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Neukirch erinnert an verunglückten Piloten

Der Absturz der MIG 19 ist lange her. Vergessen haben das im Dorf viele aber nicht. Und sie wollen das auch gar nicht vergessen.

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Von Wolfgang Schmidt

Bestimmte Dinge vergisst man nie. In Neukirch erinnern sich viele noch an den Absturz eines Flugzeuges am Valtenberg, obwohl das sehr lange her ist. Es war in den Vormittagsstunden des 27.April 1962, an einem Freitag. Trotz Geheimhaltung sickerte später die Nachricht durch, dass es sich bei dem abgestürzten Flugzeug um eine Militärmaschine vom Typ „MIG-19 S“ der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR handelte. Dabei kam der aus Welzow stammende, damals 22-jährige Pilot ums Leben.

„Er war ein prima Kamerad und zuverlässig“, sagt mit leiser Stimme Klaus Ssmoller, Jahrgang 1938. Er diente damals zeitweise in der gleichen Einheit wie Gerd Scheibe. Eingebrannt hat sich ihm unter anderem dieses Erlebnis mit Scheibe: Kurz vor dem Start mit einer MIG15 fiel mein Kopfhörer aus und Gerd stellte mir sofort seine Kopfhaube zur Verfügung. Der Übungsflug konnte planmäßig beginnen, so Klaus Ssmoller.

Das Ereignis und die Ursachen des Absturzes interessierten schon jahrelang den gebürtigen Putzkauer, Chronisten und Heimatforscher Mathias Hüsni. Nach der Wende begann er zu recherchieren, sammelte technische Daten. Er suchte und fand Kontakt zur Familie des tödlich Verunglückten. Auf Hüsnis Anregung hin und mit Unterstützung der Neukircher Gemeindeverwaltung fertigte Hobbypilot und Käppler&Pausch-Geschäftsführer Ullrich Käppler eine Gedenktafel. Am vergangenen Freitag, genau 50 Jahre nach dem tragischen Ereignis, wurde sie am Hauptweg zum Valtenberg eingeweiht. „Egal welche Gründe zum Absturz des Flugzeuges führten, die Tafel soll an das Schicksal des verunglückten Piloten erinnern. An den Menschen, der die Ehefrau und seinen wenige Monate vorher geborenen Sohn zurückließ“, sagt Mathias Hüsni.

Fast 30 Gäste waren zur Einweihung der Gedenktafel gekommen. Unter ihnen auch drei ehemalige Militärflieger, die über die Ursache des Flugzeugabsturzes debattierten. „Vermutlich war es technisches und menschliches Versagen“, brachte es der aus Forst angereiste einstige Pilot Wolfgang Blavius auf den Punkt.

Zu den ersten an der Absturzstelle gehörten damals die Neukircher Hanno Werner und sein Bruder Peter. Sie waren dort noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte. „Es war ein schrecklicher Anblick. Die Trümmerteile lagen weit verstreut auf dem Waldboden. Wir konnten die Dokumente des Piloten sicherstellen und den Verantwortlichen übergeben“, erinnert sich Hanno Werner. Detailliert hat auch Walter Schlick seine Erlebnisse notiert. „Ich war mit einem Seitenwagenkrad und weiteren Neukircher Feuerwehrangehörigen zur Absturzstelle gefahren“, schreibt er.

Sichtlich bewegt verlas am Freitag zur Einweihung der Gedenktafel Mathias Hüsni einen Brief von Tobias Scheibe, dem Enkel des tödlich verunglückten Piloten. Sich an Erzählungen erinnernd, schilderte er, wie der damals jungen Familie „aller Boden unter den Füßen weggerissen wurde“ und der Tod seines Opas verarbeitet werden musste. Doch war es für uns jetzt eine freudige Überraschung zu hören nach 50 Jahren eine Gedenktafel aufzustellen und damit das öffentliche Schweigen über dieses Unglück zu brechen, schreibt Tobias Scheibe.