Merken

Neuer Träger für Kita „Baumhaus“

Der ehrenamtliche Trägerverein der christlichen Kita in Radeberg gibt die Betreibung im Januar in erfahrene Hände weiter.

Teilen
Folgen
NEU!
© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Das ist ein echter Paukenschlag! Die christliche Kita „Baumhaus“ bekommt einen neuen Träger. Der Förderverein, der bisher die Geschicke leitete, wird sich zum Jahresende zurückziehen. Dann übernimmt das Epilepsiezentrum Kleinwachau aus Liegau die Trägerschaft der christlichen Kita im Stadtzentrum.

„Wenn alles gut läuft, werden weder Kinder, Eltern noch Mitarbeiter die Veränderung wirklich spüren“, macht Martin Wallmann klar, der Chef des Epilepsiezentrums. Und er baut auch gleich möglichen Befürchtungen vor, dass die Liegauer nun das Profil der Kita komplett umkrempeln werden. „Solchen Befürchtungen, die Kita nun vielleicht zu einer heilpädagogischen Einrichtung auszubauen, möchte ich gleich den Wind aus den Segeln nehmen“, so Wallmann mit Blick darauf, dass sich das Epilepsiezentrum ja bekanntlich um die Betreuung von Behinderten kümmert und auch über eine Förderschule für geistig behinderte Kinder verfügt. Die Kita „Baumhaus“ habe derzeit acht sogenannte Integrations-Plätze zur Betreuung von behinderten Kindern, und an dieser Zahl werde sich nichts ändern. Überhaupt sieht Martin Wallmann derzeit „keinen wirklichen Bedarf, hier inhaltlich etwas zu verändern“, macht er deutlich.

Der Hauptgrund, dass der ausschließlich ehrenamtlich arbeitende Trägerverein die Kita in die Hände des Epilepsiezentrums übergibt, „ist dabei der Fakt, dass wir die Kita langfristig sichern wollen“, so Vereinschef Thomas Israel. Seit der Vereinsgründung im Jahr 2005 hatten die Aktiven das Schiff ehrenamtlich auf See geschickt, haben es gesteuert und trotz beruflichen Eingespanntseins jederzeit sicher auf Kurs gehalten. Man habe seit der Eröffnung 2008 eine Einrichtung geschaffen, die weit in die Stadt hinein ausstrahle, die mit ihrer christlichen Ausrichtung eine wichtige inhaltliche Farbe in das Angebot an Kindertagesstätten in Radeberg einbringe, ist Thomas Israel überzeugt. Eine Einrichtung, die stabil läuft, schiebt er nach. „Aber wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir einfach sagen müssen, auf Dauer ist eine solche Einrichtung ehrenamtlich nicht zu führen“, macht er deutlich. Und deshalb habe man sich nach einem neuen Träger umgeschaut, der inhaltlich – gerade auch mit Blick auf die christliche Ausrichtung der Einrichtung – der richtige Kapitän auf der Kommandobrücke ist. „Wir sind dabei recht schnell auf das Epilepsiezentrum gekommen“, sagt Thomas Israel. Auch, weil es schon jetzt eine durchaus intensive Zusammenarbeit mit Kleinwachau gibt. „Und das nicht nur, weil wir von Anfang an das Essen aus Kleinwachau bekommen“, sagt Kita-Chefin Andrea Kretschmann mit einem Schmunzeln. So besuchen die Kita-Kinder beispielsweise regelmäßig die behinderten Senioren, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Pulsnitzer Straße im Haus der Kirchgemeinde tagsüber betreut werden.

Auch soziale Belange im Fokus

Die Kita „Baumhaus“

2005 wurde der Verein „Baumhaus“ gegründet, um aus der Idee – einer christlichen Kita in Radeberg – Realität werden zu lassen. Der Verein bestand und besteht ausschließlich aus Privatpersonen, die sich ehrenamtlich engagierten.

Das evangelische Kirchspiel stellte das Grundstück zur Verfügung und übernahm die Verantwortung für den Bau. Die Trägerschaft für die Kita blieb in den Händen des Vereins.

Der symbolische erste Spatenstich erfolgte 2007, am 3.November 2008 konnte die Kita dann eingeweiht werden. 1,4Millionen Euro wurden verbaut, zwei Drittel der Summe kamen von der Stadt Radeberg, ein Drittel waren Spenden als Eigenmittel des Vereins.

1 / 3

Martin Wallmann ist zudem überzeugt, dass das „Baumhaus“ vom Netzwerk des Epilepsiezentrums unbedingt profitieren werde. Wie natürlich wird auch das Epilepsiezentrum von der Kita profitieren, stellt er klar. „Neben unserer Förderschule können wir also bald auch frühkindliche Bildung anbieten und das Ganze sogar noch um den Schwerpunkt Familienbildung erweitern“, freut er sich. Denn das „Baumhaus“ ist ja bekanntlich nicht „nur“ Kindereinrichtung, sondern kümmert sich auch um soziale Belange von Familien. Ein Fakt, auf den auch Kita-Chefin Andrea Kretschmann nicht ohne Stolz verweist. Wie auch darauf, dass es sehr enge Beziehungen zur Evangelischen Hochschule in Dresden gibt, „deren Kooperationspartner wir sind“. Auch in Sachen Ausbildung engagiert sich das „Baumhaus“ seit Jahren sehr aktiv.

Es passt also zwischen dem neuen und dem bisherigen Träger. Und es wird auch zwischen dem neuen Träger und den 13 Mitarbeitern sowie den Eltern der derzeit 85 Kinder passen. „Ich habe da ein sehr gutes Gefühl, schon die ersten Kontakte haben das deutlich gemacht“, freut sich Kita-Chefin Andrea Kretschmann. Auch aus der Elternschaft gab es keine kritischen Stimmen, sagt sie.

Spendengeld dazugegeben

Ihren Segen musste auch die Kirche geben. Denn der evangelischen Kirche Radeberg gehört das Grundstück, Pfarrer Thomas Slesazeck ist zudem gleichzeitig stellvertretender Vereinschef. „Es ändert sich das Dach, aber die Arbeit im Haus wird stabil bleiben, davon sind wir überzeugt“, sagt der Pfarrer.

Interessant übrigens ist auch der Fakt, dass das Epilepsiezentrum Kleinwachau schon kurz vorm ersten Spatenstich für die Kita eine nicht unwesentliche Rolle für das „Baumhaus“ gespielt hatte. Nicht nur, dass Kleinwachau schon damals zwischenzeitlich als Träger der Kita ins Blickfeld gerückt war, „sondern Kleinwachau gab auch 60 000 Euro Spendengelder hinzu, damit wir als Träger den notwendigen Eigenanteil an der Bausumme aufbringen konnten“, denkt Vereinschef Thomas Israel zurück. Ingesamt 1,4 Millionen Euro waren nötig, ein Drittel davon musste vom Verein als Spenden und eingeworben werden, was letztlich auch gelang.

www.baumhaus-radeberg.de