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Notreparaturen an der Heimburg

Der Besitzer lässt die Villa verfallen. Jetzt hat die Stadt eingegriffen.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Sollte in Radebeul mal eine Kulisse für einen Horrorfilm gesucht werden, die Heimburg würde sich als Drehort anbieten. Irgendwie hat dieses Haus in der Borstraße 15 etwas Schauerhaftes mit seinen vergitterten Fenstern, dem turmähnlichen Treppenhaus, der trostlos grauen Fassade und dem verwilderten Garten.

Der Gruseleindruck à la Alfred Hitchcocks Psycho-Haus kommt freilich durch den ruinösen Zustand der Villa. Zu DDR-Zeiten war sie ein ganz normales Wohnhaus. Doch inzwischen verfällt das Gebäude seit Jahren. Vor einigen Tagen waren dort allerdings Arbeiter zugange. Im Vorgarten stand ein Kran, an den Fenstern sind jetzt Spanplatten angebracht. Sind das erste Sicherungsmaßnahmen und jetzt folgt die Sanierung? Oder wurde die Heimburg endgültig zugenagelt?

Normalerweise kann die Stadt gegen Ruinen in Privatbesitz nichts unternehmen, auch wenn sie Schandflecken im Stadtbild sind. Wie gut in Schuss – oder eben auch nicht – man sein Haus hält, kann jeder Eigentümer selbst entscheiden. So lange von den Gebäuden keine Gefahr ausgeht, beispielsweise Balken auf die Straße stürzen könnten, hat die Bauaufsicht keinen Einfluss.

Bei der Heimburg konnte sich die Stadt jetzt aber auf die öffentliche Sicherheit und Ordnung berufen. Um Gefährdungen zu vermeiden, hat die Bauaufsicht ein ordnungsbehördliches Verfahren eingeleitet, teilt Stadtsprecherin Ute Leder mit. Hinzukommt, dass die Villa unter Denkmalschutz steht und als wertvolles Kulturdenkmal gelistet ist. Deshalb hat die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Sicherungsmaßnahmen an dem Haus angeordnet. Unter anderem soll das Dach repariert werden, damit es nicht mehr reinregnet, und die Villa vor ungebetenen Gästen und Vandalismus geschützt werden. Deshalb wohl auch die zugenagelten Fenster. Bis zum Wintereinbruch wird das Gebäude gesichert. Der Eigentümer, zu dem die Stadt keine genaueren Angaben macht, habe keine Bereitschaft gezeigt, die geforderten Sicherungen am Haus durchzuführen, so Leder. Deshalb wurden die Arbeiten als sogenannte Ersatzvornahme durchgeführt. Das heißt: Die Behörden haben die Grundsicherung des Gebäudes selbst in Auftrag gegeben. Der Grundstücksbesitzer muss trotzdem die Kosten dafür tragen.

Benannt ist die Villa nach der Schriftstellerin Wilhelmine Heimburg alias Bertha Behrens, die das Haus 1910 kaufte und dort lebte. Zuvor hatte sie in Kötzschenbroda in direkter Nachbarschaft zu Karl May gewohnt. Ob die beiden sich kannten, ist aber ungewiss. Auch wenn ihr Name heute bei Weitem nicht so bekannt ist, auch Wilhelmine Heimburg landete zu ihrer Zeit Bestseller. Mit ihren Unterhaltungsromanen avancierte sie zu einer der meistgelesenen weiblichen Autoren. Ihr bekanntestes Werk wurde „Lumpenmüllers Lieschen“ von 1879. Zwei Tage nach ihrem 64. Geburtstag starb die Schriftstellerin am 9. September 1912 in Niederlößnitz. Sie wurde auf dem Friedhof Radebeul-West im Familiengrab Behrens beerdigt.