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Neue Chance für Jesauer Hundehof

Ines Mitschke aus Kamenz hat schon länger Sorgen - unter anderem mit Attacken auf ihre Tiere. Jetzt schöpft sie neuen Mut.

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© Rico Löb

Ina Förster

Ende April überschlugen sich die Ereignisse bei Ines Mitschke in Kamenz-Jesau wieder einmal. Unbekannte hatten Wurststücke auf ihrem Hof deponiert – gespickt mit Tacker-Nägeln. Allen war schnell klar: Das sollte ihre geliebten Hunde treffen. Und es hätte durchaus tödlich enden können. Die Polizei ermittelte, bis heute jedoch ohne Erfolg. Schon öfter war die Tierhalterin Ziel von Beleidigungen, anonymen Anzeigen und nun auch tätlichen Attacken.

14 Hunde lebten im Frühjahr auf ihrem Hof, darunter viele Pflegetiere. Doch für die 51-Jährige aus dem Kamenzer Ortsteil ist ein Leben ohne sie nicht vorstellbar. 2012 musste sie schon einmal einsehen, dass ihre Tierliebe etwas zu weit ging, und gab Hunde wieder ab. Ihre Gutmütigkeit wird nämlich oft ausgenutzt. Leute bringen Hunde zu ihr, da sie weniger verlangt als Tierheime. Zudem kommen Hunderassen zu ihr, die Heime nicht aufnehmen, da Listenhunde schwer zu vermitteln sind. Die Heime verweisen die Hundebesitzer sogar zu Ines Mitschke. Und sie sagt selten nein. Zwei Hunde wurden sogar schon einmal anonym vor ihrer Haustür ausgesetzt. Andere Besitzer holten ihre Tiere einfach nicht mehr ab, weil sie mit ihnen nicht zurechtkamen oder keine Verantwortung mehr übernehmen wollten. Trotzdem: Einigen Spaziergängern und Anwohner ist der Hof seit Jahren ein Dorn im Auge. Das ist ein offenes Geheimnis. Auch Ines Mitschke weiß davon. Nun meldet sich nach dem Wurst-Köder-Anschlag noch einmal eine Bekannte zu Wort.

Alle Hunde gut erzogen

Franziska Koch ist 27 Jahre alt und wohnt in Jesau. Eine unmittelbare Nachbarin ist sie nicht, kennt Ines aber schon, seitdem sie zwölf ist. „Wir stehen ständig im Kontakt, da ich die Patenschaft für einen Hund übernahm, diese besteht sechs Jahre“, sagt sie. Zudem hatte die junge Frau im vergangenen Jahr eine Futterspende gestartet, bei der knapp 230 Euro zusammenkamen. Sie kann die ungeheuerlichen Anfeindungen gegen die gutmütige Frau nicht verstehen. „Ihre Haltung wird immer nur nach Äußerlichem bewertet. Die Leute schließen daraus auf eine nicht artgerechte Haltung. Aber alle Hunde sind gut erzogen, werden tierärztlich versorgt und haben Auslauf“, so Franziska Koch. „Ines geht mit allen Hunden zweimal am Tag große Runden. Ist es also artgerechter, wenn ein Husky in einer Zweiraumwohnung gehalten wird, wo alles clean ist?“

Drei Tage Arbeitseinsatz

So wird angepackt

Ansprechpartner: Franziska Koch, Telefon 0152 04808089, E-Mail [email protected]

Vom 17. bis 19. Juli könnte man vorbeikommen – egal, wie viel Zeit jeder mitbringt, um zu helfen.

Wo? Neschwitzer Straße 60 in Jesau.

Mitzubringen sind, wenn möglich, Arbeitshandschuhe, Heckenschere, dringend Sichtschutzplatten und Farbe (etwas Unauffälliges)

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Sie möchte die Anfeindungen nicht mehr dulden. Deshalb entwickelte sie eine helfende Idee. „Mir geht es um einen Arbeitseinsatz. Nach den Vorfällen auf dem Hof habe ich mir Gedanken gemacht, wie man das ,schöne‘ Bild, das vielen wichtig zu sein scheint und nicht ganz abzustreiten ist, ermöglichen kann“, sagt sie. „Auf dem Grundstück müsste etwas getan werden. Und weil Ines gern selbst wieder etwas mehr Platz und Ordnung hätte, möchte ich eine Aufräumaktion starten. Sie hat nicht das Geld und die Kraft, dies alleine zu meistern, ist aber mit großer Freude und Motivation dabei“, so Franziska Koch. Über die Jahre habe sich durch verschiedene Lebensabschnitte und -ereignisse ein Berg an Müll angehäuft, der das Grundstück nach außen unschön aussehen lässt. „Ich habe aus diesem Grund von Freitag bis Sonntag einen Arbeitseinsatz in Jesau geplant. Ich denke, dass das ein Anfang sein kann, weil in den paar Tagen sicher nicht alles schaffbar sein wird“, so Franziska Koch.

Appell an die Mitmenschlichkeit

Nun sucht die junge Frau Mitstreiter, hat bereits viele Freunde und Bekannte per E-Mail angeschrieben, die helfen könnten. Übertitelt hat sie es mit „Aufräumaktion - Schöne neue Welt“. „Ich denke, man kann gemeinsam einen Lichtblick für Ines schaffen, aber dies braucht Zeit und Hände, die anpacken können.“ Die 27-Jährige weiß auch, dass die meisten sicherlich keinen Bezug zu dieser Frau haben werden. Aber sie appelliert an die Mitmenschlichkeit und kratzt so vielleicht am ichbezogen Leben vieler. Sie möchte Ines Mitschke einfach die Last des Chaos’ nehmen. Ihre Eltern haben sich bereits angeboten und finanzieren beispielsweise einen Container. Auch das Abfallwirtschaftsamt Kamenz und die Hoyerswerda Landhandels- und Dienste GmbH haben bereits schnell und unbürokratisch geholfen. „Vielleicht hören so irgendwann das Gerede und die Übergriffe auf, wenn die Menschen sehen, dass sich etwas bewegt“, wünscht sich Franziska. Sie freut sich auf das, was kommt. Und vor allem darüber, dass Ines selbst voller Tatendrang ist.