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Nach dem AfD-Parteitag

Die AfD und ihre Gegner haben weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die sind für Riesa nicht immer schmeichelhaft.

Von Antje Steglich
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Die Sperrung vor der Riesaer Sachsenarena war am Montag wieder aufgehoben, viele Delegierte parkten dort ihre Autos, während sie in der Arena beim AfD-Bundesparteitag ihre Kandidaten für die Europawahl wählten.
Die Sperrung vor der Riesaer Sachsenarena war am Montag wieder aufgehoben, viele Delegierte parkten dort ihre Autos, während sie in der Arena beim AfD-Bundesparteitag ihre Kandidaten für die Europawahl wählten. ©  Sebastian Schultz

Riesa. Von Russland über Frankreich bis Spanien, von den USA über Rumänien bis Japan – Riesa machte am vergangenen Wochenende weltweit Schlagzeilen. Weil Hunderte Delegierte beim AfD-Bundesparteitag in der Sachsenarena ihre Kandidaten für die Europawahl im Mai bestimmten und den Austritt Deutschlands aus der EU, also den sogenannten Dexit, diskutierten, ist das vielen Zeitungen, Onlineportalen und Fernsehsendern eine Nachricht wert.

Zugegeben, manch ausländischer Journalist hat so seine Probleme mit dem Namen. Von „Rosa“ bei einer griechischen Sonntagszeitung bis zu „Lisa“ in einem taiwanesischen Blatt ist manch kuriose Variante zu lesen. Allerdings dürfte nun jeder Politikinteressierte wissen, dass Riesa im sächsischen Osten Deutschlands liegt. Über den Parteitag hinaus wird die Stadt den Lesern, Zuhörern und Zuschauern nur selten vorgestellt – abgesehen vielleicht von einem sehr umfangreichen Stadtporträt beim Deutschlandfunk. Und wenn doch, geht es vor allem um NPD und AfD. 

Die türkische Tageszeitung Yeni Asya erwähnt zum Beispiel, dass die Stadt in den vergangenen Jahren auch Neonazi-Aktionen erlebt hat und Sitz eines NPD-Regionalbüros ist, womit die Deutsche Stimme gemeint sein dürfte. Die internationale Wochenzeitung Epoch Times mit Sitz in New York titelte indes „Riesa: Sportstadt mit Sympathie für die AfD“ und beschrieb die Stadt als AfD-Hochburg in Sachsen. Im Online-Portal der taiwanesischen Storm Media Group war von friedlichen Protesten außerhalb des Konferenzsaales die Rede. Zudem wird die Stadt als Heimstätte der NPD und der „Deutschen Stimme“ beschrieben: „Es gab viele Vorfälle im Zusammenhang mit den Neonazis“, so die Storm Media Group.

Die Deutsche Welle, der staatliche Auslandsrundfunk Deutschlands, hatte selbst einen Redakteur nach Riesa geschickt. Der berichtete vom Parteitag und unterhielt sich unter anderem mit AfD-Delegierten, die von einer schlechten Stimmung in der Region erzählten. „So viel Pessimismus unter jungen Menschen kann erklären, warum die AfD im alten Osten Deutschlands so stark ist“, schrieb daraufhin Kay-Alexander Scholz, „abseits der Zentren ist das Leben dort oftmals trist, selbst in Riesa an der schönen Elbe, dem Ort der Europawahlversammlung, dort wo Dresden eigentlich nicht weit weg ist. Man kann es manchen Gegenden geradezu ansehen, dass sie AfD-Hochburgen sind.“ Dazu wird das Foto eines heruntergekommenen Bauernhofes, irgendwo zwischen Meißen und Riesa gezeigt.

Positive Wochenend-Bilanz

Diese Meinung dürfte die Initiative „AfD? Adé!“ wohl nicht teilen. Sie hatte in den vergangenen Tagen zahlreiche Gegenveranstaltungen in der Stadt organisiert. Lesungen, Diskussionsrunden und auch die Demonstration am Sonnabendnachmittag. Der gebürtige Riesaer und Kopf der Initiative Erik Richter zog nun eine positive Bilanz: „Das ist das Bild, was wir gern zeichnen wollten. Ein friedlicher, inhaltsbasierter Protest. 

Im Vorfeld die Themenabende liefen sehr gut. Wir hatten sehr angeregte Diskussionen, die uns zeigten, dass wir nicht allein sind. Im Gegenteil!“ Er kündigte zudem an, dass die Initiative unter dem Motto „Nationalismus und Rassismus bekämpfen“ und unter Mitwirkung vieler Vereine, Parteien und Gewerkschaften keine Eintagsfliege sei. „Wir planen schon weitere Aktionen zusammen mit den Bündnissen, die uns am Wochenende unterstützten.“

Auch die Polizei zieht eine positive Parteitags-Bilanz: „Das Versammlungsgeschehen in Riesa war grundlegend friedlich“, so Polizeisprecher Marko Laske. Es habe nur einige wenige Vorfälle gegeben. Dennoch zeigte die Polizei weiter Präsenz – auch wenn eine von der bundesweiten Gruppe „Karneval der Alternativen“ eine für Montag in der Innenstadt angemeldete Kundgebung abgesagt wurde. Laut Marko Laske waren Anfang der Woche noch etwa hundert Beamte vor Ort.

Montagabend endete der viertägige Bundesparteitag der AfD. „Wir sind sehr zufrieden mit Riesa und Sachsen“, sagte der Sprecher der AfD-Bundesgeschäftsstelle Michael Pfalzgraf, „die Bedingungen in Riesa sind hervorragend.“ So schnell werde allerdings keine Bundes-Veranstaltung wieder in Riesa stattfinden: „Nach den Europawahlversammlungen in Magdeburg und Riesa werden wir die nächste Veranstaltung (Parteitag) in einem westlicheren Bundesland stattfinden lassen.“