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Mit Liebe, Konsequenz und Leidenschaft

Die langjährige Leiterin der Grundschule Poisental geht in den Ruhestand. Sie weiß, was ein guter Lehrer braucht.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Carina Brestrich

Freital. Wenn Gudrun Haufe über ihre Schüler redet, dann spricht sie von „ihren“ Kindern. Davon hatte die Leiterin der Grundschule Poisental eine ganze Menge: „268 Kinder hatte ich zum Schluss.“ Sie und noch viele mehr hat Gudrun Haufe durch die ersten Jahre des Schullebens begleitet. Nach 20 Jahren als Lehrerin und 25 Jahren als Schulleiterin geht die 65-Jährige nun in den Ruhestand. Mit Wehmut, aber auch mit Freude blickt sie zurück. „Der Lehrerberuf ist einer der schönsten Berufe. Ich würde ihn jederzeit wieder ergreifen“, sagt sie

Schon immer wollte Gudrun Haufe Lehrerin werden. Ihr Vater war Geografielehrer, ihre Puppen ihre ersten Schüler. Nach der Polytechnischen Oberschule wählte Gudrun Haufe dann den schnellsten Weg zum Beruf: Am Institut für Lehrerbildung in Großenhain konnte sie sich ohne Abitur ausbilden lassen. So war Gudrun Haufe bereits mit 20 Jahren Unterstufenlehrerin für die Fächer Mathe, Deutsch und Musik. Erst in Dresden, später in Pesterwitz als Lehrerin tätig, wurde sie 1992 Leiterin der Grundschule Deuben. Mit dem Umzug im Jahr 2000 leitete sie die Schule schließlich am Standort Poisental weiter.

„Ich bin jeden Tag gern in die Schule gegangen“, sagt die Pädagogin. „Ich hatte viele wunderbare Kolleginnen“, sagt sie. Auch das Engagement der Eltern und die gute Zusammenarbeit mit dem Elternrat habe sie sehr geschätzt. „Frau Haufe war eine Lehrerin und Direktorin mit Leib und Seele. Die Freude am Beruf hat sie immer ausgestrahlt“, sagt die Elternratsvorsitzende Anja Collini. „Sie hat sich zu 100 Prozent für die Belange ihrer Schüler, Kollegen und der Eltern, soweit realisierbar, eingesetzt.“

Stehen bleiben, das wollte Gudrun Haufe mit ihrer Schule nie. Deshalb widmete sich die Grundschule unter ihrer Leitung als eine der ersten nach der Wende dem Thema Medienerziehung – und sollte damit Vorreiter für andere Schule werden. So nahm die Grundschule von 1995 bis 1998 als einzige in Sachsen an dem Modellprojekt des Freistaats in Zusammenarbeit mit Nordrhein-Westfalen teil. „Damals gab es in Schulen gerade so die ersten Computer“, erzählt Gudrun Haufe. Die Ergebnisse aus dieser Zeit sind bis heute in den sächsischen Lehrplänen verankert. Und nicht nur dort hatte die Grundschule Einfluss. Bis heute ist Gudrun Haufe Gutachterin für Schulbücher.

Doch nicht nur in ihrem Job hat Gudrun Haufe einiges bewegt. Nach der Wende war sie Mitglied im Gemeinderat in Pesterwitz, nach der Eingemeindung dann im Ortschaftsrat, wo sie sich bis 2014 engagierte. Außerdem saß Gudrun Haufe von 1999 bis 2004 als Parteilose für die SPD im Stadtrat. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern des Seniorenclubs Pesterwitz.

Langweilig wird es Gudrun Haufe künftig sicher nicht. Mit ihrem Mann geht sie gern geocachen. Das ist gewissermaßen die moderne Art der Schnitzeljagd und funktioniert über GPS. Fast 550 Caches, also Schätze, haben sie auf drei Kontinenten bereits gesammelt – und es sollen noch mehr werden. Außerdem fotografiert Gudrun Haufe gern und beschäftigt sich auch privat viel mit Computer und Internet. Nicht zu vergessen ihre zwei Kinder und die vier Enkel, für die sie gern kocht und bäckt.

Liebe, Konsequenz und Leidenschaft – „das sind die drei Dinge, die ein Lehrer braucht“, sagt Gudrun Haufe zusammenfassend. Und die richtige Bildungspolitik. „Bildung muss bundesweit einheitlich geregelt sein“, sagt sie. Außerdem sollten gute Lehrer, Schulleiter und ihre Stellvertreter von der Politik mehr Anerkennung erfahren. „Es müssen Anreize geschaffen werden, ein guter Lehrer zu sein.“