Merken

Nach über 40 Jahren ist Schluss

Sieben Lehrer der Region treten ihren Ruhestand an. Ganz verabschieden wollen sie sich jedoch nicht.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dietmar Thomas

Von Eric Mittmann, Heike Heisig und Verena Toth

Region Döbeln. Ihren Ausstand gaben sie bereits außerhalb der Schule. Zur Feier des Tages hatten Christine Riedel, Gloria Petzold und Marion Möbius vom Harthaer Martin-Luther-Gymnasium nach Altenhof geladen. „Wir sind alle noch ein wenig zweigeteilt, wenn wir jetzt über den Abschied nachdenken“, sagte Deutsch/Geschichte-Lehrerin Gloria Petzold. Und Christine Riedel, Lehrerin für Deutsch, Ethik und Russisch, ergänzte: „Ich glaube, ich fahre oft hin. Wir können ja immer mal nach dem Rechten sehen.“ Zunächst geht es für alle drei jedoch erst einmal auf Reisen. „Wir haben ein paar Kurztrips geplant und im Herbst geht es dann nach Südafrika“, so Marion Möbius. 41 Jahre hat die Geografie/Sport-Lehrerin unterrichtet, ebenso wie Christine Riedel. Bei Gloria Petzold waren es 40 Jahre. Nach 26 Jahren am Harthaer Gymnasium gehen die drei Lehrerinnen in Rente.

Birgit Saupe (rechts) und ihre Stellvertreterin Marietta Bromberger von der Lernförderschule Roßwein.
Birgit Saupe (rechts) und ihre Stellvertreterin Marietta Bromberger von der Lernförderschule Roßwein. © Dietmar Thomas
Die Waldheimerin Ingrid Müller scheidet nach 44 Jahren aus dem Lehrerberuf aus.
Die Waldheimerin Ingrid Müller scheidet nach 44 Jahren aus dem Lehrerberuf aus. © Verena Toth
Gottfried Kummer von der Pestalozzi-Oberschule Hartha will auch weiterhin unterrichten.
Gottfried Kummer von der Pestalozzi-Oberschule Hartha will auch weiterhin unterrichten. © Dietmar Thomas

Mit dem Ende des Schuljahres beginnt auch in diesem Jahr wieder für zahlreiche Lehrer der Region ein neuer Lebensabschnitt. So wurde nicht nur am Martin-Luther-Gymnasium Abschied gefeiert, sondern auch an der Lernförderschule „Albert Schweitzer“ in Roßwein, an der Grundschule Waldheim sowie zweimal an der Pestalozzi-Schule in Hartha. Dort verließen Rebecca Stephan – Lehrerin für Deutsch, Mathe und Musik – die Grund- und WTH/Sport-Lehrer Gottfried Kummer die Oberschule. „Ich werde aber auch in Zukunft ein paar Stunden übernehmen, da die Schule aktuell keinen Informatik-Lehrer hat“, sagte Gottfried Kummer. „Wir sind froh, dass er uns noch erhalten bleibt. Zusammen mit einer weiteren Kollegin konnten wir die Info-Stunden abdecken“, erklärte Schulleiterin Kerstin Wilde.

Nach 42 Jahren im Schuldienst und 35 Jahren an der Lernförderschule „Albert Schweitzer“ in Roßwein war für Schulleiterin Birgit Saupe am Freitag der letzte Arbeitstag. Daran habe sie nur ungern denken wollen, aber die Wehmut sei inzwischen einem guten Gefühl gewichen: „Ich übergebe eine sanierte Schule an einem gesicherten Standort. Mein tolles Kollegenteam kann mit wirklich verlässlichen Partnern weiterarbeiten“, sagt Birgit Saupe und schließt damit Eltern, die Stadtverwaltungsmitarbeiter als Schulträger, Helfer aus der Wirtschaft und Schulförderer ein.

Als die scheidende Schulleiterin von Ebersbach nach Roßwein gekommen ist, fand sie dort die kleinste Schule in der Region vor. Die ist auf mehr als 200 Schüler gewachsen und bietet als einzige weit und breit einen Hauptschulabschluss an. Der Abschied fällt Birgit Saupe leichter, weil das Kollegium im August vier Tage nach Hamburg verreist. Auch sonst will die Etzdorferin viel von der Welt sehen und endlich mehr Zeit für die Familie haben. In ihren letzten Stunden an der Schule denkt sie an Volker Höhme und Barbara Neumann. Beide Lehrer hätten ihr viel für ihr eigenes Lehrerdasein mit auf den Weg gegeben.

Fast ihr ganzes Leben lang gehörte die Grundschule in Waldheim zu ihrem Lebensmittelpunkt. Zehn Jahre hat Ingrid Müller selbst dort die Schulbank gedrückt. Nach dem vierjährigen Studium in Leipzig kehrte sie als angehende Lehrerin zurück. Und auch nach dem Referendariat blieb sie der Schule treu. 44 Jahre lang als Lehrerin für Grundschulkinder. Bis heute.

Nun ist für Ingrid Müller der endgültig letzte Schultag gekommen. Zum letzten Mal hat sie Zeugnisse an ihre Schützlinge ausgegeben. Die Waldheimerin verabschiedet sich in ihren wohlverdienten Ruhestand. „Es ist ein seltsames Gefühl“, verrät sie. „Eine Mischung aus Vorfreude, aber auch etwas beklemmend“. Schließlich war die Waldheimer Schule mehr als ein halbes Jahrhundert ihr zweites Zuhause.

Sie erinnert sich gern an ihre eigene Schulzeit. „Ich hatte mit Margit Seidel eine tolle Lehrerin. Sie war es auch, die mich zum Lehrerberuf inspiriert hat“, erzählt sie. „Ich habe schon damals als Jugendliche gern mit Kindern gearbeitet.“ Dass sie für ihre Referendariatszeit ihre alte Schule in der Heimat ausgewählt hat, war deshalb auch nur logisch. „Und nach dem Studienabschluss war für mich auch klar, dass ich gern wieder nach Waldheim zurückkehren wollte. Schließlich kannte ich die Kollegen, die Eltern und das Umfeld sehr gut.“

Bereut habe sie ihre Entscheidung nie. „Es gibt sicher immer mal Ecken und Kanten. Die Kinder haben sich in den Jahren verändert, sie sind heute etwas mehr herausfordernd. Aber alles in allem hat mich der Beruf immer ausgefüllt“, sagt die 64-Jährige. Doch jetzt haben erst einmal die Familie und der Ehemann Vorrang. Wandern gehen, Lesen, Gartenarbeit – darauf freue sie sich in ihrer nun berufsfreien Freizeit.

Aber vielleicht wird sie doch schon bald wieder in einer Schule zu sehen sein. Dann aber als stolze Oma, die ihre Enkelin Hanna auf ihren ersten Schritten in die Schulzeit begleitet.