Rakete“ wird beschädigt. Schnell spricht sich das unter den Mitbewerbern herum. Sebastian Fischer, der als einer der Nächsten startet, muss schmunzeln: „Zu den anderen sagt er, fahrt nicht so schnell, es ist nur ein Trainingslauf. Und selbst?“ Da ahnt der Gornauer aber nicht, dass er ein paar Minuten später selbst aus der Bahn geworfen wird.

Diesen Sturz, wie auch den von Thomas Käfer, hat Gabriele Klein nicht gesehen, obwohl sie einen guten Blick auf einen sehr langen Streckenabschnitt hat. Sie sitzt neben ihrer Schwiegermutter Monika und ihrem Sohn Philipp auf bequemen Holzstühlen im Vorgarten ihres Hauses und schaut direkt auf die Rennstrecke. „Ich schaue mir jedes Rennen an“, sagt sie. Sie hat einen guten Blick auf eine der gefährlichen Kurven. „Bis jetzt ist nichts passiert“, sagt Gabriele Klein. Vor zwei Jahren gab es dort zwei größere Unfälle. „Hoffentlich passiert diesmal nichts“, sagt sie. Das hofft auch Uwe Rumberg, Freitals Oberbürgermeister, der sich ein paar Meter talabwärts mit Frau Heike und Enkeltochter Mia aufgestellt hat. „Ich drücke Thomas Käfer die Daumen“, sagt er. Der reparierte zu der Zeit seine Rakete, um weiter am Rennen teilnehmen zu können.

Im Ziel vor der Schule zieht Bernd Peschel nach dem Trainingslauf eine erste Bilanz. Sechs Teilnehmer kamen nicht ins Ziel. Die einen waren zu schnell, die anderen das erste Mal auf der Strecke. „Es hat sich aber keiner verletzt“. Dieses Fazit kann der Rennleiter auch am Sonntag nach dem vierten Wertungslauf ziehen. Auch Thomas Käfer blieb unverletzt, der es schaffte, doch noch an den drei Rennen teilzunehmen. Allerdings war er vom Pech verfolgt: Ihm platzte am Sonnabendnachmittag beim Bremsen im Auslauf ein Reifen seiner „Rakete“. Auch mit seinen Zeiten war er unzufrieden, für den Deutschen Meistertitel reichten sie diesmal nicht.

Deutscher Meister im Einsitzer Speed: Christopher Maiss aus Marth (Eichsfeld); Deutscher Meister im Mehrsitzer/Gleichmäßigkeit: Alexander Thiel/Dirk Müller (Kleinnaundorf); Gaudi-Wettbewerb: Franziska Heyne aus Kleinnaundorf. Alle Ergebnisse stehen im Internet.

Mehr zum Wettbewerbhier