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Neuer Laden in Bischofswerda

Maranke Thunig lässt sich bei der Herstellung von Porzellan auf die Finger schauen. Ab Freitag an der Bahnhofstraße.

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© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Bischofswerda. Sie sei die einzige holländische Bischofswerdaerin, sagt Maranke Thunig. Dann schränkt sie lachend ein: „Na ja, nicht so ganz.“ Ihr neuer Brennofen käme nämlich auch aus den Niederlanden, fügt sie hinzu. Seit voriger Woche steht er da und ist das Herzstück des Werkstattladens auf der Bahnhofstraße 12 in Bischofswerda. Am Freitag wird sie das Geschäft eröffnen. Bis dahin hat die charmante 37-Jährige noch alle Hände voll zu tun. Schaufenster dekorieren, Kisten mit Ware auspacken und eben die vielen Tausend Kleinigkeiten, die halt vor so einer Eröffnung nötig sind.

Mehrere Läden hat sich Maranke Thunig seit Februar in Bischofswerda angeschaut. Der an der Bahnhofstraße sagte ihr am meisten zu. Er war zwar erst „furchtbar zugebaut“, doch seit die Trennwand innen entfernt ist, lassen die großen Fenster über Eck viel Licht hinein. „Genau das Richtige für eine Werkstatt“, sagt sie. Insgesamt 57 Quadratmeter hat sie angemietet. Den vorderen Laden, wo die fertige Ware einen Eindruck von ihrer Kreativität vermittelt. Da stehen auch Drehscheibe und Brennofen. Den Zwischenraum nutzt sie als kleines Büro und für ein Trockenregal. Im Raum dahinter befindet sich ihr Glasurlaboratorium mit 80 Farben. Einige mehr werden noch hinzukommen. Maranke Thunig mag es bunt. Und sie experimentiert gern. Verschiedene Glasuren übereinander sind ihre Handschrift. Oder die Kristallglasur. Durch das schnelle Pendeln zwischen unterschiedlich heißen Temperaturen beim Brennen entstehen auf dem Porzellan Farbkleckse, die aussehen wie Eiskristalle am Fenster. Sie sprüht förmlich voller Tatendrang, während sie erzählt.

Bei der Arbeit auf die Finger schauen

In dem Werkstattladen können die Kunden ihr bei der Arbeit auf die Finger schauen. Beim Zeichnen, Malen, Drehen oder Glasieren des Porzellans. Zuerst wird sie einige Tassen fertigen. „Zum Kaffeetrinken in der Werkstatt“, begründet sie. Danach geht es dann aber richtig los. Ihre Ware wird gebraucht. Vasen, Geschirr, Porzellanlampen. Seit vier Monaten hat sie nicht mehr produziert. Auch deshalb freut sie sich auf die Eröffnung. In bestem Deutsch erzählt sie, wie viele Leute vorab neugierig bei ihr hereinschauten. Lustig, dass der Busfahrer im Vorbeifahren grüßt. Das sei die Mentalität einer Kleinstadt. Es gefällt ihr. „Die Grammatik ist nicht mein allerbester Freund“, räumt sie ein. Dafür macht ihr offenes warmes Lachen alles wett.

Am Mittwoch lief im Ofen der Sauberbrand. Er muss langsam erwärmt werden, damit sich das Gestein setzt. Dem folgt ein sogenannter Plattenbrand, damit das Innenleben des Ofens sich an die Hitze gewöhnt. Für die Einweihung eines neuen Ofens haben die Töpfer einen besonderen Brauch. „Bevor die erste Ware in den Ofen kommt, wird mit Freunden darin Essen gebrannt“, erzählt Maranke Thunig. Pizza vielleicht oder Apfelstrudel. So genau weiß sie das noch nicht. Kostproben davon wird es zur Eröffnung am Freitag geben.

Töpfern seit den 16. Lebensjahr

Mit 16 Jahren fing die Niederländerin mit dem Töpfern an. Sie studierte zweieinhalb Jahre an einer Kunstakademie in ihrem Heimatland und ging 21-jährig als Austauschstudentin für ein halbes Jahr an eine Designschule nach Dänemark. Dank ihrer Hartnäckigkeit durfte sie länger bleiben, es wurden drei Jahre daraus. Mit einem Masterabschluss als Keramikproduktdesignerin. Zusammen mit einer Studienkollegin, die auch ihre beste Freundin wurde, eröffnete sie einen Laden im Zentrum von Kopenhagen und eine Werkstatt am Rande der Stadt. Ihren Mann Thomas, der eine Töpferei in Schmölln betreibt, lernte Maranke Thunig 2006 auf einem Töpfermarkt in Österreich kennen. Sieben Jahre pendelte sie danach zwischen Schmölln und Kopenhagen. Seit Januar 2016 lebt sie nun in Bischofswerda. Zwischenzeitlich nutzte sie ein Atelier in der Töpferei ihres Mannes, wollte aber immer etwas Eigenes. „Maranke ohne Werkstatt, das geht gar nicht“, sagt sie. Und, dass es sich komisch anfühle, so ohne eigenes Reich. Der Laden entstand auch aus praktischen Erwägungen. Der dunkle Tonstaub aus der Produktion ihres Mannes verfärbte ihr weißes Porzellan während der Fertigung. „Auf dem Kaffeetisch nutzen wir aber beides. Im Küchenschrank haben wir außerdem viele Sachen von Kollegen. Das ist doch wie mit guter Kleidung. Da kann man auch mehrere Stile miteinander kombinieren“, sagt sie.

Neue Lebenspläne

Maranke Thunig ist viel auf Märkten unterwegs. Mit ihrer Freundin verwirklicht sie noch immer gemeinsame Projekte in der Werkstatt in Kopenhagen. Vom Laden dort haben sich die beiden Frauen allerdings verabschiedet. Auch wegen der neuen Lebenspläne. Mit ihrem Mann betreibt Maranke Thunig ein Geschäft in Görlitz, dem im Mai ein weiteres in Berlin folgen soll. Dafür wird Ware gebraucht. Für den Laden in Bischofswerda hat sie keine festen Öffnungszeiten. „Wenn das weiße Fahrrad an der Wand steht, bin ich da“, sagt sie. Sie freut sich auf neugierige Besucher.

Unverständlich ist ihr, warum nicht mehr Dresdner Künstler Ateliers in Bischofswerda eröffnen. Mit dem Zug sei man in einer halben Stunde da und die Mieten wären hier nur halb so hoch. Sie könnte sich jedenfalls „ein Kunstkollektiv“ gut vorstellen. Das würde Bischofswerda beleben und wäre auch für die Künstler eine tolle Sache, erklärt sie.

Neueröffnung Werkstattladen am 29. April von 15 bis 20 Uhr auf der Bahnhofstraße 12 in Bischofswerda