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Müll in der Altkleidersammlung

In den Containern vom DRK-Kreisverband landet so manches, was dort nicht hinein gehört. Sogar angebissene Döner.

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© Arvid Müller

Von Nina Schirmer

Radebeul. Die Säcke rollen schon auf den Gehweg, als Christian Rusch den Container hinterm Bahnhof in Kötzschenbroda aufschließt. Der Altkleiderbehälter vom Deutschen Roten Kreuz ist gut gefüllt. Innerhalb von einer Woche haben sich darin rund 20 Säcke angesammelt. Das ist nicht ungewöhnlich, sagt Christian Rusch. Meistens sei noch mehr drin. Der 65-Jährige leert die Altkleidercontainer vom DRK-Kreisverband Dresden-Land zusammen mit seinem Helfer Carsten Ritter aus. Dabei erleben die Männer oft unschöne Überraschungen. Denn in den großen Behältern landet nicht nur abgetragene Kleidung, wie es sich gehört. Die Container werden von manchen Leuten auch als Mülltonne missbraucht.

Auch neben den Containern wird abgeladen. Vieles gehört nicht in die Kleiderspende.
Auch neben den Containern wird abgeladen. Vieles gehört nicht in die Kleiderspende. © Christian Rusch
CDs, Filme und Uhren landen in der Altkleidersammlung. Dafür gibt es aber noch Verwendung.
CDs, Filme und Uhren landen in der Altkleidersammlung. Dafür gibt es aber noch Verwendung. © Arvid Müller
In diesem Container fanden die DRK-Leute Kaffeefilter, Pappteller und anderen Unrat.
In diesem Container fanden die DRK-Leute Kaffeefilter, Pappteller und anderen Unrat. © Christian Rusch

Im Behälter hinterm Bahnhof in Kötzschenbroda taucht zwischen all den Säcken mit Hosen, Jacken und Blusen ein alter Werkzeugkoffer auf. Christian Rusch öffnet ihn. Leer. Das Teil ist wertlos, erst recht für eine Kleiderkammer. Der Fahrer wirft es trotzdem in den Transporter. Der Werkzeugkoffer wird entsorgt. Das sei noch vergleichsweise harmlos. Der „Problem-Container“, wie Christian Rusch ihn nennt, kommt erst noch. Die beiden DRK-Männer starten jeden Montag früh um acht ihre Tour. Insgesamt 20 Container hat der Kreisverband in seinem Gebiet aufgestellt. Elf davon stehen rund um Radebeul und Cossebaude. Die werden einmal in der Woche geleert. Die Container auf den Dörfern um Radeburg und im Schönfelder Hochland kommen alle zwei Wochen dran.

Auf seinem Handy zeigt Rusch, was er dabei schon alles erlebt hat. Auf den Fotos sind zugemüllte Container zu sehen. Alte Holzpaletten liegen darin. Kaffeefilter, kaputte Teppiche, Getränkekartons, Plastebecher. Ein besonders krasses Beispiel mussten die DRK-Leute im letzten Sommer im Dresdner Stadtteil Wachwitz erleben. Dort hatten Leute Lebensmittel und Küchenabfälle in den Container geworfen. Darunter ein angebissener Döner. Bei 30 Grad Hitze gammelte alles vor sich hin. Die Altkleider waren verschmutzt.

Sind das Dummejungenstreiche? Das könne er schlecht einschätzen, wer so etwas macht, sagt Rusch. Auffällig sei aber, dass vor allem Container, die abgelegen sind, oft missbraucht werden. In Radebeul ist der Problem-Standort der Behälter hinterm Aldi in der Weinböhlaer Straße gegenüber vom Obi. Der Container steht etwas versteckt hinter dem Einkaufsmarkt. Auch zuletzt hat er seinem schlechten Ruf wieder alle Ehre gemacht. Die Überreste eines Weihnachtsbaums haben Leute daneben gestellt. Immerhin nur daneben.

Oft hat Christian Rusch hier auch schon allerlei Abfall in dem Container gefunden. Grünschnitt zum Beispiel. Wahrscheinlich aus der Kleingartenanlage in der Nähe, vermutet er. Auch Küchenabfälle und sogar alte Asphaltplatten aus DDR-Zeiten lagen schon drin. Das klingt nicht nach Jugendlichen, die sich einen schlechten Scherz erlauben, sondern nach Leuten, die dort gezielt ihren Müll reinschmeißen, weil sie zu geizig oder zu faul sind, den Abfall legal zu entsorgen. In einem Container gegenüber von einem Restaurant in Radebeul finden die Männer regelmäßig Weinkartons. Am Ende geht es auf Kosten jener, die auf die Kleiderspenden angewiesen sind.

Die Kleiderkammer in der Forststraße in Radebeul hat dreimal in der Woche geöffnet. Dann herrscht dort reger Besuch, sagt Innocent Töpper, Leiter der Rotkreuz-Dienste. Verschiedenste Altersgruppen kämen, um sich für wenig Geld gut erhaltene Kleidung zu holen. In die Kleiderkammer kommen nur die Sachen, die richtig gut erhalten sind. Das sortieren die Männer schon aus, wenn sie am Container stehen. Abgetretene Schuhe kommen nicht rein. Kaputte und dreckige Sachen werden sowieso nicht genommen. Christian Rusch hat es sogar schon erlebt, dass Unterwäsche ungewaschen in der Altkleiderspende gelandet ist.

„Die hatte noch Gebrauchsspuren.“ Alles, was für die Kleiderkammer nicht in Frage kommt – und das ist der Großteil – verladen die Männer am Ende ihrer Tour in einen Container. Die Sachen werden zu einem Resteverwerter nach Bayern verschickt. Dort gibt es noch einmal eine Überprüfung. Manche Sachen gehen dann weiter nach Übersee. Andere werden zum Beispiel zu Putzlappen verarbeitet.

In den Containern finden die DRK-Männer auch immer lose Sachen. Obwohl extra außen dran steht, dass die Sachen in Säcken verpackt werden sollen. „Bitte aber nicht in gelbe Säcke“, sagt Rusch. „Die reißen meistens schon beim Reinwerfen.“ Die Männer müssen dann alles mühsam einzeln auflesen. Bei der letzten Entleerungstour war auch eine DVD, mehrere Uhren und eine Frank-Schöbel-CD dabei. Das gehört zwar streng genommen auch nicht in die Altkleiderspende, wird aber von den DRK-Leuten nicht so ernst gesehen. Die Sachen kommen in die Kleiderkammer. Dort gibt es meistens noch einen Abnehmer.