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Mutige Männer

Nachdem eine Frau jahrelang auf dem Ebersbacher Bürgermeisterstuhl sitzt, werben nun Herren um die Wählergunst.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Ebersbach. Margot Fehrmann war in Ebersbach unangefochten. Seit 21 Jahren ist sie Bürgermeisterin, und zwei Mal wurde sie ohne Gegenbewerber wiedergewählt. Nun kandidiert die 64-Jährige am 24. September aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Plötzlich werden nach und nach männliche Interessenten bekannt, die das Erbe der erfolgreichen Gemeindechefin antreten wollen. In der Vergangenheit sahen sie wohl keine Chance gegen die starke CDU-Frau, die auch auf Kreisebene agil ist. Jetzt aber werden die Karten neu gemischt.

Renè Müller: Nominiert von der FDP, 45 Jahre, aus Freitelsdorf, Polizeihauptkommissar, bisher nicht kommunalpolitisch tätig.
Renè Müller: Nominiert von der FDP, 45 Jahre, aus Freitelsdorf, Polizeihauptkommissar, bisher nicht kommunalpolitisch tätig. © privat
Roland Drobisch: Nominiert von den Freien Wählern, 53 Jahre, aus Ebersbach, Tischlermeister, bisher Gemeinderat und Ortschaftsrat.
Roland Drobisch: Nominiert von den Freien Wählern, 53 Jahre, aus Ebersbach, Tischlermeister, bisher Gemeinderat und Ortschaftsrat. © Archiv/Marion Gröning
Mirko Stelzner: Einzelkandidat, 44 Jahre, aus Cunnersdorf, Autoverkäufer, kommunalpolitisch bisher nicht aktiv, Jugendclubmitglied.
Mirko Stelzner: Einzelkandidat, 44 Jahre, aus Cunnersdorf, Autoverkäufer, kommunalpolitisch bisher nicht aktiv, Jugendclubmitglied. © Kristin Richter

Der Versierte mit dem Verwaltungsbonus

Zuerst bekannte sich Falk Hentschel als Bewerber und wurde von der CDU nun auch offiziell nominiert. Schon eine Weile gilt er heimlich als passender Nachfolger. Der 31-Jährige ist Diplom-Verwaltungswirt und hat einen Masterabschluss. Derzeit arbeitet er im sächsischen Landtag in Dresden, hat also gute Kontakte und ist kommunalpolitisch versiert. Hentschel ist seit acht Jahren im Gemeinderat einer der Aktivsten und Klügsten. Seit über zehn Jahren hat er bereits Erfahrungen als Ortschaftsrat. Seine Fähigkeiten stellte er bei manch heikler Diskussion in den Gremien unter Beweis. Gut vernetzt ist der Cunnersdorfer auch durch den Förderverein der Oberschule, wo er im Vorstand mitwirkt, und im Schloss-Förderverein Lauterbach. Auch hier setzt er sich für ein attraktives Aushängeschild der Ebersbacher ein. „Wunsch des CDU-Gemeindeverbandes ist es, dass das erfolgreiche Wirken unserer langjährigen Bürgermeisterin mit mir als Bürgermeister fortgesetzt wird“, sagt Falk Hentschel. Zu seiner Entscheidung habe er sehr viel positive, unterstützende und motivierende Resonanz erfahren. „Dies kommt in den zahlreichen Gesprächen, die ich fortlaufend führe, zum Ausdruck“, so Hentschel. Als wichtige Ziele sieht er auch künftig den Zusammenhalt und das Miteinander für eine aktive Bürgergesellschaft in Vereinen oder in der Feuerwehr, die gleichmäßige Entwicklung aller Ortsteile, Sicherung und Ausbau der finanziellen Stabilität der Gemeinde und die Internet-Infrastruktur. Seine langjährigen Erfahrungen in der öffentlichen Verwaltung würden ihm da helfen.

Ebersbach hat die Wahl

Die Bürgermeisterwahl findet in Ebersbach zeitgleich mit der Bundestagswahl am 24. September statt.

Bis 28. August können noch Wahlvorschläge beim Wahlausschuss der Gemeinde eingereicht werden. Ausschussvorsitzende ist Hauptamtsleiterin Wildemann.

Der hauptamtliche Bürgermeister wird für sieben Jahre gewählt und ist für ca. 4000 Einwohner zuständig.

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Der Polizist, der bisher kaum in Erscheinung trat

Er ist der Kandidat aus dem Nichts. Die FDP hat René Müller voriges Wochenende auf einem Sonderparteitag in Rödern als Bewerber für Ebersbach bestimmt. Vor etlichen Jahren ist Müller zugezogen. Der 45-Jährige arbeitet als Polizeihauptkommissar in der Region und engagierte sich bisher nicht kommunalpolitisch, wirkt aber in der Bürgerinitiative Gegenwind Rödernsche Heide mit. Dort wird er als besonnener, verantwortungsbewusster Mensch beschrieben, der verwaltungstechnisch versiert und „keine Brauseflasche“ ist. Die BI kämpft seit Jahren gegen Windräder im Erholungswald der Rödernschen Heide.

Der Handwerksmeister als lokaler Sympathieträger

Roland Drobisch erklärte überraschend seine Kandidatur in der vergangenen Gemeinderatssitzung. Die Freien Wähler unterstützen den bekannten Handwerksmeister. Roland Drobisch bringt als alteingesessener Tischler eine Menge lokale Erfahrung mit, seit 18 Jahren ist er Gemeinderat, seit vielen Jahren auch Ebersbacher Ortschaftsrat. Der 53-Jährige vertritt jetzt schon als zweiter Bürgermeister-Vize Margot Fehrmann in Abwesenheit. Roland Drobisch ist Vorsitzender im örtlichen Schützenverein und mischt im Mühlen- und Heimatverein mit. „Mein Ziel als Bürgermeister wäre es, kontinuierlich in der Gemeindeentwicklung weiterzumachen und vor allem die Oberschule zu erhalten“, sagt der Ebersbacher. Mit einem Wurfzettel will er sich in allen Haushalten vorstellen.

Der Einzelkandidat, der noch Stimmen sammelt

Mirko Stelzner aus Cunnersdorf ist 44 Jahre und arbeitet als Autoverkäufer im Autohaus Wachtel in Kalkreuth. Sein Vater ist der langjährige Gemeinderat Frank Stelzner (Freie Wählergemeinschaft), seine Mutter die Cunnersdorfer Ortsvorsteherin. „Ich bin im besten Alter, und ich werbe als Einzelkandidat gerade um die nötigen Unterstützungsunterschriften, um zur Wahl zugelassen zu werden“, meint Stelzner. Das sei schwierig, per E-Mail wäre dieser Akt für Montagearbeiter viel einfacher. Viele Einwohner hätten ihm aber gesagt, dass sie ihm das Amt zutrauen würden, so der Cunnersdorfer. Er könne reden und sei sympathisch. Der Einzelhandelskaufmann wurde vom örtlichen Jugendklub zum Ehrenmitglied ernannt, wo er gern und oft mithilft.