Moritzburg. An neugierigen Blicken mangelt es nicht, wenn Wanderer, Radfahrer oder Spaziergänger auf dem Weg zwischen Auer und Moritzburg an der Münchenauwiese vorbeikommen. Und manchmal bleibt es nicht dabei. Arbeitet Steffen Pritzke auf der Fläche, dann gibt der Forstwirtschaftsmeister vom Moritzburger Staatswaldrevier auch gern Auskunft zu dem, was hier passiert.
Der fast mannshohe weitmaschige Forstzaun lässt vermuten, dass hier eine Waldfläche neu aufgeforstet wird. Ganz verkehrt ist das nicht. Doch dazu passt nicht das schöne Tor aus knorrigem Robinien- und hellem Lärchenholz. Und erst recht nicht der sich deutlich absetzende Weg aus Holzhackschnitzeln, der sich durch die eingezäunte Fläche mäandert. Und da sind ja auch noch die drei jungen Leute in Forstkleidung, die große und kleine Feldsteine zu einem Haufen aufschichten. Was also passiert hier an dieser exponierten Stelle im Friedewald?
Auf dem etwa 300 Meter langen und 30 bis 40 Meter breiten Streifen waren vor ein paar Jahren die meisten Bäume einem der vielen Stürme zum Opfer gefallen. „Wir haben als Sachsenforst auch die Aufgabe Waldränder zu gestalten“, sagt Marko Groß, der Moritzburger Revierleiter. So wurden im vergangenen Jahr erstmals auch 600 Sträucher an einen Waldrand bei Steinbach gepflanzt. Sie sollen künftig nicht nur eine Art Schutzmantel für den Wald bilden, sondern auch Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten. Ein gestalteter Waldrand soll verhindern, dass starker Wind frontal auf große Bäume trifft.
Auf der etwa 0,8 Hektar großen Fläche an der Münchenauwiese soll nun allerdings ein besonderes Projekt umgesetzt werden - ein erlebbarer Waldrand. Im vergangenen Jahr hatte Steffen Pritzke das Areal vorbereitet. Inzwischen sind auch die ersten kleinen Bäumchen in den Waldboden gepflanzt worden. An Flatterulmen spielen die Blätter im Wind. Winzige Weißtannen zeigen reichlich frische hellgrüne Nadeln. Mit den typischen buschigen Nadeln präsentieren sich dagegen einige Zirbelkiefern. Komplett braun sind dagegen die eigentlich schon größeren Küstentannen. Sie haben den Start am neuen Standort nicht geschafft. „Da müssen wir neue pflanzen“, sagt Steffen Pritzke.
Immer fünf Pflanzen von einer Art sollen künftig ein Quartier bilden. „Es wird eine Nadelholz- und eine Laubholzseite geben und auch Sträucher sind geplant“, erklärt der Forstwirtschaftsmeister. Als Beispiele für letztere nennt er Pfaffenhütchen, Kreuzdorn, Spitzdorn und Heckenrose. Zu den noch auf der Fläche verbliebenen Bäumen wie Birke, Hainbuche, Ahorn, Roteiche, Kiefer und Eberesche werden sich so weitere heimische Arten hinzugesellen.
Alle werden eine kindgerechte Beschilderung bekommen“, sagt Steffen Pritzke. „Kurz, prägnant und vor allem auch in der richtigen Höhe.“ Weitere Tafeln sollen Informationen zum Waldaufbau und auch zu hier vorkommenden Tieren liefern. Vor allem zu Amphibien. Denn an diese hat der Forstwirtschaftsmeister bei dem Projekt besonders gedacht. So wurde eine kleine Mulde angelegt die - aus wasserführenden Schichten und Niederschlägen gespeist - als Kleinstgewässer dienen soll. Also Sonnenplätze für Ringelnattern und Eidechsen sind die Steinhaufen gedacht, die von den Forstlehrlingen am Mittwoch aufgeschichtet wurden. „Die Steine haben sie zuvor im Wildgehege aufgelesen“, ergänzt Steffen Pritzke. Wenn der Holzschnitzelweg noch etwas verfestigt ist, soll er auch mit Kinderwagen befahrbar sein.
Seit 2018 rund 60 Hektar aufgeforstet
Wer Interesse hat, vielleicht zu einem besonderen Anlass Geld für ein Pflanzquartier zu spenden, kann sich an das Revier im Forsthaus Kreyern wenden. Eile ist dabei nicht geboten. Denn wie der Forstmann sagt, wird die Umsetzung des Projektes wohl rund zehn Jahre dauern. Ein für Entwicklungen im Wald eher kurzer Zeitraum.
Umso mehr freut sich Marko Groß, dass seine 2018 testweise gepflanzten Esskastanien ihm inzwischen teilweise deutlich über den Kopf gewachsen sind. Während durch Stürme, Hitze, Trockenheit und vor allem den Borkenkäfer die Fichte fast aus seinem Revier verschwunden ist und auch die Kiefern weiter unter den Käfern leiden, hat Marko Groß in den vergangenen Jahren je nach Standort unter anderem auch Stiel- und Roteichen, Hainbuchen, Linden, Bergahorn, Lärche, Vogelkirsche, Erle und Weißtanne gepflanzt, um den Waldumbau voranzubringen. Rund 60 von insgesamt 1.500 Hektar seines Reviers wurden so seit 2018 wieder aufgeforstet.