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Hoffnung für junge Voltigierer

Die Abteilung des Reit- und Fahrvereins Gestüt am Wilisch trainiert in Naundorf. Doch es fehlt ein Pferd.

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© Frank Baldauf

Von Stephan Klingbeil

Schmiedeberg. Ohne Pferd geht es nicht. Die Voltigierer im Schmiedeberger Ortsteil Naundorf haben zuletzt immer häufiger auf ihrem Holzpferd proben müssen. Akrobatisch sehen die Turnübungen aus. „Das ist schon wichtig, aber da fehlt natürlich die Fliehkraft, das Training auf einem echten Pferd ist unerlässlich. Außerdem lernen die Kleinen so auch den Umgang mit den Tieren und Teamwork“, erklärt Isabel Freund.

Die 35-jährige Sozialpädagogin ist zertifizierte Trainerin. Mit Angela Linnemann und weiteren ehrenamtlich Engagierten studiert sie mit den meist jungen Voltigierern, die seit Jahren beim Reit- und Fahrverein Gestüt Am Wilisch (RFV) im Kreischaer Ortsteil Lungkwitz organisiert sind, Kunststücke auf dem Rücken der Pferde ein: je nach Leistungsklasse, jede Woche ein- bis zweimal, zwei bis vier Stunden.

Die Gruppen sind altersdurchmischt. „Hier trainieren vier- und 20-Jährige miteinander“, sagt Isabel Freund. „Für viele der rund 40 Kinder hier ist das ein sehr guter Ausgleich zu ihrem Alltag.“ Viele hätten es nicht leicht. Teils würden die Kinder aus Familien stammen, die „nicht gerade über viel Geld“ verfügen. Doch die Freude bei den Kindern und Jugendlichen sei groß.

„Daher ist es wichtig, das Turnen auf dem Pferd auch weiterhin für Kinder und Jugendlichen zugänglich zu machen“, erklärt die erfahrene Voltigier-Trainerin, die selbst Mutter einer kleinen Tochter ist. In ihrer alten Heimat, in Nordrhein-Westfalen, war sie viele Jahre beim Voltigier-Verein Metelen aktiv. Dort habe sie schon mal miterlebt, wie so ein Kinder- und Jugendprojekt aus finanziellen Gründen scheiterte. „Da sind viele in ein Loch gefallen. Das war keine schöne Erfahrung.“ Womöglich droht aber auch hier bald das Aus.

Die Dresdnerin macht sich Sorgen um die Zukunft der Voltigierer vom RFV. Die Trainingsmöglichkeiten sind in jüngster Zeit enorm eingeschränkt. Der Grund: Von den beiden Voltigier-Pferden ist seit etwa drei Monaten nur noch eines da. Das andere Tier wurde von ihren Besitzern in einer Hau-Ruck-Aktion andernorts hingestellt. Zuvor graste es ebenso das ganze Jahr über in Naundorf, nachdem die Tiere vorher von Lungkwitz dorthin umgezogen waren.

Das jetzt verbliebene Tier, der Wallach Leroy, ist indes auch schon 23 Jahren alt. Zuletzt half ein Pony aus. „Wir brauchen bald ein neues Pferd“, sagt Isabel Freund. Man könne die Tiere nicht überstrapazieren. Sechs bis zehn Kinder müssten somit regelmäßig pausieren. Um den Fortbestand der Voltigier-Gruppen zu sichern, wurde nun der Förderverein Reit- und Fahrverein Gestüt am Wilisch gegründet. So sollen Spenden gesammelt und Förderer gefunden werden. „Über Unterstützung würden wir uns sehr freuen“, erklärt Isabel Freund, die auch Vorsitzende des Fördervereins ist.

Reiten ist kein preiswerter Sport. Die Anschaffung eines Pferdes, das dann auch für das Voltigieren geeignet sein muss, koste mindestens 4 500 Euro – und eigentlich kämen noch Stall- und Versorgungs- sowie Versicherungskosten hinzu. Die Mitglieder der Lungkwitzer Voltigierer zahlen zwölf Euro im Monat. Da wird klar, dass die Beiträge nie ausreichen würden, um alle Kosten zu decken. Die Trainer sind ehrenamtlich tätig. „Wir stecken viel Zeit und Herzblut hierein“, so Isabel Freund.

Sie hofft auf Besserung. Momentan testen die Trainerinnen eine Stute, die zum Verkauf stehe. „Mal sehen, ob sie sich zum Voltigieren mit den Kindern und Jugendlichen eignet“, erklärt die Dresdnerin.

Was ihre jungen Voltigierer so alles drauf haben, kann man sich am 27. Mai auf der Lungkwitzer Anlage des RFV Am Wilisch anschauen. Dort findet ein Regionalturnier statt. Der Eintritt ist frei, Spenden für den neuen Förderverein sind möglich.

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