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Neue Turnhalle in Görlitz kann endlich gebaut werden

Der Stadtrat hat das 7 Millionen-Euro-Projekt für die Hugo-Keller-Straße beschlossen. Allerdings gibt es große Kritik.

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© Entwurf: arge

Von Daniela Pfeiffer

Göritz. Sport frei wird es bald heißen, ran an die Kletterwand, die Tore, die Basketballkörbe! Görlitzer Schüler können sich auf eine nagelneue, hochmoderne Sporthalle freuen. Denn sieben Jahre nach der August-Flut von 2010, die der Stadt die Hirschwinkelhalle als Schulsportstätte genommen hat, gibt es endlich grünes Licht für den Sporthallen-Neubau auf der Hugo-Keller-Straße. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu diesem Großprojekt:

Wie sieht die Halle innen aus?

Ganze vier Geschosse hat das Dresdener Architekturbüro für die Halle geplant. Das unterste ist wegen der alten Stadtmauer kürzer. Im Erdgeschoss, dem Herzstück der Halle, befinden sich der Eingang zum Spielfeld, das Foyer, Geräteräume, Umkleiden, öffentliche Toiletten und der Hausmeisterraum. Im ersten Stock entsteht eine Tribüne, die 200 Zuschauer fasst, außerdem weitere Umkleiden und Toiletten. Für andere Veranstaltungen sind bis zu 450 Personen zugelassen. Das können zum Beispiel Schuleinführungsfeiern sein.

Wie ist das äußere Erscheinungsbild?

Die äußere Hülle wollte die Stadt dezent gestaltet haben. Vorhandene historische Nachbargebäude wie die Jägerkaserne sollten durch den Neubau nicht an Bedeutung verlieren – optisch betrachtet. Die Ziegelfassade soll sich dem Aussehen der Stadtmauer anpassen. Vor dem Gebäude wird es Parkflächen geben, mit wie vielen Stellplätzen ist noch unklar. Auf dem Parkdeck unter der Halle soll es zudem 53 Plätze geben. Drei Parkplätze für Behindertenautos werden direkt vor dem Eingang geschaffen.

Was kostet das Vorhaben?

Insgesamt 7,1 Millionen Euro fließen in die Halle. Vor zwei Jahren hatte die Stadt noch mit 5,6 Millionen Euro gerechnet, sich danach aber nach oben korrigieren müssen. Aufgrund der enormen Kostensteigerungen strich sie einiges, was ursprünglich für die Halle vorgesehen war, etwa einen Aufzug direkt vom Parkdeck hoch in die Halle, der 104 000 Euro gekostet hätte. Oder auch Schließfächer an der Tribüne genau wie auf ein Gründach, stattdessen kommt nun ein Kiesdach. Allein 730 000 Euro fließen in das Parkdeck, 530 000 Euro in die Außenanlagen. Etwa fünf Millionen Euro bekommt die Stadt von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) als Fördermittel. Das Geld kommt noch aus dem Topf für Hochwasserschäden, außerdem vom Programm Stadtumbau Ost und aus Investkraftverstärkungsmitteln. Die Stadt muss alles in allem 1,5 Millionen Euro Eigenmittel beisteuern.

Ist die Halle behindertengerecht?

Wäre sie es nicht, würde sie gar nicht gefördert werden. Dazu gibt es klare gesetzliche Vorgaben. Trotzdem gab es am Donnerstag im Stadtrat nochmal einen Riesenstreit darüber, ob nicht noch mehr hätte getan werden müssen. Dreh- und Angelpunkt: der gestrichene Fahrstuhl vom Parkdeck ins Erdgeschoss. Diese 104 000 Euro wären nicht gefördert worden. Begründung der SAB: Die Halle ist bereits behindertengerecht. Menschen mit Einschränkungen können vor der Tür parken, ebenerdig ins Foyer gelangen, wo es ein Behinderten-WC gibt, und mit dem Aufzug in den ersten Stock fahren. Nun kritisiert die Behindertenbeauftragte des Landkreises auch, dass das behindertengerechte WC im 1. Stock den Streichungen zum Opfer gefallen ist. Sie halte das Gebäude deswegen für „nicht barrierefrei“. Laut Kerstin Poost vom Städtischen Bauamt seien aber alle gesetzlichen Vorgaben für Barrierefreiheit erfüllt. Wegen dieser strittigen Fragen stimmten acht Stadträte – vor allem aus der Linkspartei – letztlich gegen den Baubeschluss.

Wann beginnen die Bauarbeiten?

Da die Zeit wegen Abrechnungsfristen schon weit fortgeschritten ist, geht es direkt los. Ab 24. April soll die Baustelle eingerichtet werden, ab Mitte Mai werden die Baugrube ausgehoben, Entwässerungskanäle für Schmutz- und Regenwasser verlegt, der Baugrund verbessert. Die eigentlichen Rohbauarbeiten sollen schließlich ab 21. September beginnen. Ende Januar 2019 möchte die Stadt die Halle fertig haben, damit sie nach den Winterferien 2019 in Betrieb gehen kann. Die größeren Klassen von Nikolai-Grundschule oder Oberschule Innenstadt werden also nicht mehr in den Genuss kommen und zum Schulsport weiterhin bis zur Jahnhalle laufen müssen.