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Niedrigwasser gefährdet Tiere

Wenn die Elbe nicht voll genug ist, schadet das Fröschen und Fischen. Nur wenige können dann noch in dem Fluss leben.

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© Sven Ellger

Von Christoph Springer

Dresden. Wenn in den Häfen keine Frösche mehr quaken, wenn am Volkshaus in Laubegast die Hungersteine häufiger aus dem Wasser ragen und Sandbänke das Elbefahrwasser zur Engstelle machen, ist die Natur in Not. Denn für Tiere und Pflanzen sind häufig wiederkehrende Elbeniedrigwasser eine „ganz gravierende Gefahr“. Das sagt Ernst Paul Dörfler. Der Umweltschützer aus Sachsen-Anhalt hat sich einen Ruf als Kenner der Flusslandschaft erarbeitet und wird deshalb auch Elbepapst genannt.

Das historische Niedrigwasser 1904

Sommer an den Elbwiesen - hier im Jahr 1925. In manchen Jahren führte der Fluss extremes Niedrigwasser. Die Dürre im Jahr 1904 war besonders spektakulär, wie die folgenden historischen Postkarten zeigen. Mehr dazu erfahren Sie auch in diesem Artikel
Sommer an den Elbwiesen - hier im Jahr 1925. In manchen Jahren führte der Fluss extremes Niedrigwasser. Die Dürre im Jahr 1904 war besonders spektakulär, wie die folgenden historischen Postkarten zeigen. Mehr dazu erfahren Sie auch in diesem Artikel

„Zu einem Fluss gehört immer eine Aue, eine Überflutungsfläche“, erklärt Dörfler. Dort leben die Tiere und Pflanzen mit dem Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser. In Dresden gehören die Elbwiesen und Teile alter Elbarme zu diesen Überflutungsflächen. „Seit 2013 hatten wir aber fast ausschließlich Niedrigwasser“, sagt Dörfler. Das Ergebnis: „In den Überschwemmungsbereichen fehlt das Wasser. Sie trocknen zu schnell aus.“ Fröschen, Kröten und Unken macht das zuerst den Garaus.

Laichplätze trocknen aus

Auch Vögel leiden unter der Trockenheit. „Über 300 Vogelarten leben an der Elbe. Das ist mehr als die Hälfte aller Vögel, die überhaupt in Mitteleuropa vorkommen“, sagt Dörfler. Manche von ihnen brauchen nasse Wiesen, um brüten zu können. Kiebitze seien zum Beispiel von der Elbe verschwunden, sagt der Umweltfachmann aus Sachsen-Anhalt. „Das war früher ein Allerweltsvogel.“

Führt die Elbe nur noch wenig Wasser, sind auch Fischarten in Gefahr. „Flachwasserzonen sind Laichplätze“, erklärt Dörfler. Sie trocknen bei Niedrigwasser aus, übrig bleibt dann das schnell fließende Wasser in der Flussmitte. „Je trockener die Jahre sind, desto weniger Fisch gibt es.“ Lars Stratmann, stellvertretender Chef des Umweltverbandes Bund in Sachsen erklärt, dann würden nur jagende, größere Fischarten überleben. Solche, die auch in schnell fließendem Wasser klarkommen. Hechte und Zander kommen dabei infrage.

„Die Elbe ist ein ökologisch hochwertiger Lebensraum“, sagt Dörfler. Dass sie ein ähnlich wichtiger Lebensraum sein könnte, wenn sie immer mehr schrumpft, glaubt er nicht. „Trockene Lebensräume haben wir genug“, so der Umweltfachmann. Dennoch fürchtet auch er, dass es sich bei den zunehmenden Niedrigwasser-Tagen um einen Trend handelt. „Normal ist das nicht“, ist er überzeugt.