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Neustädter Ladenvielfalt wächst

In dem alternativen Stadtteil machen neue Geschäfte auf. Das Angebot ist größer als in der Innenstadt.

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© Christian Juppe

Von Sophie Arlet

Als Michaela Binder und Elke Meyer vor sechs Wochen ihre Dessous-Boutique Lingerie Michelle im Kunsthof eröffnet haben, wussten sie, worauf sie sich einlassen. Binder hatte zuvor die Wäscheabteilung im Karstadt geleitet, Meyer war dort Verkäuferin. Als sie im vergangenen Jahr von der Kündigungswelle erfasst wurden, haben sie sich für den Schritt in die Selbstständigkeit entschieden. Dabei war für die Frauen klar, dass ihr erstes eigenes Geschäft in der Neustadt eröffnen soll.

„Es gibt hier ein vielfältiges Publikum. Außerdem hat ein Fachgeschäft in dem Sinne noch gefehlt“, so Binder. Auf zwei Etagen bieten sie und ihre Partnerin nun Wäsche in allen Größen für Frauen und Männer an und setzen dabei auf ihre lange Berufserfahrung. In der Neustadt eröffnen immer wieder neue Läden, viele verschwinden nach kurzer Zeit wieder. So soll es Binder und ihrer Mitstreiterin nicht gehen. „Es ist unser Ziel, dass das unser Lebenswerk wird“, so die 47-Jährige. Damit das klappt, haben die beiden Frauen im Vorfeld einen Businessplan erstellt, ein Existenzgründerseminar besucht und sich von der Industrie- und Handelskammer beraten lassen. Nun fühlen sie sich gut gerüstet und haben schon erste Rückmeldungen bekommen, dass sie mit ihrem Geschäft eine Marktlücke schließen.

Nicht nur Geldverdienen

Torsten Wiesener vom Gewerbe- und Kulturverein sieht in der großen Vielfalt der Neustädter Läden einen wichtigen Unterschied zur Innenstadt. In der Neustadt gehe es nicht bei jeder Geschäftseröffnung nur ums Geldverdienen. „Für viele ist es auch wichtig, etwas Individuelles zu verwirklichen“, so der 45-Jährige.

Das zeige sich in den vielen Branchen und Konzepten, die in dem Viertel angeboten werden und meist ihr Publikum finden. Neuerdings gehört auch ein Musikhaus dazu. Das Opus 61 hatte Ende 2015 den Laden an der Wallstraße geschlossen. „Die Miete war zu hoch geworden“, sagt Leiterin Susanne Paulus.

Anfang März wurde in der Bautzner Straße 6 die Wiedereröffnung gefeiert. Paulus hat das Fachgeschäft für klassische Musik und Jazz 2000 in Leipzig gegründet, seit 2003 ist sie in Dresden. Für den neuen Laden in dem Neustädter Kulturhof konnte sie mit dem Investor eine günstige Miete aushandeln. „Und wir fühlen uns hier in guter Nachbarschaft zu anderen Fachgeschäften, die Kulturgüter und schöne Dinge anbieten“, so Paulus.

Ebenfalls Glück mit ihrem Vermieter haben René und Dan Neyka. Die Brüder betreiben seit einem Monat das Speisewerk in der Bautzner Straße 71 zwischen Café Neustadt und Pfunds Molkerei. „Wir haben die Räume zusammen mit dem Vermieter renoviert“, so René Neyka. Nun gibt es in dem Bistro hausgemachte Gerichte für die Mittagspause. Wer will, kann das Essen auch im Einweckglas gegen Pfand mitnehmen.

Die Brüder haben Erfahrung in der Gastronomie. René betreibt einen Catering-Service, Dan war Küchenchef im Schlosshotel Pillnitz. Für ihr Bistro haben sie sich für einen ruhigen Standort entschieden. „Die Neustadt entwickelt sich eher in Richtung Albertplatz“, so Neyka. „Wir wollen aber, dass das Viertel auch in die andere Richtung wächst.“

Jessica Vogt hingegen beginnt ihre Selbstständigkeit im Herzen des Viertels. Mitte April hat die 30-Jährige das Secret Desire in der Rothenburger Straße eröffnet. Dort gibt es neben aufregenden Dessous auch einen Fetischbereich.

Den Laden gibt es schon länger, Vogt war bis vor Kurzem selbst Kundin im ehemaligen Fem2glam. Doch dann wollte die Besitzerin in die Babypause gehen und Vogt hat das Geschäft kurzerhand übernommen und erweitert. Damit trägt sie zur Kontinuität in der bunten Neustädter Geschäftswelt bei.