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„Mit Volldampf auf einen Eisberg zu“

Landesbank. Ein Zeuge wirft ein neues Licht auf Ludwig Hausbacher.

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Von Annette Binninger

Dresden. „Die Situation war so kritisch, als würde ein Schiff mit Volldampf auf einen Eisberg zu dampfen.“ Horst Meurer nahm gestern bei seiner Zeugenaussage im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Landesbank kein Blatt vor den Mund. Nur ein knappes halbes Jahr lang hatte der 45-Jährige als Finanzvorstand der Landesbank-Tochter Mitteldeutsche Leasing AG (MDL) gedient, aber vieles erlebt.

Die Finanzsituation der MDL gilt als Schlüssel zur Klärung des Millionen-Streits zwischen dem Tutzinger Unternehmer Ludwig Hausbacher und dem Freistaat über den Wert der MDL-Anteile. Sowohl Landesbank als auch CDU hatten daher gestern großes Interesse daran, Hausbacher in schlechtes Licht zu rücken. Ein so starkes Interesse offenbar, dass die MDL, wie Meurer auf Nachfrage von SPD-Sonderermittler Karl Nolle zugab, Anfang März der Meurer-Familie ein nettes Dresden-Wochenende auf Schloss Eckberg „spendiert“ habe.

Nur wenige Tage nachdem der Banker im März 2002 bei der MDL-angeheuert hatte, musste er feststellen, dass der scheinbar schicke Dampfer, der ihn zu Karriere-Träumen verlockt hatte, stark zu lecken schien. „Wir hatten Geld genug, nur die Aufträge fehlten“, beschrieb Meurer die „verheerende Finanz- und Ertragslage“. Ende August 2002 sei ein Minus von rund zwei Millionen Euro aufgelaufen. Die Kosten („auch für Renovierungskosten an einer Privatimmobilie von Hausbacher“) überstiegen erheblich die Erlöse. „Letztlich haben wir das Eigenkapital aufgezehrt.“ Schuld sei vor allem der von Hausbacher verantwortete Vertrieb gewesen. „Viel zu viele riskante Verträge“, kritisierte Meurer. Nur ein Drittel des Leasing-Geschäfts sei durch den MDL-Vertrieb abgewickelt worden. Der größte Teil, vor allem drei Großkunden, seien jedoch von Hausbachers IIL GmbH auf die MDL übertragen worden. „Mit horrenden Provisionen“, so Meurer. Das Ganze wäre – im technischen Sinne – durchaus ein „In-sich-Geschäft“. Als er versucht habe gegenzusteuern, so Meurer, sei er zum Aufhebungsvertrag genötigt worden.

„Das war ein richtiger Saftladen“, zog der PDS-Landtagsabgeordnete Sebastian Scheel nach fast zehnstündigem Ausschuss-Marathon Bilanz. Ex-MDL-Chefin Andrea Braun ist im April vorgeladen.