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Mitbestimmen am Goldenen Reiter

Am Neustädter Markt in Dresden startet einer der größten Bürgerbauwettbewerbe. Und Sie können dabei sein. Mit Ihrer Idee, Ihrer Kritik - oder sogar in der Jury.

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© René Meinig

Von Sarah Herrmann

Dresden. Es ist zurzeit einer der meistdiskutierten Orte in Dresden: In die Pläne der Stadt zur Gestaltung von Königsufer und Neustädter Markt mischen sich viele Stimmen und Meinungen. Von Initiativen und Verbänden, wie der allgegenwärtigen Gesellschaft Historischer Neumarkt, über Politiker bis hin zu Anwohnern. Nun soll ein Wettbewerb möglichst viele der Ansichten miteinander verbinden. Wie dieser funktioniert, wurde am Montagabend im Neustädter Ortsbeirat vorgestellt. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Um welches Areal geht es?

Im Wesentlichen geht es um das Königsufer zwischen Finanzministerium und Hotel Bellevue. Auch der Neustädter Markt sowie die dazwischenliegende Straße sollen in die Konzepte einbezogen werden. Allerdings endet das Gebiet an der bestehenden Bebauung des Neustädter Markts. Dort soll es einen separaten Wettbewerb des Wohnungsunternehmens Vonovia geben.

Was ist das Ziel?

Ziel ist, ein städtebauliches Konzept umzusetzen, das zur historischen Bebauung passt und Königsufer wie Neustädter Markt gerecht wird. Dabei sollen Grün und wichtige Sichtbeziehungen erhalten bleiben. Das Barockviertel soll besser angebunden und der Neustädter Markt zum urbanen Treffpunkt werden. Die Aufgabenstellung wurde von der Verwaltung bewusst offen gehalten. Die Impulse sollen im Wettbewerb kommen. Auf Basis des Siegerkonzepts soll letztlich ein Bebauungsplan für das Areal entstehen. „Wir wollen eine Lösung, die von einer möglichst breiten Basis mitgetragen wird“, sagt Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain. „Deshalb machen wir den ganzen Zinnober.“

Wie läuft es im Detail ab?

Die Stadtverwaltung will einen zweiphasigen Wettbewerb durchführen. Jedermann kann anonym eine Arbeit einreichen. Von den Vorschlägen ermittelt eine Jury zunächst die acht besten Ideen. Unter diesen wird in einem weiteren Schritt ein Sieger ausgesucht.

Wer sitzt in der Jury?

Zum einen soll es im Preisgericht voraussichtlich elf stimmberechtigte Sachpreisrichter geben. Darunter sind sechs Dresdner Stadträte. Zudem werden zwölf Stadtplaner, Architekten und andere Experten als Fachpreisrichter eingesetzt. Bei ihnen hat die Stadtverwaltung nicht nur darauf geachtet, dass sie aus verschiedenen Regionen kommen. Die Jury-Mitglieder vertreten auch unterschiedliche Baustile. Neben den Sach- und Fachpreisrichtern sollen in der Jury auch Vertreter der Stadtverwaltung sowie zwei interessierte Bürger sitzen. Sie sind zwar nicht stimmberechtigt, dürfen die Preisrichter aber beraten.

Wie kommt man in die Jury?

Bevor der Wettbewerb startet, will die Stadt ein Bewerbungsformular online stellen. Dieses können alle Dresdner, die in der Jury sitzen wollen, ausfüllen. Allerdings werden nur zwei ausgewählt – per Los.

Kann man sich anders beteiligen?

Ja. In Bezug auf die Bürgerbeteiligung ist die Gestaltung das umfangreichste Projekt, das es in Dresden jemals gab. „Mehr geht nicht“, sagt der Baubürgermeister. So hat es bereits verschiedene Workshops, einen Runden Tisch sowie Anfang November ein sogenanntes World Café mit über 100 Beteiligten gegeben. Dabei konnten Anwohner, Händler und Interessierte ihre Ideen und Wünsche äußern. Diese wurden in die Aufgabenstellung eingearbeitet. Ein Protokoll der Veranstaltung gibt es online. Damit ist die Bürgerbeteiligung aber noch nicht abgeschlossen. Auch während des Wettbewerbs soll es immer wieder die Möglichkeit geben mitzureden. So werden die eingereichten Arbeiten vor jeder Entscheidung der Jury ausgestellt und können von Dresdnern kommentiert werden.

Wann geht es los?

Die Neustädter Ortsbeiräte haben sich am Montagabend einstimmig für die Durchführung des Wettbewerbs ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung muss allerdings der Stadtrat treffen. Das wird voraussichtlich Anfang März passieren. Stimmen die Stadträte zu, könnte der Wettbewerb im Mai im europäischen Amtsblatt ausgeschrieben werden. Im September ist die erste Entscheidung der Jury geplant – nachdem interessierte Bürger ihre Anmerkungen eingereicht haben. Im Februar kommenden Jahres könnte dann ein Sieger gekürt werden. Dessen Ideen fließen in den Bebauungsplan. Dieser muss nach der Aufstellung ebenfalls noch einmal in den städtischen Gremien besprochen werden. Bis der Neustädter Markt ein neues Gesicht bekommt, dauert es also.