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Neuer Chef will mehr eigene Produkte

Michael Druch leitet die Behindertenwerkstatt. Er steht vor besonderen Herausforderungen.

Von Marcus Herrmann
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Seit Anfang November ist Michel Druch an seinem neuen Arbeitsplatz im Meißner Gewerbegebiet tätig. Dass er heute hier und nicht vor einer Schulkasse steht, verdankt sich einem Zufall.
Seit Anfang November ist Michel Druch an seinem neuen Arbeitsplatz im Meißner Gewerbegebiet tätig. Dass er heute hier und nicht vor einer Schulkasse steht, verdankt sich einem Zufall. © Claudia Hübschmann

Meißen. Der scheidende Geschäftsführer Thomas Klemp hat Wort gehalten. Bis Ende 2018 – so hatte der 66-Jährige kurz nach seiner Amtsaufnahme als Chef der Meißner DRK-Behindertenwerkstätten im Januar 2017 gesagt – werde man eine langfristige Lösung für den Posten präsentieren. Das ist nun mit dem 28 Jahre alten Dresdner Michael Druch auch gelungen.

Wie sein Vorgänger hatte der vierte Standortleiter der letzten vier Jahre Erfahrungen im Management und Sozialwesen während der beginnenden Flüchtlingsströme ab 2015 gesammelt. „Ich war bis Juli 2017 Leiter einer Erstaufnahmeeinrichtung in Dresden“, sagt der junge Mann mit einem Masterabschluss im Lehramt für die Fächer Mathematik und Informatik.

 Dass er heute nicht Schüler unterrichtet, sondern rund 250 körperlich und geistig behinderte Mitarbeiter und rund 70 Angestellte in Verwaltung und Betreuung leitet, liegt an einem Zufall. „Ich habe 2015 noch an der TU Dresden Fußballer der Uni trainiert, als unsere Halle plötzlich zur Unterbringung von Geflüchteten gebraucht wurde. Ich habe ab diesem Moment mitgeholfen und mich dann beim DRK zunächst freiwillig und dann hauptamtlich weiter engagiert.“

Als die interne Ausschreibung für den Posten in Meißen kam, zögerte Michael Druch nicht lange. Heute pendelt er mit dem Auto von Dresden ins Meißner Gewerbegebiet Ost und zurück.

Seine Tätigkeit vor Ort beschreibt er als Mischung zwischen dem Schlichten von Konflikten und der strukturellen Ausrichtung für die Zukunft.

„Die Digitalisierung hat Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Hier müssen wir schauen, wie wir unsere Mitarbeiter mit geistiger und körperlicher Einschränkung bewusst auf diese neue Realität vorbereiten können.“ 

Es gehe darum, neue Ressourcen zu erschließen und diese mit den Kostenträgern abzustimmen. „Das sind Berufsgenossenschaften, der Kommunale Sozialverband Sachsen und die Bundesagentur für Arbeit“, sagt Druch. Bisher gehörten zu den größten Kunden das Kabelwerk Balzer, die UKM, Duravit, Ditter Plastic, die Oeco Pac GmbH oder auch der Großenhainer Geflügelhof.

 „Unter anderem produzieren unsere Mitarbeiter Teile für Kfz-Armaturen, Kabelstränge, Schaltelemente, Verpackungen und natürlich die weiterhin sehr beliebten Vogelhäuschen und Nistkästen“, erzählt Druch.

Zu den weiteren Herausforderungen für die Werkstätten gehört der demografische Wandel. Denn in den kommenden zehn Jahren würden rund 20 Prozent der nichtbehinderten Angestellten in Rente gehen. Daher werden in Zukunft verstärkt etwa Erzieher, Verwaltungsangestellte, Kaufmänner und -frauen sowie Holz- und Gartenbauer gesucht. Und Druch hat weitere Entwicklungen erkannt, die in Zukunft beachtet werden müssen.

So gebe es immer weniger geistig und körperlich behinderte Mitarbeiter in den Werkstätten. Stattdessen steige die Zahl der psychisch Belasteten, die Stellen in der Werkstatt vermittelt bekommen und andere Anforderungen an Betreuer und Arbeitsprozesse brächten. 

Außerdem will der junge Chef Bürokratie abbauen, also die täglichen Schreib- und Dokumentationspflichten optimieren oder reduzieren. Neben diesen internen Herausforderungen wollen sich die Werkstätten vergrößern.

Dazu laufe gerade die Planung für eine weitere Außenstelle, die auf einer Fläche hinter dem schon vorhandenen Neubau an der Ziegelstraße 2 errichtet werden soll. „Hier möchten wir 24 Plätze im Förder- und Betreuungsbereich schaffen und so die noch vorhandene Zweigstelle für sechs Behinderte auf der Bergstraße nach Zaschendorf integrieren“, so Druch. 

Die anstehenden Aufgaben vervollständigt der Wille nach neuen Eigenprodukten, die sich bei Bedarf gut vermarkten lassen. Hier sucht der Standortleiter mit seinen Bereichsleitern nach Möglichkeiten, wird aber nicht konkret.

Seinen Mitarbeitern habe er versprochen, mindestens fünf bis zehn Jahre in Meißen bleiben zu wollen. Damit würde er die zuletzt kontinuierlich kurze Halbwertzeit auf seinem Posten durchschlagen – eine Entwicklung, welche dem Ex-Geschäftsführer Thomas Klemp sicher gut gefallen würde.