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Mittwochs singt’s und klingt’s bei Iwan

Der Seniorenchor „Sächsische Schweiz“ feiert 30. Geburtstag – er vereint gesellige Ex-Bürgermeister.

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Von Peter Salzmann

Verwunschener kann das Domizil nicht sein. In Borna führt die Gaststätte „Zum Iwan“ dennoch kein Mauerblümchendasein. Die rührige Wirtin Kerstin Pietzsch freut sich, wenn der Kletterverein Kanzeltürmer 1911, der Skatclub Gersdorf, die Saunafreunde und vor allem der Seniorenchor Sächsische Schweiz zu Gast sind.

Die 21 betagten Sängerinnen und Sänger in schmucker grün-weiß-schwarzer Kleidung jubilieren, wenn Chorleiter Werner Kretzschmar in die Tasten greift und mit seinem „Weltmeister“-Akkordeon für stimmungsvollen Rhythmus garantiert. Der 84-jährige Musiklehrer, langjährige Schuldirektor und Chorleiter in Reinhardtsdorf und seine Frau Lissy gehören zu den Chorgründern anno 1982 und sind jetzt im Februar 65 Jahre verheiratet.

Alles begann 1982, als sich Bürgermeister aus Pirna und Umgebung zu einem Chor formierten. Die Ratsoberhäupter aus Städtchen und Dörfern der Sächsischen Schweiz sorgten erstmals für Aufsehen, als sie mit „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“ in der Hans-Georg-Ponesky-TV-Estrade „Alles singt“ im Leipziger „Haus der heiteren Muse“ einen Aha-Effekt provozierten, geleitet von Werner Kretzschmar.

„Mittlerweile gehören 200 Titel zu unserem Repertoire“, sagt Lore Kegel aus Langenhennersdorf. Die 77-Jährige ist seit sechs Jahren Vorsitzende der Vokalgemeinschaft und bescheinigt ihrem Chorleiter „engagierte Arbeit mit Lust und Liebe, der uns immer wieder begeistert.“ Heimat- und Volksweisen, Stimmungslieder - oft in einer Bearbeitung von Werner Kretzschmar -, aber auch Musicalmelodien haben das Primat.

Lores Stellvertreterin Maritta Bedrich, Ex-Bürgermeisterin von Borna-Gersdorf, nennt Herbert Roths Hit „Blauer Himmel, grüne Berge“ als das Lieblingslied der singenden Senioren, aber auch das „Elbelied“ und den Titel „Bei uns in der Sächsischen Schweiz“. Und sie unterstreicht: „Wir wollen unsere heimische Region bekannt machen.“ Das gelingt seit drei Jahrzehnten vortrefflich, auch im Ausland. Denn die singenden Bürgermeister konnten sich klangvoll zu Seniorentreffen in Österreich, Italien und Tschechien, aber auch in Koblenz und Nürnberg zum Beispiel wirkungsvoll in Szene setzen.

Die Lieder überzeugen

Wenn Lore Kegel und Maritta Bedrich ins Erzählen kommen, dann muss man mit einem Redeschwall rechnen. Beide sind mit Herz und Sinnen dabei und haben mit ihren Choristen viel erlebt. Ob an den Masuren oder im „Oberhofer Bauernmarkt“, ihr Gesang in der Lüneburger Heide, in Süd-Tirol, im Teutoburger Wald, in Altenbrack im Harz oder in Saalbach-Hinterglemm: Die Lieder des Seniorenchores Sächsische Schweiz überzeugten mit ihrer Heimatverbundenheit. Auch 1989 im Mai auf einem Elbdampfer zur 25. „Alles singt“-Sendung im Fernsehen.

Die 21 Sangeslustigen haben ein Durchschnittsalter von 74 Lenzen. Mit 92 Jahre ist Vera Wahl aus Köttewitz die Älteste und Edelgard Haupt aus Zuschendorf mit 69 die Jüngste. Noch heute sind zehn Ex-Bürgermeister von der Partie. Darunter sind Heinz Eidam aus Bad Schandau und Werner Bitterlich aus Graupa, der vor wenigen Tagen 75 wurde. „Hoch soll er leben“ und „Sag dankeschön mit roten Rosen“ ließ ihm zu Ehren Werner Kretzschmar sein Instrument erklingen; die betagten Sänger stimmten ein. Sie kommen alle zwei Wochen aus elf Gemeinden nach Borna, um in der Gaststätte ihrem Gesang zu frönen.