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Neuer Vize im Landratsamt

Der Bautzener Kreistag hat den Bürgermeister von Lohsa, Udo Witschas, zur Nummer zwei in der Kreisverwaltung gewählt – mit knapper Mehrheit.

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© Uwe Schulz

Von Ulli Schönbach

Bautzen. Udo Witschas aus Lohsa ist neuer Beigeordneter des Landkreises. Der Kreistag wählte den CDU-Politiker am Montagabend zum Vizechef des Landratsamtes. In dieser Position wird der 44-Jährige künftig unter anderem für Finanzen, Schulen, Soziales und das Ausländeramt zuständig sein. Witschas wurde für sieben Jahre gewählt. Er folgt auf Steffen Domschke (CDU), der das Amt seit der Kreisgebietsreform 2008 innehatte und Ende September in den Ruhestand wechselte.

Um die Position hatten sich nach Angaben des Landratsamtes zwölf Männer und Frauen beworben. Vier von ihnen wurden Anfang Dezember von der Findungskommission zu Gesprächen eingeladen. Dem Gremium gehörten Vertreter aller Fraktionen an. Im Ergebnis schlugen sie den Lohsaer als einzigen Kandidaten vor.

Ganz so einmütig – wie es im Vorfeld schien – erfolgte dessen Wahl dann allerdings nicht. In geheimer Abstimmung sprachen sich nur 50 der 87 Kreisräte für den neuen Beigeordneten aus. Was genau den Unmut so vieler Kreisräte provozierte, blieb allerdings offen. Kritische Wortmeldungen oder Fragen gab es jedenfalls nicht.

Andere Ansichten in der Stellvertreter-Frage

Denkbar knapp fiel auch die Entscheidung aus, ob Witschas direkter Stellvertreter des Landrats werden soll. Hier war es vor allem die SPD-Grünen-Fraktion, die auf eine andere Lösung drängte. Mit Gerhard Lemm, Stefan Brangs und Roland Fleischer bot sie gleich drei Redner auf, um für die zweite Beigeordnete, Birgit Weber, zu werben. Sie sei besser als Vize-Landrätin geeignet, da sie über mehr Erfahrung verfüge. Zudem stehe es der Kreisverwaltung gut zu Gesicht, Frauen in Führungspositionen zu fördern. Nicht zuletzt spreche gegen Udo Witschas auch dessen ausgesprochen schwaches Wahlergebnis im Kreistag.

Eine knappe Mehrheit der Kreisräte sah dies freilich anders: Mit 42 zu 41 Stimmen wählten sie den neuen Beigeordneten zum Stellvertreter. Dieser verwies in seiner Bewerbungsrede auf seine langjährigen Erfahrungen in der Kommunalpolitik. Seit 2001 ist Witschas hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Lohsa. Dem Kreistag gehört er seit 2004 an.

Der Vater von zwei Kindern arbeitete vor seiner Zeit im Rathaus als Handwerksmeister in einer Firma für Haustechnik. Später studierte er an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Dresden und an der Technischen Universität Chemnitz, wo er ein Wirtschaftsstudium absolvierte. Vor den Kreisräten warb er am Montag für Pragmatismus und Sachpolitik: „Es gibt keine roten oder schwarzen Straßen und Schulen, es gibt nur gute und schlechte“. Die Funktion des Beigeordneten sehe er deshalb vor allem als Managementaufgabe. Als zentrale Herausforderungen nannte er die Unterbringung von Asylbewerbern und den Erhalt der Schulstandorte. Zudem müsse der Kreis finanziell handlungsfähig bleiben, wenn in Zukunft weniger Zuschüsse aus der Landeskasse kommen.

Mit der Wahl von Udo Witschas geht zugleich ein grundlegender Umbau der Verwaltungsspitze einher. Ab 2016 gehören dieser neben dem Landrat nur noch drei Personen an: Udo Witschas und Birgit Weber als Beigeordnete und Mathias Bielich als Leiter des Jobcenters. Bisher bestand die zweite Führungsebene aus insgesamt fünf Beigeordneten und Dezernenten. Von der Neuordnung verspricht sich Landrat Michael Harig (CDU) schnellere Entscheidungen, zudem solle die Rolle der Amtsleiter gestärkt werden.