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Notfall-Schecks für Arbeitslose

Die Arbeitsagentur hat sich von Barauszahlungen verabschiedet. Stigmatisieren soll die neue Art der Unterstützung aber nicht.

Von Gunnar Klehm
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Der Geldautomat in der Arbeitsagentur wurde abgebaut.
Der Geldautomat in der Arbeitsagentur wurde abgebaut. © Arbeitsagentur

Ein Dreikäsehoch im Kindergartenalter stürmt ins Wohnzimmer und berichtet der Mutter, dass die Waschmaschine stinkt. Die Frau schaut sofort im Bad nach – und stellt noch mehr als nur Geruch fest. Die Maschine gibt keinen Ton mehr von sich, dabei sollte es doch seit einer halben Stunde darin rumpeln.

Ein Bauteil hat wohl seinen Geist aufgegeben, ist die Ferndiagnose des Reparaturdienstes am Telefon. Für einen Haushalt mit kleinen Kindern, in dem fast täglich eine Waschmaschine läuft, ist das eine kleine Katastrophe. Erst recht in Haushalten, in denen das Geld knapp ist, weil die Eltern schon länger arbeitslos sind.

Anonym und diskriminierungsfrei

Solche Notlagen kennen die Mitarbeiter im Jobcenter und in der Arbeitsagentur. Dort können Arbeitslose für bestimmte Dinge finanzielle Unterstützung in Form einer Barauszahlung als Vorschuss auf die nächste Auszahlung bekommen. Jeder Einzelfall werde geprüft. Finanzielle Notlagen könnten laut Arbeitsagentur beispielsweise sein, wenn Maßnahmen zur Zwangsvollstreckung angedroht sind und der Kunde entsprechende Schreiben vorlegt oder Strom- und Wasserversorger mit Abschaltung drohen. Ein dringender Fall für einen Vorschuss kann auch die Bezahlung einer Fahrkarte sein, um zu einem wichtigen Vorstellungsgespräch reisen zu können. „Und manchmal sind es auch nachvollziehbare finanzielle Engpässe wie bei der Neuanschaffung einer Waschmaschine oder Ähnlichem“, heißt es aus der Arbeitsagentur in Pirna.

Mit solchen Schecks gibt es im Notfall Bargeld in ausgewählten Läden.
Mit solchen Schecks gibt es im Notfall Bargeld in ausgewählten Läden. © Arbeitsagentur

Bisher wurde ein solcher Barbetrag an einem Kassenautomaten direkt in der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter ausgezahlt. So auch an wenige Personen, die über kein Konto verfügen. Die Geräte wurden nun abgeschafft. „Der Aufwand für den Betrieb der Automaten stand in keinem Verhältnis zu den zwei, drei Fällen pro Tag“, sagt Arbeitsagentur-Chefin Gerlinde Hildebrand. Um Kunden in besonderen Notsituationen trotzdem schnell zu helfen, bieten Arbeitsagentur und Jobcenter Zahlscheine mit Barcode an, die in ganz normalen Geschäften eingelöst werden können. Nach einer erfolgreichen Erprobungsphase wurden jetzt Absprachen mit mehreren Handelsketten getroffen. Dort können die Kunden mit einem neutral gehaltenen Zahlschein an den Kassen der beteiligten Einzelhändler eine festgelegte Summe bar ausgezahlt bekommen. Der Zahlschein ist anonym und somit diskriminierungsfrei. Es besteht auch keine Kaufverpflichtung bei den jeweiligen Händlern. „Die Resonanz in den Modellregionen war positiv. Nun wird das Verfahren bundesweit eingesetzt“, heißt es.

Generell gilt jedoch, dass das Arbeitslosengeld auch weiterhin auf das Konto der Kunden überwiesen wird. Barauszahlungen betreffen nur wenige Leistungsempfänger. Für die meisten Kunden der Arbeitsagentur und des Jobcenters ändert sich nichts.

Der Zahlschein kann derzeit bei den Einzelhändlern Rewe, Real, Rossmann, Penny, dm und Dr. Eckert eingelöst werden. Er enthält keine Personendaten und lasse auch keinen Rückschluss auf die zuständige Arbeitsagentur oder das Jobcenter zu. Das eingesetzte Verfahren „barzahlen.de“ wird auch von anderen Unternehmen genutzt.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/pirna und in unseren anderen Online-Ausgaben für Freital, Dippoldiswalde und Sebnitz vorbei.

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