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Neue Bauflächen für Radibor

In Radibor soll gebaut werden. Doch im geplanten Bereich kann es zu Geruchsbelästigung kommen. Die Agrargesellschaft hat eine Alternative.

Von Kerstin Fiedler
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Der geplante Bauplatz hinter der Mehrzweckhalle.
Der geplante Bauplatz hinter der Mehrzweckhalle. © SZ/Uwe Soeder

Radibor. Wenn alles so klappt, wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt, dann wäre die Gemeinde Radibor bald um einige Bauplätze für Eigenheime reicher. Denn dann könnte in Radibor hinter der Mehrzweckhalle „Slavia“ und dem Schulgelände bald Baurecht herrschen. Doch dem voraus ging eine interessante Diskussion in der Ratssitzung.

Auf der Tagesordnung stand der Beschluss zu einer Bauleitplanung. Dabei sollte auf einer Fläche hinter der Straße Mühlhäuser ein Eigenheimstandort errichtet werden. Hintergrund ist, dass die Gemeinde an sich keinerlei eigene Flächen hat, um zum Beispiel jungen Familien Bauplätze anzubieten. Die Fläche an der Mühlhäuser gehört Bürgermeister Vinzenz Baberschke. Deshalb hat er sich von der Beratung im Gemeinderat zurückgezogen. Der stellvertretende Bürgermeister Peter Klimann überraschte dann den Gemeinderat. Denn der bat die Räte, dem Beschluss in dieser Form nicht zuzustimmen. Nicht, weil es sich um eine Fläche des Bürgermeisters handelt, der sie einem Investor zur Bebauung überlässt, sondern weil der Chef der Radiborer Agrargesellschaft, Sven Graff, davon erfahren hat. Graff hat für dieses Gebiet einige Bedenken geäußert und diese auch im Gemeinderat vorgetragen.

Geruch zieht vom Stall zum Ort

Graff erinnerte daran, dass sich vor zehn Jahren der Betrieb mit dem Neubau des Offenstalls erweitert hat. „Das war eine ziemlich zähe Planungsphase. Aber es gab immer eine gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde“, sagt Graff. Die Technik in den Ställen ist bei normalem Wetter so, dass die warme Luft, die aus den Ställen herausgezogen wird, weit nach oben entweicht. Aber am Standort der Ställe ist die überwiegende Windrichtung Südwest, also in Richtung Ort. Bei ungünstigem Wetter stinkt es dann eben auch mal. „Wenn Radibor in Richtung der Ställe wächst, könnte es Probleme geben“, sagt Graff. Nicht nur, dass sich Menschen, die sich dort ein Haus bauen, durch den Geruch belästigt fühlen könnten. Für den Betrieb geht es um Abstandsregelungen und den Schutz des Menschen vor Geruch, Lärm und Staub“, erklärt er. Eine Art Bestandsschutz für den Betrieb gibt es nur, wenn die Arbeit unverändert weiterläuft. „Sollten wir uns weiterentwickeln oder etwas verändern, muss alles neu bewertet werden“, sagt Sven Graff.

Doch er brachte einen Alternativvorschlag mit, über den Peter Klimann schmunzeln musste. Denn um die von Graff angebotene Fläche handelt es sich um genau das Gebiet, um das die Gemeinderäte – in unterschiedlicher personeller Besetzung – seit 1990 immer mal wieder gekämpft haben, um es zum Eigenheimstandort zu machen. Es handelt sich um eine Fläche hinter der Mehrzweckhalle „Slavia“ und dem Schulgelände. Dort befinden sich sieben Grundstücke, von denen zwei Drittel bereits der Agrargesellschaft gehören. Die Fläche wird landwirtschaftlich genutzt. Mit den anderen Eigentümern, von denen Graff die Flächen gepachtet hat, ist er bereits im Gespräch.

Über 15 Bauplätze möglich

Das Gelände an dieser Stelle liegt zwar auch in der Windrichtung West, ist aber durch die davor befindliche Bebauung geschützt. Wären bei der 15 000 Quadratmeter großen Fläche an der Mühlhäuser zwischen 13 und 15 Bauplätze entstanden, könnten es an der anderen Stelle bei gut 20 000 Quadratmetern noch mehr werden. Graff führte dann Vor- und Nachteile auf. Gut wäre beim neuen Vorschlag, dass damit Ställe und Biogasanlage in der Betreibung gesichert wären. Die Baustelle wäre besser gelegen, Schule und Bus sind gut zu erreichen. Und das Gebiet wäre noch erweiterbar, sagt Graff. Und zwar in der Form, dass dann die Grundstücke am Kirchweg Baurecht bekommen. Hintergrund ist, dass es dort ziemlich große Gärten gibt, auf denen auch noch ein neues Haus Platz hätte, erklärte im Nachgang Vinzenz Baberschke der SZ.

Nachteile wären zum Beispiel, dass die bisherige Planung hinfällig ist und die Bauleitplanung erst später beginnen kann. Aber nach Anfragen der Räte sagte Graff, dass er sich bemühe, bis Ostern eine Klärung der Grundstücksfragen herbeizuführen. Auch noch unklar ist, ob der Erschließungsaufwand größer wird, weil dort der Ort am höchsten liegt. Dennoch waren die meisten Räte überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. „Wenn wir dem Beschluss nicht zustimmen, haben wir aber eine gute Alternative“, sagt Albrecht Kuhne. Sven Lorenz findet, dass mit der Alternative das Gebiet hinter der Slavia-Halle deutlich aufgewertet wird. Ronny Jannasch, der einer der Geschäftsführer der Heidefarm Sdier ist, kann von einem ähnlichen Problem in Brösa berichten, wo mit einem Flächentausch auch eine Lösung gefunden wurde. Und Peter Klimann weiß, dass das Gebiet für den Flächennutzungsplan 2010 schon einmal beplant wurde.

Nun hoffen alle auf die Gespräche von Sven Graff mit den Eigentümern, denn die Planung soll dieses Jahr starten.