Moritzburg. Mittwochvormittag hatte Sachsens staatlicher Schlösserbetrieb (SBG) den Fahrplan für die schrittweise Wiedereröffnung seiner Museen bekanntgegeben. Schloss Moritzburg öffnet demnach am 9. April. „Ich habe mich sehr gefreut, als ich Mittwochnachmittag gesehen habe, dass für Freitag bereits die ersten Zeitfenstertickets gebucht waren“, sagt Museumsleiterin Dominique Fliegler am Donnerstag im SZ-Gespräch. Ein Rundgang durch die barocken Ausstellungsräume des einstigen Jagdschlosses der Wettiner ist entsprechend den aktuellen Corona-Verordnungen derzeit nur nach Online-Buchung einer solchen Eintrittskarte möglich.
Bevor sich die Tore wieder öffnen, gibt es gestern noch viel zu tun. In den prachtvoll ausgestatteten Räumen wird noch einmal der Staub von Spiegelrahmen und Türen gewischt. Im neu möblierten und gestalteten Empfangsbereich wird ein letztes Mal die Technik gecheckt, die den Besuchern ab sofort ein völlig neues Erlebnis beim Schlossrundgang bescheren soll. Nachdem im Vorjahr auf der Albrechtsburg Meißen erfolgreich ein sogenanntes HistoPad eingeführt wurde - als die deutschlandweit erste Sehenswürdigkeit - zieht nun Moritzburg nach.
Mit dem hochmodernen Tablet-Guide können sich die Gäste auf eine unvergessliche Augmented-Reality-Tour begeben und dabei in den Schlosssälen auf eine besondere Zeitreise zu gehen. Die Nutzung des Geräts ist standardmäßig im Eintrittspreis enthalten. Sicherlich macht das neue Angebot Schloss Moritzburg für potenzielle Besucher nun noch ein bisschen interessanter. In Meißen haben die positiven Rückmeldungen zum HistoPad jedenfalls die Erwartungen der Museumsleute bei Weitem übertroffen.
Mehr Individualtouristen statt Reisebussen
Schloss Moritzburg kann indes schon jetzt auf gute Besucherzahlen verweisen, auch wenn die Schlösserland-Bilanz für das Museum 2020 ein Minus von fast 90.000 Gästen ausweist. Der Grund dafür ist vor allem der coronabedingte Ausfall der Aschenbrödelschau im vergangenen Winter. In normalen Jahren zieht diese um die 100.000 Gäste an. „Im Sommer waren wir dagegen mit 105.000 Besuchern nicht sehr weit vom 2019er Ergebnis mit 126.000 Gästen entfernt“, sagt die Schlosschefin. Und das, obwohl das Museum erst Mitte Mai mit anderthalb Monaten Verspätung in die Saison starten konnte.
Und auch dann nur mit vielen Einschränkungen. „Die Reisebus-Touristen fielen weg und auch Führungen waren kaum möglich.“ Kompensiert wurden die Ausfälle aber zum großen Teil durch Individualtouristen aus vielen Bundesländer, vor allem auch den westlichen. „Einige haben Sachsen und Moritzburg durch die Corona-Beschränkungen als lohnenswertes Ziel entdeckt“, ergänzt Dominique Fliegler.
Zu dem guten Ergebnis der Sommersaison hat aus Sicht der Schlosschefin aber auch die Sonderausstellung zum Thema Mythos August beigetragen, die anlässlich des 350. Geburtstags von Sachsens berühmtesten Kurfürsten gezeigt wurde. „Die Erwartungen und auch Reaktionen der Besucher waren sehr unterschiedlich.“ Leider konnten aufgrund der Hygienevorschriften viele interaktive Stationen der Schau nicht genutzt oder mussten umgestaltet werden.
Zunächst als Notlösung für die Konzerte im Speisesaal gedacht, entpuppte sich die Nordterrasse für das Kammermusikfestival als ein Veranstaltungsort mit ganz eigenen Qualitäten. Auch in diesem Jahr wird sie nun erneut ein wichtiger Bestandteil im Programm des renommierten Festivals.
Aschenbrödel kommt wieder auf die Schlossterrasse
Nicht weniger gut sei beim Publikum und bei den beiden beteiligten Akteuren - dem Schloss und den Landesbühnen Sachsen - die Moritzburg-Premiere des Aschenbrödel-Musicals angekommen. „Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Häusern hat auf Anhieb gut funktioniert“, sagt Dominique Fliegler. „Deshalb haben wir auch für dieses Jahr gern wieder daran angeknüpft.“ Definitiv hätten sich die Landesbühnen mit den Aufführungen aber in die Erfolgsgeschichte Aschenbrödels an diesem Ort eingeschrieben. Möglich, dass das künftig sogar seinen Niederschlag in der Winterschau zum Kultfilm findet. „Denn auch das Musical ist inzwischen Teil der Fankultur“, so die Museumsleiterin.
Neben dem vorab zu buchenden Zeitfensterticket ist für den Besuch des Schlosses auch ein negativer tagaktueller Schnell- oder Selbsttest erforderlich.