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Neue Zwiebacksorten aus Neukirch

Den Kunden soll es schmecken – dafür tüftelt der Betrieb auch an Rezepten in die herzhafte Richtung.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch. Im Sekundentakt laufen die fertigen Pakete vom Band. Darin ist Pane rustico, ein mediterranes Weißbrot. Die Neukircher Zwieback GmbH entwickelte es gemeinsam mit einem Partner in Spanien und produziert es in diesen Wochen vor allem für Kunden in Holland. „In Westeuropa ist es ein Festgebäck. Wir liefern es fürs Wintergeschäft“, sagt Betriebsleiter Olaf Jahn. Aber auch in Neukirch kann man diese Spezialität bereits kosten. Im werkseigenen Verkauf wird sie angeboten.

Der Neukircher Traditionsbetrieb, 1900 von Bäckermeister Max Hultsch gegründet, stellt sich breiter auf. Auch mit neuen Produkten. Fast 20 Erzeugnisse der Marke – vom Zwieback und Zwieback-Snacks bis zum Röstbiskuit – sind bereits auf dem Markt und bei allen deutschen Handelsketten gelistet. Weitere Produkte sollen in den nächsten Jahren folgen. Cracker zum Beispiel. Aber auch ins Geschäft mit Dauerbackwaren will der Betrieb einsteigen. Erste Muster – von Olaf Jahn kreierte kleine, leckere, süße Würfel, von ihm zunächst „Kuchenstückchen“ genannt – wurden zu Jahresbeginn auf der Internationalen Süßwarenmesse in Köln vorgestellt. Auch herzhafte Snacks, aus Hefeteig gebacken, ohne Konservierungsstoffe und als Bio-Produkt möglich, haben die Neukircher in petto. In der Regel dauert es mindestens ein Jahr, bis ein neues Produkt auf dem Markt Fuß fasst. „Entscheidend ist, ob es Abnehmer dafür gibt“, sagt Olaf Jahn. Heißt: Letztendlich sind es die Einkäufer der Handelsketten, die darüber entscheiden, ob Cracker, Snacks & Co. aus Neukirch auf dem Markt eine Chance bekommen.

Drei Tonnen in einer Schicht

Der Markt ist es auch, der hinter den Bestrebungen steht, die Erzeugnispalette zu erweitern. Die Produktion von Zwieback – sowohl nach dem Originalrezept von Max Hultsch als auch in zahlreichen Abwandlungen und Verfeinerungen wie dem Neukircher Butter-Zwieback – bleibt auch in Zukunft das Kerngeschäft des Betriebes. Bis zu drei Tonnen Zwieback können in einer Schicht gebacken werden. Doch wirkliche Wachstumsimpulse sind in diesem Bereich nicht mehr zu erwarten. „Der Zwieback-Markt ist gesättigt“, sagt der Betriebsleiter.

Die technischen Voraussetzungen, um moderner, effizienter und vielseitiger produzieren zu können, werden ab diesem Jahr geschaffen. In einem ersten Schritt wurden während der Sommerferien die Teigaufbereitung und der Backofen erneuert. Die Produktion in der Bäckerei läuft jetzt weitgehend automatisiert. So leert nun zum Beispiel eine Maschine den 130 Kilogramm schweren Teigbottich, den Mitarbeiter zuvor per Hand drehen mussten. Alles Weitere in der Bäckerei geht im wahrsten Sinne wie am Fließband; ein Großteil der Aufgaben für die Beschäftigten besteht darin zu kontrollieren, dass alles reibungslos läuft.

Höhere und gleichmäßige Qualität

Die neuen Anlagen bereiten den Teig schonender und gleichmäßiger zu als die vorangegangenen. Sie portionieren den Teig und füllen ihn in Formen ab, ehe er in die Gäranlage und anschließend in den hochmodernen Backofen geschoben wird. Im Ergebnis erreichen die Neukircher eine höhere, gleichmäßige Qualität ihrer Erzeugnisse. Es gibt weniger Bruch – und weniger kleine Löcher, die man bislang gelegentlich in den einzelnen Zwiebackscheiben findet.

Voraussichtlich am Jahresende wird als nächster Schritt die Gäranlage erneuert. Dort ruht der Teig 40 Minuten, ehe er abgebacken wird. Mit den neuen Anlagen wurden auch Fußböden, Wände und die Elektroinstallation erneuert. Im kommenden Jahr soll die Rekonstruktion in der Rösterei weitergehen. „Wir haben mit der Modernisierung dort begonnen, wo auch die Produktion losgeht“, begründet Olaf Jahn das Prinzip, wo ein Stein auf dem anderen aufbaut. Innerhalb von drei Jahren investiert das Mutterunternehmen, die Weißenfelser Handels-Gesellschaft, zweieinhalb Millionen Euro in den Neukircher Betrieb. Für den geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Michael Heinemann „ein klares Bekenntnis“ zum Standort in der Oberlausitz.

Die Neukircher Zwieback GmbH beschäftigt 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Investition zielt auch darauf, ihre Arbeit zu erleichtern und moderne Arbeitsplätze zu schaffen. „Wir brauchen attraktive Arbeitsplätze, um junge Leute für unseren Betrieb zu gewinnen“, sagt Olaf Jahn. David Brandenburg arbeitet seit drei Jahren in der Fabrik. Durch die Modernisierung der Bäckerei wurde die Arbeit wesentlich leichter, sagt der junge Mann vor allem mit Blick auf die schweren Teigbottiche. Sein Kollege Marcel Noleweika pflichtet ihm bei: „Die Arbeit wurde leichter und interessanter“, sagt er, während er an einem Automaten die einzelnen Zutaten für den Teig grammgenau zusammenstellt.

Zum Firmenverbund unter dem Dach der Weißenfelder Handels-Gesellschaft gehören auch ein Werk in Apolda, wo die Filinchen hergestellt werden, und seit vergangenem Jahr auch das Unternehmen Spreewaffel Berlin. Firmeninhaber Michael Heinemann denkt über ein Versandzentrum nach, von dem die Erzeugnisse aller drei Marken künftig gemeinsam vertrieben werden können.