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Neue Flügel für ein Oderwitzer Kulturgut

Die Berndt-Mühle präsentiert sich wieder als echte Mühle. Weitere Neuigkeiten können Gäste zum Mühlentag entdecken.

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© Thomas Eichler

Von Mario Sefrin

Detlev Moeller und Kirsten Mank freuen sich – und sind stolz. Rechtzeitig zum diesjährigen Mühlentag am kommenden Pfingstmontag hat die Berndt-Mühle in Oberoderwitz am Donnerstag ihre vier Flügel zurückbekommen. Fünf Jahre hatte die älteste aller Oderwitzer Mühlen ohne sie auskommen müssen. „Die alten Flügel waren innen vergammelt“, sagt Detlev Moeller, auf dessen Grundstück die 230 Jahre alte Bockwindmühle steht. Das sei bei Mühlen aber konstruktionsbedingt nicht zu verhindern, weiß der 48-Jährige. „Etwa aller 20 Jahre brauchen Mühlen neue Flügel.“

Zum Mühlentag am Pfingstmontag laden beide an die älteste Oderwitzer Mühle ein.
Zum Mühlentag am Pfingstmontag laden beide an die älteste Oderwitzer Mühle ein. © Thomas Eichler

Die hat die Berndt-Mühle nun, und noch dazu neue, verzinkte Bügel, mit denen die Flügel an der Mühle befestigt werden. „Das hält auf Dauer“, sagt Detlev Moeller. Für ihn ist mit dem Anbringen der neuen Flügel ein großer Schritt zum Erhalt der Berndt-Mühle und damit auch zum Erhalt der Mühlentradition in Oderwitz geschafft. „Mein Ziel ist es, die älteste Bockwindmühle im Ort zu erhalten und bei der Erhaltung des Ortsbilds als Mühlendorf mitzuwirken“, beschreibt er sein Anliegen. Gleichzeitig will Moeller dafür sorgen, dass alte, fast vergessene Mühlentechnik erhalten bleibt und instand gesetzt wird, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Mühlen sind ein Kulturgut, das in meinen Augen erhaltenswert ist“, sagt Detlev Moeller. Seinen Einsatz dafür, speziell für den Erhalt seiner Berndt-Mühle, betrachtet er darum auch als Ehrenamt.

Ein teures Ehrenamt ist der Einsatz für die alte Mühle für Detlev Moeller allemal. So kosten ihn Anfertigung und Montage der neuen Flügel 20 000 bis 25 000 Euro, erklärt er. Und da seien die Jalousien für die Mühlenflügel noch nicht dabei. „Alle Arbeiten an der Mühle werden in Eigenleistung erbracht und ausschließlich privat finanziert“, sagt Detlev Moeller. Darum kämen er und seine Lebensgefährtin Kirsten Mank bei der Sanierung der Berndt-Mühle nur Schritt für Schritt voran. Zumal es auch im benachbarten Umgebindehaus, in dem beide leben, viel zu tun gibt. Gemessen am Umfang der notwendigen Arbeiten haben die zwei in den vergangenen zehn Jahren aber schon viel geschafft. So wurde die Mühle unter anderem gestrichen, die Mühle erhielt eine neue Stromzuführung, auch die Mechanik für die Jalousien wurde nachgebaut. Das Gelände um die Mühle wurde neu gestaltet, Wege angelegt sowie Rabatten geschaffen und bepflanzt.

2006 hat der Schwabe, den es damals beruflich in die Oberlausitz verschlagen hatte, die Oderwitzer Berndt-Mühle gekauft. „Die Mühle befand sich damals in keinem guten Zustand. Wir mussten zuerst einmal viel Müll beräumen“, erzählt Detlev Moeller. Der letzte Mühlenbetrieb lag zu dieser Zeit bereits Jahrzehnte zurück. „Nach dem Krieg war die Berndt-Mühle zwar noch auf Elektroantrieb umgebaut worden, doch die eher kleine Mühle hatte gegen die großen Mühlen in der Umgebung irgendwann keine Chance mehr“, sagt Moeller. Er hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der bewegten Geschichte der ältesten Oderwitzer Mühle beschäftigt, hat mit alten Einwohnern ebenso gesprochen wie mit Experten und Mühlenbauern. „Da steckt viel Puzzlearbeit drin. Ich hatte anfangs kaum Ahnung von Mühlen und habe viel gelernt“, sagt der Oderwitzer. Es sei bislang ein steiniger Weg gewesen, und steinig werde der Weg auch bleiben, so Moeller. Doch das macht ihm nichts aus: „Ich bin zufrieden mit dem, was wir bislang geschafft haben. Ich weiß, dass wir getan haben, was möglich war, und dass wir mit Herzblut dabei sind.“

Darum freut sich Detlev Moeller auch immer über Besucher, die mehr über die Berndt-Mühle erfahren wollen. „Wenn ich da bin, sind jederzeit Führungen möglich“, sagt Moeller. „Ich erzähle den Leuten dann Interessantes zur Geschichte der Mühle und erkläre die Technik.“ Zum Mühlentag am kommenden Pfingstmontag wird er das sicher ausgiebig tun. „Wir haben bereits an früheren Mühlentagen teilgenommen und hatten immer viele Besucher. Den Leuten gefällt das Flair der kleinen Berndt-Mühle“, weiß Detlev Moeller. Für die Besucher wird es zum Mühlentag darum auch eine Bewirtung auf dem neu gestalteten Außenbereich der Berndt-Mühle geben. Dort können sie sich ausruhen und den Ausblick über das Mühlendorf Oderwitz zum Spitzberg genießen. Und natürlich die Berndt-Mühle bewundern – die sich dank neuer Flügel auch optisch wieder als echte Mühle präsentiert.

Besichtigungen, Handwerkermarkt und Spielparcours zum Mühlentag

Im südlichen Landkreis Görlitz laden am Pfingstmontag viele Mühlen zu einem Besuch ein.

Neumann-Mühle Oberoderwitz, Langer Garten 13, Besichtigung/Führungen, Bewirtung

Berthold-Mühle Oberoderwitz, Dorfstraße 25, Besichtigung/Führung, Mühlenfest und Handwerksvorführungen

Berndt-Mühle, Oberoderwitz, Hintere Dorfstraße 14, Besichtigung/Führungen, Bewirtung

Birkmühle Oberoderwitz, Birkmühlstraße 12, Jubiläumsveranstaltung anlässlich der 200-Jahr-Feier, Natur- und Handwerkermarkt rund um die Mühle, circa 15 bis 20 verschiedene Händler und Gewerke, Besichtigung der Mühle, Hüpfburg, Kinderreiten, musikalisches Rahmenprogramm gemeinsames Singen der Birkmühlhymne, Mühlenführungen halbstündlich

Gustav Ritter – Neumühle Rennersdorf, Am Eichler 3, Besichtigung/Führungen und Hoffest mit Verkauf der eigenen Produkte

Bockwindmühle Kottmarsdorf, Obercunnersdorfer Straße 4, Führungen, Schaudrehen, Flegeldreschen, Personenwiegen auf der Dezimalwaage des Müllers, Mühlenrundweg-Wanderung, Handwerkermarkt, Märchen-Spielparcours, Kinderquads

Bockwindmühle Sohland am Rotstein, Paulsdorfer-Straße 169, Mühlenführungen 10 bis 18 Uhr, Oberlausitzer Küche (Grillstände, Feldküche), Kuchenbasar, kleinere Aktivitäten je nach Wetterlage

Niedermühle Lawalde, Mühlweg 6, Führungen bei laufendem Mahlwerk, Bewirtung(Alle Angaben ohne Gewähr)