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Mit Vibrationen auf Erzsuche

Im vergangenen Jahr wurde bei einer Probebohrung Erz entdeckt, nun wird zum ersten Mal in Sachsen mit Schallwellen danach gesucht. In Altenberg werden außer Erz aber noch weitere Bodenschätze gefunden.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Kaum legt Geräteführer Robert Kenner einen Schalter um, da schwenkt der Arm des Bohrgeräts nach vorn. Ein neues Rohr wird angebaut, dann schwenkt der Arm schwenkt wieder zur Erde.

Kenner gibt Gas. Das Bohrgerät macht einen Lärm wie Dutzende Schlagbohrer. Die Erde erzittert. Das kommt von dem neuen Bohrverfahren mit Hochfrequenztechnik, das die Firma Pruy aus Schönheide zum ersten Mal in Sachsen ausprobiert. Die Bohrfachleute erkunden im Auftrag des Helmholtz-Instituts für Ressourcenforschung die Tiefenbachhalde. Vergangenes Jahr haben die Forscher eine Probebohrung gemacht. Die war so ergiebig, dass sie jetzt die Halde mit zehn Bohrungen weiter erforschen. Fünf davon sind abgeschlossen. Weitere fünf folgen in den nächsten 14 Tagen.

Das Bohrrohr vibriert. 150 Mal in der Minute schwingt es auf und ab. Eine solche Frequenz haben auch Schallwellen. „Damit werden die Erde und das Gestein im Untergrund fast flüssig“, erklärte Bauleiter Thomas Baumhäkel. Der Bohrer kann so leichter in die Erde eindringen als bei anderen Verfahren. Im Bohrgestänge steckt ein graues Plastikrohr, mit dessen Hilfe der Bohrkern aufgenommen wird, den Wissenschaftler in Freiberg später untersuchen. Jeweils einen Meter lang liegen die gefüllten Plastikrohre in Holzkästen nebeneinander.

Die Wissenschaftler erforschen die alten Bergbauhalden, um dort Rohstoffe zu finden, die früher nicht gewonnen werden konnten. So lagern etwa in der Tiefenbachhalde noch über 6.000 Tonnen Zinn. Aber auch andere wertvolle Elemente wie Wolfram, Molybdän oder Lithium erhofft sich Philipp Büttner, der beim Helmholtz-Institut dieses Forschungsprojekt koordiniert.

„Was wir hier machen, ist aber Grundlagenforschung. Ehe jemand diese Rohstoffe nutzen kann, sind noch weitere Schritte erforderlich“, sagt Büttner. Bis jemand den Haldensand neu aufbereiten kann, werden auf jeden Fall noch fünf bis zehn Jahre ins Land gehen, schätzt er.

In Altenberg könnte er aber ein weiteres Problem bekommen. Nach der Wende wurde Haldensand oft für den Bau verwendet. „Es ist wohl kaum eine Telefonleitung oder ein Kanal gebaut worden, der nicht mit diesem Material eingesandet wurde“, erzählt ein ehemaliger Mitarbeiter. Die Löcher, die dabei auf der Halde entstanden sind, wurden mit Bauschutt aufgefüllt. „Die Bohrarbeiter sind auch auf eine solche Stelle gestoßen“, bestätigt Büttner. Ob die Halde trotzdem interessant wird, müssen aber die weiteren Untersuchungen zeigen.