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Neuer Anstrich für Kirchen-Barock

Die Arbeiten an der Röhrsdorfer Kirche sind teurer geworden als geplant. Dafür entschädigt ein besonderes Gebimmel.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Röhrsdorf. Eine gute und eine schlechte Nachricht hat Christian Neumann. Die gute: Die Röhrsdorfer Kirche öffnet am 1. Oktober nach der Restaurierung wieder. Die schlechte: Sie ist teurer geworden. Die gute Nachricht ist für Neumann als Baubetreuer der Kirchgemeinde wichtiger als die schlechte, zumal es noch eine zweite gute gibt: Die dritte Glocke wird nun auch elektrisch betrieben. „Dann bimmelt der Sound der letzten fünf Jahrhunderte wieder für Röhrsdorf“, sagt Neumann.

Das scheint ihn über die 36 000 Euro Mehrkosten für die Restaurierung hinwegzutrösten. Schon das Gerüst wurde teurer, weil die Orgelpfeifen ausgebaut werden mussten. Die Türen zum Beispiel wurden zusätzlich renoviert. Neumann hofft, dass das Landeskirchenamt für den Großteil der Mehrkosten aufkommt. „Wenn nicht, müssen wir an anderer Stelle sparen“, sagt er. Das heißt: zum Beispiel bei der Gestaltung der hinteren Räume. Die Entscheidung soll noch im August fallen.

Bis zu zehn Restauratoren arbeiteten in den vergangenen Wochen in der Röhrsdorfer Kirche. Sie haben Risse geschlossen, Putz ergänzt, Farbe aufgebracht, Marmorschattierungen hergestellt, die Epitaphe gereinigt. Die Schäden waren größer als angenommen. Das sei aber keine so große Überraschung, da man im Vorfeld nicht überall hinkam, um sich einen Überblick über den Zustand zu verschaffen. Das Gerüst wurde erst für die Arbeiten aufgestellt.

Künstler ohne eigenes Kunstwerk

Joana Schaer ist eine der Restauratoren, die mit Diplom-Restauratorin Susan Nitsche in Röhrsdorf arbeiteten. Joana Schaer kennt viele Kirchen und begeistert sich immer für die, in der sie gerade arbeitet. „Jede ist ein Unikat und hat ihre Besonderheiten.“ An der Röhrsdorfer Kirche hat es ihr der ursprüngliche, barocke Zustand angetan. Sogar der Fußboden stammt noch von 1748/49. Die vielen Nebengelasse seien ungewöhnlich. Die Ratsstube, die Kutscherstube, die Gedenknische und die Patronatsloge mit dem Wappen und dem Ofen. Da hatten es die Hoheiten schön warm – im Gegensatz zu den anderen Kirchenbesuchern. Eine Heizung gibt es nämlich bis heute nicht. Ob sich für die Zukunft eine lohnt, muss noch entschieden werden. Die Loge soll künftig als kleiner Gemeindesaal genutzt werden. Deshalb sind eben auch Toiletten notwendig, sagt Neumann. „All das wird im Zusammenhang mit einem Nutzungskonzept für eine offene Kirche zu klären sein.“ Unter offener Kirche versteht Neumann, dass sie sich als Ort für Veranstaltungen und Treffen etabliert. „Und wenn der Bürgermeister etwas zu verkünden hat, soll er das hier tun können.“

Die Restauratoren sind Künstler, auch wenn sie keine eigenen Kunstwerke schaffen. Die nächsten hundert Jahre soll das halten, was die Restauratoren wiederhergestellt haben, gibt Joana Schaer eine Garantie. Wie sich das erweiterte Geläut im Glockenstuhl langfristig aufs Gebäude auswirkt, das lasse sich jedoch noch nicht abschätzen.

Tag des offenen Denkmals, 10. September, 14 bis 16.30 Uhr; Andacht am Reformationstag, 31. Oktober, 8.30 Uhr