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Nicht zu bremsen

Nach Verletzungen kehrte die Oberbärenburger Anschieberin Lavinia Pittschaft zurück – und holte gleich einen Titel.

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© Stephan Klingbeil

Von Stephan Klingbeil

Osterzgebirge. Musik kann Bobtalent Lavinia Pittschaft auch. Mit dem Akkordeon hat sie einst mehrere Regionalwettbewerbe gewonnen. Mittlerweile hat sich die 19-jährige Anschieberin vom BSC Sachsen Oberbärenburg jedoch ganz ihrem Sport verschrieben. „Ich wollte mich lieber auf eine Sache hundertprozentig konzentrieren. Und nach den jüngsten Erfolgen habe ich richtig Blut geleckt“, erklärt die Altenberger Gymnasiastin. Bei ihren ersten Junioren-Weltmeisterschaften (JWM) Ende Januar in St. Moritz (Schweiz) war sie mit der Winterberger Bobpilotin Laura Nolte zur Silbermedaille gefahren.

Nach Platz vier im ersten Durchgang legte das Duo noch eine Schippe drauf und sicherte sich den Vize-Weltmeistertitel. Und weil die neue Junioren-Weltmeisterin Andreea Grecu aus Rumänien außerdem schon 24 Jahre alt ist, konnte sich die junge Sächsin obendrein noch über den Titel in der U-23-Wertung freuen.

Diese Woche hätte vielleicht noch ein weiterer Titel folgen können. Bei den Deutschen Meisterschaften am Königssee hätte sie gute Chancen gehabt, erneut auf das Podest zu fahren. Doch Lavinia Pittschaft ist nicht dabei. Zwar hätte sie mit Laura Nolte vom BSC Winterberg fahren können und würde das auch gerne tun. „Aber bei den Deutschen Meisterschaften sollten Teams von einem Verein sein“, erklärt die 19-Jährige. Und ihr fehle eben eine Pilotin, die für den BSC Sachsen Oberbärenburg startet.

Ex-Nachwuchsweltmeisterin Miriam Wagner hat – wie zuletzt auch Vivian Bierbaum – aufgehört. Europameisterin Stephanie Schneider ist am Sonnabend zu den Olympischen Winterspielen in Richtung Pyeongchang geflogen. Und die 21-jährige Dresdnerin Sabrina Duljevic plagen schon seit ein paar Wochen Rückenprobleme. „St. Moritz war somit mein letztes Rennen in diesem Winter. Jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf mein Abitur“, erklärt Lavinia Pittschaft. Dazu war sie in den vergangenen Wochen kaum gekommen.

Ehe sie zum Bobsport gewechselt war, konnte sie bereits als Sprinterin Medaillen gewinnen. Mit der 4x100-Meter-Staffel holte sie sogar mal Bronze bei Deutschen Nachwuchsmeisterschaften. „Aber mein Trainer sagte dann, ich hätte zwar Talent, müsse aber, um besser zu werden, mehr abnehmen, und das hat einfach nicht geklappt“, sagt die 1,75 Meter große, schlanke Athletin. „Weil ich unbedingt weiter Sport machen wollte, bin ich dann über Trainerkontakte zum Bob gewechselt.“

Nach einer ersten Tour im Gästebob im Altenberger Eiskanal habe sie die Leidenschaft gepackt. Das war 2015. Doch im Winter darauf erlitt sie einen Wirbelbruch und verpasste die Youth Olympics. Auch die nachfolgende Saison fiel für sie flach. Die Anschieberin musste wegen der Rückenprobleme monatelang ein Korsett tragen, kämpfte sich allerdings zurück. Und in diesem Winter legte sie richtig los. Ende 2017 wurde sie dem Schlitten der gleichaltrigen Laura Nolte, zugeteilt. „Wir haben uns gleich verstanden“, erklärt Lavinia Pittschaft. Bei ihrem ersten Europacup-Rennen im Januar in Innsbruck-Igls fuhren beide auf Rang zwei. Bei der JWM setzte das Duo noch einen drauf. „So kann es im nächsten Winter weitergehen“, sagt die Augustusburgerin, die nach dem Abitur am liebsten parallel Tiermedizin oder Sport und Biologie auf Lehramt studieren würde. Und auch ihr Fernziel ist klar: „Am liebsten will ich bei Olympia starten.“