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Müllermilch will nach oben

Am Standort Leppersdorf sollen höhere Gebäude errichtet werden. Nicht jeder ist damit einverstanden.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Das Werk von Sachsenmilch in Leppersdorf ist ein Gigant. Etwa 2 500 Menschen arbeiten hier, gut 1,7 Millionen Tonnen Joghurt, Quark und andere Milchprodukte verlassen jedes Jahr die Anlagen an der A 4. Und die Leckereien sind begehrt. Sachsenmilch will deshalb seine Produktion ausbauen und dazu braucht das Unternehmen Platz.

In dem Papier mit dem sperrigen Namen „Dritte Änderung, Bebauungsplan Gewerbegebiet Leppersdorf“ soll genau das ermöglicht werden. Es wird derzeit innerhalb des Genehmigungsverfahrens in der Gemeinde Wachau diskutiert. Vorgesehen ist darin unter anderem eine dichtere Bebauung des Werksgeländes. Das spiegelt sich in der Erhöhung der sogenannten Grundflächenzahl wider. Sie soll nach den Plänen des Unternehmens von 0,8 auf 0,95 steigen. Dann müssen auf dem Gelände nicht mehr 20 Prozent Grünfläche vorgehalten werden, sondern nur noch fünf Prozent. Eine dichtere Bebauung wäre also möglich. „Uns geht es darum, das Werksgelände so intensiv wie möglich zu nutzen und Erweiterungen zu vermeiden“, sagt Dr. Frank Weile, Technischer Leiter von Sachsenmilch in Leppersdorf. Ein weiterer Wunsch des Unternehmens ist die Veränderung der Bauhöhen. So sollen auf einem Areal im Osten des Werksgeländes künftig Gebäude mit einer Höhe von 40 Metern möglich sein. Bisher sind 35 Meter zulässig. „Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wollen wir diese Gebäude dort etwas höher bauen als die bisherigen“, begründet er den Wunsch. Es handelt sich nach seinen Angaben um Flächen, die sich auf der von Leppersdorf abgewandten Seite befinden, also vom Ort aus gesehen im hintersten Zipfel. Die Entfernung zum Dorf ist sehr groß, sagt der Technische Leiter. „Die größere Höhe würde von Leppersdorf aus nicht zu bemerken sein.“

Hochhäuser vor Leppersdorf?

Der Ortschaftsrat von Leppersdorf ist da anderer Meinung. „Wir lehnen das ab. Das sind dann fast Hochhäuser vor den Toren von Leppersdorf“, sagt Falk Hanitzsch. Gemeinderat und Ortschaftsrat der offenen Bürgerliste (OBL) aus Leppersdorf. Ähnlich sieht das Ortsvorsteher Volkmar Lehmann (OBL). „Das geht zulasten von Leppersdorf“, sagt er. Frank Weile weist darauf hin, dass in diesem hinteren Bereich noch Erdreich abgetragen wird, bevor neue Gebäude errichtet werden. „Wir verlängern das bisherige Werksniveau. Das heißt, es wird eine durchgängige Ebene vom vorderen Werksbereich bis nach hinten geben. Der Hügel hinten wird abgetragen.“

Unterstützung bekommt er vom Gemeinderat Andreas Schneider (CDU). „Nach meinem Eindruck wird die größere Höhe im hinteren Teil nicht auffallen.“ Ähnlich sieht es der Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU). „Ich glaube nicht, dass das auf die Entfernung einen Unterschied macht.“ Eine Entscheidung ist in der Frage noch nicht gefallen. Nach einem Vorschlag des Bürgermeisters soll der Gemeinderat auf seiner Sitzung am 12. April darüber abstimmen.

Autobahnauffahrt soll Werkszufahrt werden

Keinen Streit gibt es dagegen über die geplante Verlegung der Zufahrt zum Werk. In einigen Jahren soll die jetzige A-4-Auffahrt Richtung Görlitz als Werkszufahrt genutzt werden. Bekanntlich wird mit der Fertigstellung der S 177 zwischen Radeberg und Leppersdorf die momentane A-4-Anschlussstelle um einige Hundert Meter Richtung Dresden versetzt. Sachsenmilch will dann Teile der alten Autobahnauffahrt nutzen. Auf der Fläche zwischen der Autobahn und dem Werk wird außerdem ein Bach, der das Areal zerschneidet, verlegt. Er wird in den weiter östlich fließenden Geräumbach umgeleitet. Ziel der Arbeiten ist die Schaffung von zusammenhängenden Bauflächen. Auf diese Weise werden aufwendige Brücken oder Kanäle vermieden. Auch auf der südlichen Fläche soll es einige Veränderungen geben. So muss mit dem stetigen Ausbau des Werkes auch die Kapazität der Kläranlage erhöht werden. Es soll die planungsrechtliche Voraussetzung für eine perspektivische Erweiterung des Kläranlagenstandortes geschaffen werden. Außerdem ist vorgesehen, unter der dort verlaufenden Hochspannungsleitung innerhalb des Werksgeländes eine Umfahrung zu bauen. Wegen der Stromleitung dürften in diesem Bereich ohnehin keine Gebäude errichtet werden.

Sachsenmilch ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Jetzt geht langsam der Platz aus. 2011 ging eine neue Anlage zur Verarbeitung von Molke in Betrieb. 2014 wurde das neue Gasturbinen-Kraftwerk hochgefahren. Die Tochterfirma Optipack hat eine zusätzliche Anlage zur Herstellung von Plastikbehältern erhalten. Außerdem entstanden neue Silos für das Kunststoffgranulat. Für die Produktion von Milchzucker wurden eine Trocknungsanlage, eine Mahlanlage und zwei Silos zur Lagerung errichtet. Das sind nur einige Beispiele der zurückliegenden Investitionen.