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Musiker wird Vater am Muttertag

Vier Tage wurde auf der Burg Kriebstein die Zeit ins Mittelalter zurückgedreht. Das wahre Leben fordert aber seinen Tribut.

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© André Braun

Von Claudia Erbert

Kriebstein. „Donner mit Doria“, „Reinmar der Riese“, „Fleapits“, „Pierolina“ – die Namen der Darsteller versprechen ein buntes Programm für vier Tage Zeitreise auf der Burg. Der Holzofen brennt, der Schmied hämmert im Burghof, der Sattler haut Nieten in Lederhelme, die hölzernen Tavernen locken mit wilden Weinkreationen: Sanddorn mit Chili, Granatapfel und Ingwer. Das Knoblauchbrot duftet bis in die Räume der Burg. Überall gibt es etwas zu entdecken.

Am Sonntag soll es eigentlich ein Nachmittagsspektakulum zum Muttertag geben. Der tritt aber im wahrsten Sinne des Wortes ein, sodass die Musiker aufgrund „anderer Umstände“ die Bühne verlassen müssen, da einer von ihnen direkt in den Kreißsaal gerufen wird. Seine Frau wird direkt am Muttertag zur Mutter. „Wünschen wir der neuen Familie alles Gute, wir improvisieren inzwischen“, meint Paula Herold. Zusammen mit Reinmar Stass als Riese überbrücken sie die Zeit, die eigentlich für Musik vorgesehen war, mit vielen lustigen Gaukeleien. „In dieser Kanne sind 4500 Liter Wasser, wenn ich die hier hin gieße, habt ihr ein Schwimmbad“, erklärt der über zwei Meter große Künstler. Am Ende der Vorführung sind die Eltern nass und die Kinder begeistert.

Für die Kinder sind vor allem die Schwerter und Helme interessant, doch auch Peter Bobe aus Niederfrohna lockt die Gäste. Er schöpft hauptberuflich Papier und gestaltet Glückwunschkarten, Geschenkanhänger, Lesezeichen und faltet aus den Papieren Schachteln. In jedem Blatt ist etwas zu finden: „Kornblumen habe ich am liebsten und die Ostseealgen, aber die muss man direkt vor Ort verarbeiten, sonst werden sie braun. Auch alle Blüten müssen frisch sein, getrocknet laufen sie sonst aus.“

Papiermacher zeigt Handwerk

Er weiß so viel zu erzählen, dass schon der Kauf eines Schöpfrahmens zum Papiermacherkurs wird, doch die Kunden hören begeistert zu. Schließlich sollen die eigenen Papiere auch schön werden. „Und wenn mal ein Teil kaputt geht, schicken sie es zu mir und ich schicke ihnen kostenlos ein neues. Auch wenn sie Fragen haben, haben sie keine Angst mich anzurufen, ich helfe ihnen immer“, betont der Papiermacher, der das Handwerk in Dänemark gelernt hat.

Im Hof duellieren sich in der Zwischenzeit die schwarzen Ritter und zeigen ihre Künste. In den schweren Rüstungen schwitzen sie in der Sonne, das hindert sie aber nicht daran, die Schwerter zu schwingen und lautstark zuzuschlagen. Auch ohne viele Worte sind die Szenen zu verstehen. Die Darsteller sind ein eingespieltes Team und trotz der bestehenden Verletzungsgefahr wissen die teilweise aus Tschechien stammenden Darsteller genau, wie sie das Publikum gleichzeitig zum Lachen und Staunen bringen.

„Erotik in der Gotik“ steht abends auf dem Programm, Bertholdin Paula Jana Herold erzählt Süffisantes aus der Burggeschichte für die Erwachsenen. Nachmittags gibt es von ihr stattdessen Kost(e)geschichten, in denen sie berichtet, was die Ritter damals aßen und wie so manches Gericht zu seinem Namen kam.