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Neue Blicke im alten Schloss

Die Aufräumarbeiten in Naundorf dauern noch Monate. Aber die nächsten Etappenziele stehen kurz bevor.

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© Foto: Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. An der Wand lehnt eine Beinprothese. Sie zeigt, der Weg zurück vom Kreispflegeheim zum Schloss ist weit und mühsam. So eindeutige Überreste aus der Heimzeit wie die Prothese sind inzwischen selten zu sehen im Schloss. Das Meiste ist schon entsorgt. Aber die Einbauten in die historische Bausubstanz, Zwischenwände und Wandverkleidungen, die zu entfernen, macht richtig Arbeit. Außerdem will Konstantin Hermann, der das Schloss im vergangenen Jahr gekauft hat, auch behutsam vorgehen. Alles, was zum alten Schloss gehört, soll möglichst erhalten bleiben oder wieder freigelegt werden.

Einblicke ins Schloss

Der Blick auf das Schloss ist wieder frei. Das Gestrüpp ist entfernt.
Der Blick auf das Schloss ist wieder frei. Das Gestrüpp ist entfernt.
Modernes Plastik steht im Kontrast zum historischen Sandsteinrahmen.
Modernes Plastik steht im Kontrast zum historischen Sandsteinrahmen.
Konstantin Hermann steht hier in dem früheren Brunnen im Garten. Von hier sieht man das Schloss von hinten.
Konstantin Hermann steht hier in dem früheren Brunnen im Garten. Von hier sieht man das Schloss von hinten.
Das Holzbein ist noch vom Pflegeheim übrig.
Das Holzbein ist noch vom Pflegeheim übrig.
Diese Rundbögen und die dicken Mauern sind in der ältesten Ecke des Schlosses zu finden.
Diese Rundbögen und die dicken Mauern sind in der ältesten Ecke des Schlosses zu finden.

Dafür legt er selbst mit Hand an und klopft beispielsweise eine Zwischenwand heraus. Dabei sieht er eben, dass diese direkt auf die alten Fliesen gemauert worden ist, die er natürlich erhalten will. Wenn im Obergeschoss die Zwischenmauer einmal raus ist, dann wird der ehemalige Flur wieder in voller Größe auf die Besucher wirken. Allein dieser Empfangsraum ist mit rund 70 Quadratmeter Fläche eines Schlosses würdig. Bei den Räumarbeiten helfen auch Nachbarn wie Raimund Kunze oder Günther Schwartze mit.

Die Vorsicht bei den Aufräumarbeiten lohnt sich. Dabei tauchen auch außergewöhnliche historische Dokumente auf, wie ein altes Dachblech. Auf dessen Rückseite hat ein Otto Heine 1941 mit Bleistift seine Zweifel notiert. Da steht neben dem Datum: „Im Krieg mit allen Nachbarn. Heil Hitler?“ So etwas bewahrt der Schlossherr natürlich auch auf.

Auf der Rückseite des Schlosses hat Hermann begonnen, den verwilderten Garten zu roden. Das Gestrüpp verschwindet, nur die schönen Bäume bleiben stehen. Hier hat er auch den ehemaligen Brunnen freigelegt. Außerdem ist ein Teil des Küchenanbaus bereits abgerissen. Das Untergeschoss mit einem alten eisernen Boiler steht jetzt ohne Dach und wird ebenfalls noch weggeräumt. Dabei fallen außergewöhnliche Kontraste ins Auge, wie ein Fenster mit Sandsteingewände, das aber mit moderner Plastikdämmung verschlossen ist. „Das ist von 1608, wahrscheinlich eines der ältesten Fenster im ganzen Schloss“, sagt Herrmann. Das Gewände besitzt eine spezielle Verzierung, ein sogenanntes Diamantfries.

Aber das reine Beräumen schlägt auch schon langsam um in Überlegungen zur Neugestaltung. Das ist schon deswegen erforderlich, weil die Handwerker für manche Abbauarbeiten Strom benötigen. So steht im Untergeschoss direkt vor dem alten Fenster mit seiner Sandsteinverzierung ein schwerer Eisenboiler, der zu schwer ist, um ihn mit Muskelkraft herauszuheben. Hier wäre es sinnvoll, ihn mit dem Schneidbrenner zu zerkleinern, aber dafür braucht es Strom.

Die ganzen Versorgungsleitungen liegen am Haus an, sind aber nach dem Auszug des Pflegeheims stillgelegt worden. Nach all den Jahren können sie auch nicht einfach so wieder ans Netz gehen. Die Gefahr eines Kurzschlusses wäre viel zu groß. Hermann will mit der Enso reden, wie er wenigstens provisorisch wieder Strom ins Schloss bekommen kann.

Hermann weiß, dass sein Schlossprojekt sich noch über viele Jahre hinziehen wird. Allein für das Beräumen hat er zwei Jahre Zeit eingeplant. Er setzt sich aber auch immer wieder Etappenziele. Zwei solche Termine stehen in den kommenden Wochen bevor. Zuerst ist es das Wochenende am 18. und 19. August, wenn der Naundorfer Heimatverein das jährliche Parkfest feiern wird. Zu diesem Anlass will Hermann Führungen durch das Schloss anbieten. Ebenso will er am 9. September zum Tag des offenen Denkmals das Schloss für Besucher zugänglich machen. Er will der Öffentlichkeit zeigen, wie viel von der wertvollen Bausubstanz noch erhalten ist und welche Schritte auf dem Weg zurück zum Schloss er schon zurückgelegt hat.