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Nächtlicher SEK-Einsatz in Pethau

Die Polizei entdeckt in dem Zittauer Ortsteil in der Hauptstraße 43 eine Hanfplantage. Der Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft.

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© SZ Thomas Eichler

Von Mario Heinke

Neun Fahrzeuge rollen Sonntagnacht die Hauptstraße in Pethau entlang und halten gegenüber dem Haus Nummer 43, kurz vor der Brücke. Es ist kurz vor halb zwei. 20 Beamte des Spezial-einsatzkommandos (SEK) Sachsen und der Polizeidirektion Görlitz stürmen das Mehrfamilienhaus. So schildert ein Anwohner die nächtlichen Vorgänge, von denen die Menschen in der unmittelbaren Umgebung fast nichts mitbekommen haben. Der Anwohner erzählt außerdem, dass die Polizisten mehrere Pflanzkübel und Lüftungssysteme aus dem Gebäude herausgetragen haben. Die Polizeikräfte entdeckten eine Indoor-Plantage, bestehend aus 290 Hanfpflanzen. Der 31 Jahre alte Bewohner, der unter anderem wegen Körperverletzung bei der Polizei bekannt ist, wurde festgenommen.

Die Drogenpäckchen fanden Polizisten in einem Autoreifen bei weiteren Durchsuchungen in drei Bundesländern.
Die Drogenpäckchen fanden Polizisten in einem Autoreifen bei weiteren Durchsuchungen in drei Bundesländern. © Polizei Brandenburg

Der Einsatz des SEK ist seither das Gesprächsthema im Zittauer Ortsteil. Das Haus ist heruntergekommen, lediglich die Fassade zur Straße hin hat einen neueren Anstrich. Zwei große Hunde halten unerwünschte Besucher auf Abstand, das Gebäude soll von zwei polnischen Familien bewohnt sein, berichtet der Anwohner.

Am Montag bestätigten die Staatsanwaltschaft Potsdam und die Polizeidirektion West des Landes Brandenburg in einer Presseerklärung den Einsatz, der Teil einer konzertierten Aktion war. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen illegalen Handels mit Betäubungsmitteln offensichtlich gegen ein Drogen-Netzwerk.

So erfolgten am Wochenende unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Potsdam sieben Durchsuchungen in Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg. An der Aktion waren laut Staatsanwaltschaft 141 Beamte aus drei Bundesländern beteiligt. Sie konnten umfangreiche Beweismittel sicherstellen. So wie die Festnahme in Pethau blieben auch die Einsätze in den anderen Bundesländern nicht ohne Erfolg. Etwa 11,2 Kilogramm Amphetamine, 2,7 Kilogramm Marihuana, eine größere Bargeldsumme und 10 000 unverzollte Zigaretten fielen den Beamten in die Hände. Ein 24-Jähriger, der eine größere Menge an Betäubungsmittel von Hamburg nach Potsdam bringen wollte, sollte an in Großbeeren festgenommen werden. Hier versuchte er mit seinem Pkw zu flüchten und rammte drei Polizeiwagen, darunter zwei zivile Pkw der Spezialeinsatzkräfte. Dabei wurden zwei Polizeibeamte leicht verletzt, der Mann wurde vorläufig festgenommen.

Eine weitere Festnahme gab es am Sonntagmorgen kurz nach Mitternacht auf dem Zubringer von der Autobahn 10 zur Autobahn 9. Ein 27-Jähriger aus dem Landkreis Teltow-Fläming, der bereits in der Vergangenheit, unter anderem wegen ähnlicher Delikte in Erscheinung getreten ist, wurde mit seinem BMW gestoppt. Bei seiner Festnahme zog sich der Tatverdächtige leichte Verletzungen zu, lehnte aber eine ärztliche Versorgung ab. Seine Begleiterin, die zu diesem Zeitpunkt ebenfalls mit im Fahrzeug saß, erlitt einen epileptischen Anfall. Rettungskräfte behandelten die 27-Jährige ambulant.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung bei einem 25-Jährigen in Berlin, fand die Polizei Bargeld, Navigationsgeräte und etwa ein Kilogramm Marihuana. Im nordrhein-westfälischen Eschweiler durchsuchten Beamte die Wohnung eines 26-Jährigen und eine Shisha-Bar. Hier konnten mehrere Mobiltelefone und eine Schreckschusswaffe sichergestellt werden.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung in Potsdam nahmen Spezialeinsatzkräfte einen 27-Jährigen fest, der bei der Polizei bereits wegen Betäubungsmitteldelikten bekannt ist. Auch er wurde festgenommen.

Die vier festgenommenen Männer sind am Wochenende einem Ermittlungsrichter vorgeführt worden. Dieser erließ Haftbefehle. Die Tatverdächtigen sitzen nun in der Justizvollzugsanstalt in der Stadt Brandenburg in Untersuchungshaft. Gegen sie wird wegen des Verdachts des Drogenhandels ermittelt.

„Dachte ich mir, dass es was mit Drogen zu tun hat“, kommentiert ein Pethauer die Aktion. In dem Haus habe nachts immer Licht gebrannt. Obwohl die Jalousien geschlossen waren, schimmerte immer etwas Licht durch, so der Anwohner.