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Neue Pläne für eine alte Schule

In Cunewalde entsteht ein modernes Kirchgemeindehaus. Davon profitieren auch Touristen, die die größte Dorfkirche Deutschlands besuchen.

Von Katja Schäfer
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Viele Jahre war die alte Kirchschule in Cunewalde dem Verfall preisgegeben. Jetzt beginnt die Sanierung. Pfarrer Friedemann Wenzel freut sich, dass die Arbeiten dank Fördergeld von der EU möglich werden.
Viele Jahre war die alte Kirchschule in Cunewalde dem Verfall preisgegeben. Jetzt beginnt die Sanierung. Pfarrer Friedemann Wenzel freut sich, dass die Arbeiten dank Fördergeld von der EU möglich werden. © SZ/Uwe Soeder

Cunewalde. Jahrelang war es dem Verfall preisgegeben. Sogar der Abriss wurde schon geplant für das Haus, das direkt gegenüber der Cunewalder Kirche steht, die als größte evangelische Dorfkirche Deutschlands und Teil der touristischen Route Via Sacra auch viele Besucher von außerhalb anzieht. Doch jetzt hat es wieder eine Zukunft. Die evangelische Kirchgemeinde will das Gebäude, das als alte Kirchschule bekannt ist, sanieren. Nach Abschluss der Arbeiten soll es das bisherige Kirchgemeindehaus ersetzen, das ein Stück entfernt davon steht.

„Als ich vor dreieinhalb Jahren nach Cunewalde kam, ist mir als Erstes aufgefallen, wie wenig einladend das Kirchgemeindehaus wirkt. Später bin ich immer wieder darauf angesprochen worden, dass in dieser Hinsicht was passieren sollte“, erzählt Pfarrer Friedemann Wenzel. Zwar wurde in das derzeit genutzte Gebäude in den vergangenen Jahren Geld und Arbeit gesteckt. Doch die grundlegenden Mängel lassen sich nicht so einfach beseitigen. Der Gemeindesaal, die Friedhofsverwaltung und andere Bereiche sind nur über Treppen zu erreichen; zum Büro des Pfarrers führt gar eine sehr steile. Den Zustand der Toiletten, die auch von Besuchern der Kirche genutzt werden, bezeichnet Wenzel als Zumutung.

All das sind Gründe dafür, dass sich die Kirchgemeinde entschlossen hat, in das ihr gehörende Gebäude, in dem bis 1982 Unterricht stattfand, zu investieren. Es liegt näher an der Kirche. Zudem sei es vom Grundriss her besser geeignet als das bisherige Kirchgemeindehaus, sagt der Pfarrer. Möglich wird die Sanierung, weil über das Leader-Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes Fördermittel zur Verfügung stehen. 380 000 Euro sind bewilligt. Wie Friedemann Wenzel berichtet, hat die Landeskirche finanzielle Unterstützung zugesagt. Die Gesamtkosten für das Vorhaben sind mit 651 000 Euro veranschlagt. „Wir brauchen noch etwa 25 000 Euro Spenden“, sagt der Pfarrer.

Die Arbeiten an dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude sollen im April beginnen. In den letzten Wochen wurden mit ehrenamtlichem Engagement Haus und Grundstück beräumt. „Zuerst wird der Anbau teilweise abgerissen. Das Erdgeschoss bleibt stehen, bekommt ein Not-Dach und wird zu einem späteren Zeitpunkt saniert“, erläutert Karl-Heinz Müller vom Ingenieurbüro Müller & Hilmes aus Schmölln bei Bischofswerda. Das Hauptgebäude wird im Mai oder Juni eingerüstet, so dass Erneuerungsarbeiten an Dach und Fassade erfolgen können. Der Innenausbau ist für das erste Halbjahr 2020 geplant.

Im Keller des Anbaus werden Toiletten installiert. Sie sind sowohl von innen als auch von außen zugänglich, so dass sie von Besuchern der Kirche auch dann genutzt werden können, wenn das Haus geschlossen ist. Eine Behinderten-Toilette entsteht ebenfalls. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes sind Büros vorgesehen, unter anderem für den Pfarrer und die Verwaltung, im Obergeschoss Räume zum Beispiel für den Posaunenchor und die Junge Gemeinde. Im Dachgeschoss ist Platz für zwei weitere Zimmer, die von Kindergruppen, für das Archiv und weitere Zwecke genutzt werden können. – Bezugsfertig könnte das Haus laut derzeitigen Vorstellungen Ende nächsten Jahres oder Anfang 2021 sein. Komplett fertig ist es da aber noch nicht.

Besichtigung geplant

„In einem zweiten Bauabschnitt wird ein neuer Gemeindesaal auf das stehenbleibende Kellergeschoss des Anbaus gesetzt. Das soll ein moderner freundlicher Raum mit viel Glas werden“, kündigt der zuständige kirchliche Baupfleger Bernhard Preiß an. Die Finanzierung dafür ist aber noch nicht gesichert. Deshalb kann derzeit niemand sagen, wann dieser Schritt erfolgt. Bis dahin wird der Saal im alten Kirchgemeindehaus weiter genutzt. Was mit diesem Gebäude in Zukunft geschehen soll, ist offen. „Da sind wir noch in der Ideenfindung. Entweder wir haben eine neue Nutzung oder es wird verkauft“, sagt Friedemann Wenzel. Im Zusammenhang mit der Sanierung der alten Schule plant die Gemeindeverwaltung Arbeiten am Kirchweg und den Bau eines Parkplatzes. Der Zeitpunkt ist laut Bürgermeister Thomas Martolock (CDU) noch völlig offen.

Bevor die Arbeiten an der Kirchschule beginnen, können Interessenten das Haus im alten Zustand besichtigen. Den Termin will die Kirchgemeinde rechtzeitig bekanntgeben. Das Interesse ist groß, denn viele Cunewalder haben in dem Haus gelernt. Zum Beispiel Isolde Kluge. Acht Jahre lang ging sie dort zur Schule; bis 1955. „In die Klassenzimmer würde ich gerne noch mal reingucken“, sagt sie. Das Gebäude wurde 1831 errichtet und 1885 durch einen Anbau erweitert. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges diente es als Kirchschule, bis Anfang der 80er Jahre als Polytechnische Oberschule. Unterm Dach befanden sich Wohnungen. Zuletzt wurden nur noch wenige Räume genutzt, zum Beispiel als Lager. Seit vielen Jahren steht das Haus leer.