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Nur alle vier Jahre Geburtstag

Der Langebrücker Dieter Prautzsch freut sich auf jedes Schaltjahr. Er ist an einem 29. Februar geboren.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Langebrück. Vier Jahre musste Dieter Prautzsch warten, heute ist es wieder so weit. Heute kann er wieder an dem Datum Geburtstag feiern, an dem er auch geboren wurde. Am 29. Februar. „Ich bin schon 56 Jahre alt, aber genau genommen ist es erst mein 14. Geburtstag“, sagt der Langebrücker. Er lädt jedes Jahr Freunde und Verwandte ein, es aber an dem richtigen Tag zu tun sei schon etwas besonders.

Entfällt der Schalttag, muss eine Notlösung her. Dieter Prautzsch legt dann seinen Geburtstag immer auf den Tag nach dem 28. Februar, egal ob es ein 29. Februar ist oder ein 1. März. „Ich kenne aber auch viele, die das anders machen. „Die sagen, ich begehe den Ehrentag immer am letzten Tag des Februars, egal ob das ein 28. oder ein 29. ist. Da hat ja jeder freie Wahl.“

Als Kind habe er darüber nie nachgedacht, weshalb es mal seinen Geburts-Tag gab und mal nicht. „Das wichtigste waren die Geschenke. Ich erinnere mich aber, dass es nach jedem meiner richtigen Geburtstage besonders viele Maikäfer gab. Außerdem wusste ich, dass wieder Olympische Spiele stattfinden.“ Als Jugendlicher hat er sich dann natürlich gefragt, weshalb es zu diesem ulkigen 29. Februar kommt, ein Tag der nur alle vier Jahre mal auftaucht. „Ganz einfach erklärt, dauert eine Umrundung der Erde um die Sonne etwas länger als 365 Tage, nämlich knapp sechs Stunden mehr. Schiebt man alle vier Jahre einen Tag dazwischen, ist das wieder ausgeglichen. Ansonsten würden sich die Jahreszeiten immer weiter verschieben und wir irgendwann Weihnachten im Sommer feiern.“Ein recht komplizierter Sachverhalt, den Dieter Prautzsch anschaulich erklärt. Exakte Berechnungen, die Mathematik liegen ihm. „Ich bin da aus der Art geschlagen. Menschen, die wie ich im Sternbild Fisch geboren sind, sagt man ja eher eine romantische und künstlerische Neigung nach. Ich bin da eher der rationale Typ.“ Entsprechend hat er auch seinen Beruf ausgewählt. Er ist bei der Deutschen Bahn für das Gleisnetz im Gebiet zwischen Görlitz und Wurzen zuständig, für Gleise, Stellwerke und Brücken. So fiel beispielsweise der Neubau der Langebrücker Bahnbrücke in seine Zuständigkeit. Kommen die Züge pünktlich an, dann ist das zu Teilen sein Verdienst. Geradlinig war auch sein Berufsweg. Schon als 14-Jähriger arbeitete er in den Ferien im Bahndepot in Delitzsch, nach der Schule kam das Studium als Elektroingenieur mit der Spezialisierungsrichtung Bahn, danach bis heute Anstellung bei dem Transportunternehmen erst in Leipzig, jetzt in Dresden. „Mein Metier sind Zahlen, ganz untypisch als Fisch.“ Den heutigen 29. Februar hat sich Dieter Prautzsch freigenommen. Mit seiner Frau wird er einen Ausflug unternehmen und mit Freunden und Verwandten natürlich auch feiern. Das macht er jedes Jahr, wenn auch meist am falschen Tag. „Daran habe ich mich aber gewöhnt.“

Mehr Probleme haben offenbar seine Freunde mit dem ungewöhnlichen Geburtstag. „Ich merke, dass in Jahren in denen es einen 29. Februar gibt, die Zahl der Gratulanten zunimmt. Vermutlich erinnern sie sich an dem ungewöhnlichen Tag, da war doch was, da hat doch der Dieter Prautzsch Geburtstag und rufen an.“ Andere wiederum machen sich einen Spaß aus seinem Geburtstag. Sie senden am 28. Februar eine SMS oder eine E-Mail nur wenige Sekunden oder Minuten nach Mitternacht los. „Damit liegen sie nicht falsch, da ja astronomisch gesehen sich ein paar Minuten zwischen den 28. Februar und den 1. März schieben. Das ist aber alles wirklich nur ein Spaß. Angerufen hat mich in der Nacht noch niemand, um zu gratulieren.“ Einige haben aber auch Probleme, sich den Geburtstag von Dieter Prautzsch zu merken. Das könnte an den Handykalendern liegen. Einmal am 29. Februar eingetragen wird man von den meisten Smartphones nur alle vier Jahre an den Termin erinnert. „Sie sind nicht in der Lage, den Termin in den Jahren ohne Schalttag das Datum davor oder danach zu wählen.“

Trotz der kleinen Probleme, die so ein Schalttag mit sich bringt, suchen sich andere Menschen gerade den 29. Februar für besondere Anlässe aus. So wird das Standesamt Dresden geradezu überrannt. Am heutigen Tag finden in der Villa an der Goetheallee 20 Eheschließungen statt. Normalerweise kommen an einem gewöhnlichen Wochentag durchschnittlich nur fünf Paare in das Haus. „Anfang 2015 haben wir uns entschlossen, diesen besonderen Termin mit zehn Eheschließungen anzubieten. Nach anfänglichem Zögern waren diese Termine im Herbst 2015 ausgebucht“, sagt Diana Petters von der Dresdner Stadtverwaltung. Danach verdoppelte das Standesamt das Angebot. Auch diese Termine waren schnell weg. „Die letzten beiden freien Termine wurden im Dezember 2015 gebucht, damit war unsere Kapazität auf der Goetheallee voll ausgeschöpft“, sagt sie.