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Niesky wirft sich in Schale

Die Stadt will mit einer neuen Broschüre in eigener Sache werben. Denn ein runder Geburtstag steht bevor.

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf

Nieskys Museumsleiterin Eva-Maria Bergmann freut sich, als die Doppeldeutigkeit auf der Titelseite entdeckt wird. Auf der neuen Informationsbroschüre der Stadt steht nicht einfach nur der Satz „Zu jeder Jahreszeit“. Die ersten beiden Buchstaben des letzten Wortes sind zudem fett hervorgehoben. Menschen sollen nach der Lektüre „Ja“ zu Niesky sagen, das ist das Ziel. Das „Ja“ stehe für Optimismus, unterstreicht Eva-Maria Bergmann mit einem Lächeln. Niesky möchte als sonnige und sympathische Stadt wahrgenommen werden.

Da ist es nur konsequent, dass Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann die Leser beim Grußwort aus einer grünen Oase freundlich anlächelt. „Nehmen Sie sich die Zeit zum Durchblättern und lassen Sie sich von den reichhaltigen Möglichkeiten begeistern, die Niesky Ihnen bietet“, schreibt die Nieskyer Rathauschefin. Adressiert ist die 40 Seiten umfassende Broschüre an alle, die sich für die Kleinstadt interessieren, von der jungen Familie bis hin zu Investoren. Die Broschüre gilt als Herzensprojekt der Oberbürgermeisterin. Unmittelbar nach ihrem Amtsantritt soll sie das Vorhaben angeschoben haben.

Exakt ein Jahr vor dem 275. Geburtstag der Stadt liegt das Werk nun gedruckt im Rathaus, im Museum und im Wachsmannhaus aus. Dank mehrerer Anzeigen hat die Stadt für die 1 500 Exemplare nicht einmal Geld in die Hand nehmen müssen. Nur die Portokosten für den Versand wird das Rathaus übernehmen. Denn wer einen Blick in die Broschüre werfen will, dem schickt Niesky diese gerne zu. Immer in der Hoffnung, dass derjenige später auch den Weg in die Oberlausitz findet. „So etwas Kompaktes hat es noch nicht gegeben“, sagt Frank Mrusek beim Durchblättern der Broschüre. Die drei Seiten voller Vereinskontakte bestätigen den Stellvertreter der Oberbürgermeisterin darin, dass Niesky viel zu bieten hat.

Mit Hinblick auf das näher rückende Jubiläum ist auch der Stadtgeschichte erstmalig viel Platz in einer städtischen Broschüre eingeräumt worden. Unter Federführung von Museumsleiterin Eva-Maria Bergmann sind alle wichtigen Eckdaten des noch sehr jungen Ortes zusammengetragen worden. Neben der Kirche hat vor allen Dingen das Unternehmen Christoph und Unmack die Stadtgeschichte geprägt und das Fundament für den Stahlbau und den Waggonbau gelegt. „Wir haben Großbetriebe, die nach der Wende nicht einen Tag geschlossen gewesen sind“, sagt Frank Mrusek stolz. Ob die zentrale Lage oder das angenehme Wohnumfeld – der Stellvertreter der Oberbürgermeisterin wird nicht müde, Nieskys Stärken zu loben. „Tue Gutes und sprich darüber“, verrät Frank Mrusek sein Credo. Das bevorstehende Jubiläumsjahr will ganz Niesky nutzen, um offensiver in eigener Sache zu werben.

Doch wie zeitgemäß ist eine Broschüre überhaupt noch in Zeiten des Internets? Informieren sich Interessierte nicht dort? „Für uns ist es natürlich auch wichtig, dass alle Informationen im Internet erreichbar sind“, sagt Frank Mrusek. Darum sollen die Daten aus der Broschüre online zur Verfügung gestellt werden. Laut Jeannette Tunsch von der Stadtverwaltung soll das „zeitnah“ geschehen. Im Netz könnten die Daten auch unkompliziert aktualisiert werden. Ein schlechtes Gewissen müsse wegen des Drucks der Broschüre aber niemand haben. „Das ist klimaneutrales Papier“, versichert Jeannette Tunsch.