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Alte DDR-Bungalows beschäftigen die Feuerwehr in Moritzburg

Die Feuerwehr Moritzburg musste im vergangenen Jahr zu 126 Einsätzen ausrücken. Der Gemeindewehrleiter erzählt von fehlendem Respekt, gefährlichen Bungalows und trügerischen Kerzen.

Von Lucy Krille
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Die Feuerwehr bekämpfte Ende 2021 in Bad Sonnenland den Brand eines Bungalows. Das war kein Einzelfall, wie der Moritzburger Gemeindewehrleiter erklärt.
Die Feuerwehr bekämpfte Ende 2021 in Bad Sonnenland den Brand eines Bungalows. Das war kein Einzelfall, wie der Moritzburger Gemeindewehrleiter erklärt. © Norbert Millauer

Moritzburg. Eins stellt Thomas Hoppe gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar: Die Feuerwehr ist kein Verein im klassischen Sinne. Schließlich sind die Kameraden Tag und Nacht abrufbereit, egal ob es brennt, stürmt oder es einen schweren Verkehrsunfall gab. Umso mehr ärgert er sich über zunehmende Missachtung und Respektlosigkeit gegenüber den Einsatzkräften. Vor den Gemeinderäten und -rätinnen stellte Hoppe am Montagabend einige Zahlen und Fakten vor. Saechsische.de nennt die sechs wichtigsten.

Positive Mitgliederentwicklung

Derzeit sind 158 einsatzbereite Kameraden und Kameradinnen bei der Feuerwehr gemeldet. Am Ende des Jahres, wenn der Nachwuchs von der Kinderfeuerwehr nachrückt, werden zudem 81 Jugendliche in der Jugendfeuerwehr aktiv sein. Mittlerweile gibt es wieder in jedem Ortsteil eine Jugendfeuerwehr, freut sich Hoppe. Die Mitglieder sind zwischen acht und 16 Jahre alt.

Dazu kommen 66 Personen in der Alters- und Ehrenabteilung, die im Hintergrund mit helfen. Hoppe spricht von einer positiven Entwicklung, was die Mitgliederzahlen angeht. "Zum Stand vor einem guten Jahr waren es noch 154". Man konnte über die letzten Jahre die Mitgliederzahlen konstant hochhalten.

Respektlosigkeit gegenüber Kameraden nimmt zu

Leider sei es nicht mehr immer gewährleistet, dass die Mitglieder ihren Dienst ungestört verrichten können. Nicht nur in Berlin, sondern auch vor Ort in der Gemeinde erlebe man Gewalt gegen Einsatzkräfte. "Das muss angesprochen werden, denn die Kameraden machen das freiwillig in ihrer Freizeit und gegen Einsatz ihrer Gesundheit", macht Hoppe deutlich. Er erzählt von Autofahrern, die unbedingt an Einsatzorten vorbei wollen. "Kameraden wurden beschimpft, angepöbelt und sogar absichtlich angefahren, damit sie den Weg frei machen." Das habe nichts mit Wertschätzung und Respekt zu tun.

126 Einsätze und drei Fehlalarme

Im vergangenen Jahr wurden die Feuerwehren in Moritzburg zu 126 Einsätzen gerufen. Die meisten davon sind Technische Hilfsdienste, etwa bei Stürmen oder Wasserschäden. Über das Gemeindegebiet hinaus werden die Moritzburger vor allem in Radebeul oder Radeburg hinzugezogen.

Innerhalb der Gemeinde wurden die Kameraden beispielsweise in die Wälder rund um Steinbach, an den Dippelsdorfer Teich oder zu Flurstücken zwischen Auer und Weinböhla gerufen. Dreimal gab es einen Fehlalarm. "Da wurde zum Beispiel ein Feuerschein im Fenster gesehen, es handelte sich aber um eine Kerze aus dem Dekoshop". Glücklicherweise seien die Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen aber deutlich zurückgegangen, sagt Hoppe.

DDR-Bungalows werden zum Problem

Ein riesengroßes Problem in nahezu allen Ortsteilen der Gemeinde seien die Wildbauten von Feriensiedlungen und Bungalows. Manche lebten darin das ganze Jahr, oft sei es nur ein "Hausen", so die Einschätzung von Hoppe. Die zu DDR-Zeiten entstandenen Bungalows seien über die Jahre in alle Richtungen gewachsen und entsprächen nun natürlich keiner Bauvorschrift mehr. Hoppe erzählt von alten Kachelöfen, die nicht vom Schornsteinfeger geprüft sind. Bauholz statt Briketts überhitzen die Öfen, die dann den Raum in Brand setzen, wie es erst vergangenen Freitag in Moritzburg der Fall war. "Die Siedlungen sind weit ab vom Schuss, da haben wir wenig Chancen, rechtzeitig zu reagieren", sagt Hoppe.

Schwere Verkehrsunfälle bleiben in Erinnerung

In Erinnerung bleiben Hoppe Einsätze, bei denen Menschen ums Leben gekommen sind. 2023 wurden die Reichenberger etwa innerhalb von zwei Tagen zu zwei Gefahrgutunfällen gerufen, auch mit tödlichem Ausgang. Etwa 15 Mal im Jahr müssen die Kameraden und Kameradinnen schwere Technik wie Atemschutzgeräte nutzen. Die Ausstattung der Feuerwehr bezeichnet Hoppe als gut im Durchschnitt. Jedoch müsse in den nächsten Jahren viel ersetzt werden, um das Niveau zu halten.

Den Feuerwehren in Moritzburg fehlen Fachkräfte

Das Durchschnittsalter der Kameraden und Kameradinnen beträgt 37 Jahre. Was zum einen hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt, bringt aber gleichzeitig ein Problem mit sich. In der Altersgruppe ab 50 Jahren fehlen Leute. Genau diese erfahrenen Kameraden sind es aber oft, die spezielle Ausbildungen zum Gruppenführer, Maschinist oder Spezialgeräteträger haben. Deshalb wird beispielsweise die Moritzburger Ortsfeuerwehr mit gerufen, wenn in Steinbach während der Arbeitszeit die Sirene angeht.