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Neues Bier aus alter Gerste-Sorte

Das Biosphärenreservat macht sich stark für den Anbau und die Verarbeitung historischer Getreidesorten. Das Oberlausitzer Heidebräu soll für die Region werben.

Von Kerstin Fiedler
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Tobias Frenzel von der gleichnamigen Braumanufaktur in Bautzen präsentiert das „Oberlausitzer Heidebräu“. Norbert Kunz vom Bierbrauhaus Obergurig, Eva Lehmann vom Biosphärenreservat und Maik Apelt (v.l.) von der Agrargenossenschaft Klitten stoßen an.
Tobias Frenzel von der gleichnamigen Braumanufaktur in Bautzen präsentiert das „Oberlausitzer Heidebräu“. Norbert Kunz vom Bierbrauhaus Obergurig, Eva Lehmann vom Biosphärenreservat und Maik Apelt (v.l.) von der Agrargenossenschaft Klitten stoßen an. © Steffen Unger

Obergurig/Bautzen. Es hätte auch schief gehen können. Als Landwirt Maik Apelt aus Klitten 2016 300 Kilogramm Saatgut der alten Braugerstensorte „Goldthorpe“ anbaute, war das zunächst einmal ein Vermehrungsanbau. Ein Jahr später säte er die „Goldthorpe“ auf 38 Hektar aus – doch keiner wollte die Ernte haben. 

Erst bei einer Veranstaltung in Nordrhein-Westfalen zum Thema alte Getreidesorten kam er mit dem Chef von Rhön-Malz, einer Mälzerei in Unterfranken, ins Gespräch – und der war begeistert von der „Goldthorpe“, kaufte die gesamte Ernte von 2017 auf. Ein Teil davon kam gemalzt zurück nach Bautzen, wo Tobias Frenzel von der gleichnamigen Braumanufaktur dann ein Bier braute. Gemeinsam mit Biosphärenreservat, Landwirt und zwei Bierbrauern wurde jetzt das „Oberlausitzer Heidebräu“ vorgestellt.

Der Brauprozess dauert länger

So ein bisschen was Goldenes hat das Bier schon an sich, wenn es im Glas auf dem Tisch steht. Und Tobias Frenzel ist auch froh, dass es gelungen ist, die erste Charge mit immerhin 70 Prozent Malz der regionalen Braugerste in der neuen Biersorte herzustellen. Insgesamt hat er 700 Liter gebraut, bisher wurden 400 Flaschen abgefüllt. 

Die Herausforderung für Tobias Frenzel war vor allem der wesentlich höhere Eiweißgehalt der alten Sorte als bei konventionellen Braugerstesorten. Daher reagieren sie anders im Brauprozess. „Es hat viel länger gedauert als bei anderen Bieren“, sagt Tobias Frenzel.

Doch nicht nur Frenzel-Bräu experimentiert gern mit regionalen Produkten. Norbert Kunz vom Bierbrauhaus Obergurig wird am Mittwoch sein Bier mit der „Goldthorpe“ brauen. Und die beiden Brauer wissen: Die Biere werden verschieden schmecken. Zum einen, weil natürlich keiner dem anderen sein Rezept verrät. In Bautzen wird das Heidebräu in Flaschen abgefüllt, in Obergurig wird es aus dem Fass in der Gaststätte ausgeschenkt. „Das ist eben Handwerk“, sagt Kunz. Da ist es logisch, dass es verschieden schmeckt.

So sieht das Etikett des Oberlausitzer Heidebräus aus. 
So sieht das Etikett des Oberlausitzer Heidebräus aus.  © Steffen Unger

Eva Lehmann, Projektleiterin im Biosphärenreservat, kümmert sich bereits seit 2007 um alte Kulturpflanzen und -sorten. So haben mittlerweile viele Bäckereien den Champagnerroggen für sich entdeckt und backen daraus Champagner-Brot. Auch mit Weizen für Brötchen wird gearbeitet. 

Seit 2016 nun steht auch die Gerste im Fokus. „Es ist gar nicht so einfach, alte Getreidesorten in ausreichender Menge als Saatgut zu bekommen“, sagt Eva Lehmann. Und dann müssen die alten Sorten nicht nur gut auf die Böden der Oberlausitz passen, sondern auch ins Betriebskonzept des landwirtschaftlichen Betriebes. 

In Klitten scheint das gelungen. „Mittlerweile bin ich überzeugt, dass wir es schaffen, die Braugerste ,Goldthorpe’ zu vermarkten“, sagt Maik Apelt. Immerhin kann er sich damit rühmen, der einzige Landwirt in Deutschland zu sein, der diese Gerste anbaut. Nach einer sehr mageren Ausbeute in diesem Jahr, hofft er nun auf 2019, wo er die Gerste auf 40 Hektar anbauen will. Genug Saatgut hat er jetzt dafür.

Etwas ganz Spezielles aus der Heimat

Mittlerweile blicken die Mitarbeiter im Biosphärenreservat schon voraus. Ziel ist es, auch den Hopfen aus regionalem Anbau zu beziehen. „Das Problem ist hier aber dasselbe wie mit der Mälzerei: Keiner will nur kleine Mengen abgeben oder verarbeiten“, sagt Eva Lehmann. 

Dennoch will sie weiter nach historischen Sorten suchen. Neben „Goldthorpe“ wurde in diesem Jahr auch „Dr. Francks Grannen abwerfende Imperialgerste“ angebaut. Ziel des Anbaus ist es, mit den alten Braugerstesorten besondere Biere und Spirituosen herzustellen. So gibt es in Obergurig einen Kornbrand, der aus gemälzter Chevalliergerste entstand.

Für die Oberlausitz bedeuten solche regionalen Produkte die Möglichkeit, zu werben. „Unsere Biosphärenreservatspartner sind immer daran interessiert, ihren Gästen etwas ganz Spezielles aus der Heimat anzubieten“, sagt Eva Lehmann. Das Oberlausitzer Heidebräu und auch der Oberlausitzer Heidekorn als Spirituose werden nun beworben. Es gibt sie im Haus der tausend Teiche in Wartha, wo die Biosphärenreservatsverwaltung ihren Sitz hat. „Nun kommt es darauf an, ob der Handel unsere Produkte annimmt und ob sie letztlich dem Kunden auch schmecken“, sagt Tobias Frenzel. Aber er ist da optimistisch.

www.biosphaerenreservat-oberlausitz.de