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Noch einmal das Meer sehen

Mit seinem Wünschewagen möchte der ASB Sterbenskranken letzte Herzenswünsche erfüllen. Das ist jetzt auch im Landkreis Görlitz möglich.

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© ASB/Thorsten Thor

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Diese Erkenntnis ist schwer, wenn es dabei um den Tod geht. Dabei wollte sie doch noch einmal das Meer sehen oder er noch einmal die Kirche besuchen, in der er vor Jahren seine Frau geheiratet hat. Und wie gern wäre sie einmal zum Musical „König der Löwen“ nach Hamburg gefahren. Doch nun sind die Menschen, die sich das wünschen, krank. Sterbenskrank.

Auch der ASB-Verband Zittau-Görlitz hat nun ein solches Fahrzeug
Auch der ASB-Verband Zittau-Görlitz hat nun ein solches Fahrzeug © Henri Burkhardt
Norbert Wege, Vorstandsvorsitzender ASB Zittau/Görlitz.
Norbert Wege, Vorstandsvorsitzender ASB Zittau/Görlitz. © Pawel Sosnowski

Trotzdem bekommen sie ihre großen Wünsche erfüllt. Dafür sorgt der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mit seinem Wünschewagen. Von ASB-Kollegen in Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen, ist das Projekt so erfolgreich, dass sich auch andere Bundesländer ihre eigenen Wünschewagen anschaffen. So auch der Regionalverband Zittau/Görlitz, der seit einigen Wochen einen Wünschewagen hat. Es ist ein Rettungswagen, größer, als ihn andere Verbände haben. „Damit noch eine Begleitperson mitfahren kann“, sagt Norbert Wege, Vorstand des Regionalverbandes. Neben einem Familienangehörigen sind es ehrenamtliche Betreuer, die dem Sterbenskranken einen unvergesslichen Tag ermöglichen, und auch medizinisches Personal.

Für den Landkreis Görlitz fehlen nun noch einige ehrenamtliche Helfer, die Freude daran hätten, solche Fahrten zu begleiten. „Etwa zehn wären schön“, sagt Henri Burkhardt, der den Wünschewagen für den Regionalverband koordiniert. „Wichtig ist, dass diejenigen der Sache gewachsen sind, immerhin geht es um Themen wie Leid, Tod, erste Hilfe“, sagt er. Dazu gibt es 13. Mai eine Schulung.

Darüber hinaus würde der ASB sich über Sponsoren freuen, denn der jeweilige Ausflug müsse ja bezahlt werden. Die Fahrt soll grundsätzlich für den Patienten und eine Begleitperson kostenlos sein. Ebenso wie Aktivitäten am Wunschort – eben die Musicalvorstellung oder vielleicht ein Fußballspiel. Wenn dann noch die Übernachtung im Hamburger Hotel bezahlt wird, für denjenigen, der so gern noch das Musical sehen möchte – umso schöner. Erfüllt werden sollen Wünschfahrten, die etwa eine Tagesreise umfassen.

Das kann auch, wie im Fall eines kranken polnischen Mannes, die Fahrt zurück in die Heimat sein, wo er seine letzten Tage verbringen wollte oder wie in anderen Fällen der Besuch eines Fußballmuseums oder die Fahrt einer älteren Dame ins Karls Erlebnis-Dorf. Norbert Wege erzählt vom Wunsch eines Patienten, bei einer Taufe in seiner Familie dabei sein zu können. „Diese Geschichte hat mich sehr berührt, wäre ich in der Situation, würde ich mich über diese Möglichkeit auch sehr freuen“, sagt Wege. Das habe den Ausschlag gegeben, das Projekt auch hier anzugehen.

Demnächst soll ganz lokale Werbung dazu gestaltet werden, die in Krankenhäusern, bei Ärzten oder Hospizeinrichtungen verteilt wird, um den Wünschewagen bekannt zu machen. Aber auch, wenn das Projekt in Görlitz und Umgebung erst anläuft, sind auch jetzt schon Wunschfahrten möglich – schließlich bleibt manchem vielleicht nicht mehr viel Zeit. „Wir könnten für diesen Fall auch von einem anderen Verband ein ehrenamtliches Team bekommen. Hier ist das Zeitargument ja schon das Wichtigste“, sagt Henri Burkhardt.

Ehrenamtliche und Sponsoren: Wer beim Wünschebus-Projekt mitwirken möchte, kann sich bei Henri Burkhardt melden: 03581735102, E-Mail: [email protected]

Der Wünschebus kann am 28. Mai beim Europamarathon und am 12. August beim Samaritertag in Görlitz besichtigt werden.

Spenden: ASB RV Zittau/Görlitz e.V., Spendenkonto Wünschewagen, Sparkasse Oberlausitz-Niederschl., IBAN: DE54850501000019002890, BIC: WELADED1GRL, KW: Wünschwagen