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Mit Simson auf den Schraubermarkt

Holger Kutsche handelt mit Zweirad-Teilen – im April will er in Ponickau einen neuen Laden eröffnen.

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© Anne Hübschmann

Von manfred Müller

Riesa. Am Sonnabend wird die Sachsenarena wieder zum Schrauber-Mekka. Der „Riesaer Winterteilemarkt für Kraftfahrzeug-Veteranen“ ist der Klassiker unter den Oldtimerveranstaltungen in Ostdeutschland. Der Schwerpunkt liegt auf Ersatzteilen- und Zubehör von Zweirädern, Autos und Nutzfahrzeugen aus DDR-Zeiten. Auch Holger Kutsche ist wieder mit von der Partie – mit einem beachtlichen 15-Meter-Stand. „Wir haben mal mit zwei Metern angefangen“, erklärt der Teilehändler aus Ponickau. „Anfangs verkauften wir aus Pappkisten und von einem Tapeziertisch.“

Der 50-Jährige hat sich auf Zweirad-Oldies spezialisiert, vor allem die gängigen Mopeds und Motorräder aus seiner Jugendzeit. Schwalbe, Star und Spatz sind mittlerweile Kult, ebenso die Motorräder aus dem Zschopauer MZ-Werk. Der Charme von Simson, MZ und Co besteht darin, dass man alles noch selbst zusammenschrauben und reparieren kann. Einfache und beherrschbare Technik, die in Zeiten der hochgerüsteten Boliden schon wieder etwas Subversives hat. Das „rostigste Hobby der Welt“ sei das, wirbt der Veranstalter des Riesaer Technik-Flohmarktes. Mit dem Rost hat es Holger Kutsche allerdings nicht so. Er vertreibt vor allem nachgefertigte Ersatzteile, die einige Firmen in Ostdeutschland immer noch produzieren. Oder er nutzt seine Verbindungen zu anderen Händlern, die er im Laufe der Jahre aufgebaut hat. Oder er recherchiert für die Kundschaft im Internet. Auf seiner Website smr-kutsche.de bietet der Ponickauer nicht nur Oldie-Teile, sondern auch Moto-Cross-Zubehör und Fanartikel an.

Motorisierte Urlaubstouren

Holger Kutsche hat den Teilehandel relativ spät für sich entdeckt. Motorrad fährt er – angefangen mit einer 250er TS – zwar schon seit Jahrzehnten. Und auch das technische Verständnis brachte der gelernte Instandhaltungsmechaniker quasi von Berufs wegen mit. Aber zunächst waren Job und Familie wichtiger. Dabei teilt auch seine Ehefrau diese Motorrad-Leidenschaft. Als er später auf Aprilia umstieg, legte sie sich ihre eigene Ducati zu. Motorisierte Urlaubstouren führten die beiden bis nach Kroatien und Italien. Sohn Marcel wiederum ist im Supermoto aktiv und verfügt über echte Schrauberqualitäten. „Aber die richtigen Teile zu beschaffen, war gar nicht so leicht“, erinnert sich Holger Kutsche. Oft hatten die Händler das Passende gerade nicht auf Lager oder verlangten astronomische Summen. Warum also die Sache nicht selbst in die Hand nehmen?

Es gibt viel Konkurrenz

Vor acht Jahren begann Kutsche, zunächst nur nebenbei, Zweiradteile zu beschaffen. In der Werkstatt neben dem Haus wurde Platz für ein Lager geschaffen, und die ersten Sachen auf Internet-Plattformen angeboten. Mit der Zeit wurde der Verkauf auf Teilemärkten immer wichtiger. Holger Kutsche fährt mit seinem Zweirad-Zubehör nicht nur bis nach Riesa, Ottendorf oder Dresden. Auch in Erfurt, Magdeburg und sogar Neuruppin ist er regelmäßig zu finden. „Brandenburg ist generell ein guter Markt“, erklärt der Ponickauer. „Da gibt es nicht so viel Konkurrenz wie beispielsweise in Sachsen.“ Da die Landesgrenze nicht weit ist, hat sich auch der heimische Teileladen gut entwickelt. So gut, dass der Platz auf dem eigenen Grundstück nicht mehr ausreicht. Deshalb wird Holger Kutsche im April ein neues Geschäft eröffnen – im ehemaligen Ponickauer Dorfkonsum. Der Umbau ist nahezu abgeschlossen, die Regale bereits montiert. Verschuldet hat er sich dafür nicht. „So etwas muss langsam wachsen und sich dann selber tragen“, sagt er.

Jetzt aber steht erst einmal der Riesaer Schraubermarkt an. „Unser Stand ist immer ziemlich aufgeräumt und übersichtlich – das gefällt den Besuchern“, sagt Holger Kutsche. Es mache einfach Spaß, mit den Kunden oder mit anderen Händlern zu plaudern und auch mal diesen oder jenen Witz zu reißen. „Wir sind da absolut nicht verkrampft, lächelt Ehefrau Babett. „Wenn jemand handeln will, sagen wir ihm, dass nach oben hin alles offen ist.“ Meist verstehen die Kunden den Scherz und legen sogar noch ein kleines Trinkgeld drauf.