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Nur Schulnote 4 für die Röder

Der Fluss ist noch weit von einem guten ökologischen Zustand, wie ihn die EU fordert, entfernt.

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Von Udo Lemke

Die Röder stinkt nicht mehr zum Himmel wie früher manchmal, und das Wasser sieht doch auch ganz sauber aus. Das stimmt, und doch sind sowohl Große als auch Kleine Röder keine gesunden Flüsse. Jedenfalls nicht, wenn man die Kriterien der so genannten Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zur Grundlage nimmt, auf die sich Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft im Jahr 2000 geeinigt haben. Nach dieser Richtlinie müssen bis Ende 2015 alle Gewässer in der EU in einem „guten Zustand“ sein.

Zu viel Pflanzenschutzmittel

„Der ökologische Zustand der großen Röder ist auf weiten Teilen unbefriedigend“, erklärt Kerstin Jenemann, zuständige Referentin beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Der ökologische Zustand beschreibt nicht nur die Wasserqualität, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt eines Gewässers. Auch geht es etwa darum, ob ein Wasserlauf verbaut ist, oder naturnahen Kriterien entspricht. Dabei wird sowohl die Gewässerstruktur der Flusssohle als auch der Ufer und des Umlandes mit bewertet.

Was die Wasserqualität betrifft, so ist sie bei den Röder-Abschnitten im Landkreis Meißen – also zwischen dem Wasserspeicher in Radeburg und der Landesgrenze zu Brandenburg hinter Gröditz – in der Tat relativ gut. Der chemische Zustand des Flusses erhält vom LfULG die Note 2. Das trifft auf die Schadstoffbelastung allerdings schon nicht mehr zu. „Die Konzentrationen von Metallen, PCB (chemische Chlorverbindungen – Anm. d. R.) und insbesondere Pflanzenschutzmittel überschreiten die vorgegebenen Umweltqualitätsnorm z. T. sogar um das Doppelte“, sagt LfULG-Pressesprecherin Karin Bernhardt. So wurden die Normen für Kupfer von 160 mg/kg mit 170 mg/kg und für Zink von 800 mg/kg mit 860 mg/kg überschritten. Für drei der sieben zu bewertenden PCB lagen die Werte im Schwebstoff ebenfalls über den Normen von 20 µg/kg. Bei den Pflanzenschutzmitteln wurde die Vorgabe für das Insektizid Mevinphos von 0,2 ng/l nicht eingehalten. „Der Eintrag von Pflanzenschutzmitteln erfolgt in erster Linie aus der Landwirtschaft. Für die Metall- und PCB-Überschreitungen sind Altablagerungen verantwortlich,“ so die Referentin Kerstin Jenemann. Insgesamt wird die Schadstoffbelastung von Kleiner und Großer Röder im Landkreis mit der Note 3- bewertet.

Noch eine Note schlechter, also die 4, was „unbefriedigend“ heißt, fällt die Bewertung für den biologischen Zustand aus. Der Fischbestand wird mit Note 3 bewertet. LfULG-Pressesprecherin Karin Bernhardt: „Fische zeigen mit Arteninventar und Altersstrukur eine unzureichende Durchgängigkeit des Gewässers an: Auf einer Länge von 105,5 km wurden von der Fischereibehörde 54 Querbauwerke erfasst, von denen nur etwa 43 Prozent für Fische passierbar sind.“ Was die Röder-Abschnitte im Landkreis betrifft, so gibt es allein 26 Wehre, allerdings verfügen gerade einmal sechs davon über eine Fischtreppe, erklärt Jean Signer vom zuständigen LfULG-Referat Fischerei. Eine siebente Fischtreppe soll nun am Wehr Niedermühle Rödern entstehen. Eigentlich sollten die Bauarbeiten dazu schon begonnen haben, „aber die Planungen sind noch nicht endgültig bestätigt“, so Jean Signer.

Millionen für Verbesserung

Neben dem Fischbestand erfass der biologischen Zustand auch die so genannte benthische wirbellose Fauna. „Das sind am Gewässerboden lebende wirbellose Tiere, zum Beispiel Bachflohkrebse, Insektenlarven, Schnecken und Würmer“, erläutert Kerstin Jenemann. Zum biologischen Zustand gehört auch noch das Bewertungskriterium „Makrophyten/Phytobenthos“, es erfasst höhere Wasserpflanzen, Moose und Aufwuchsalgen und das „Phytoplankton“, das meint frei im Wasser schwebende Algen.

Alle Bewertungskriterien zusammen genommen, gibt es für die Große Röder nur die Note 4. Um in den verbleibenden fünf Jahren bis 2015 den „guten Zustand“ der Gewässer in Sachsen, also auch der Kleinen und der Großen Röder zu erreichen, „investiert der Freistaat Sachsen in den kommenden Jahren rund 650 Millionen Euro über verschiedene Förderprogramme in die Verbesserung des Gewässerzustandes“, erklärte Umweltminister Frank Kupfer (CDU) kürzlich.