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Ohne Geld keine Ausbildung

Die bfw betreut mehrer Lerncenter in der JVA. Ihre Finanzierung ist aber nur noch für ein Jahr gesichert.

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Die JVA in Waldheim.
Die JVA in Waldheim. © André Braun

Waldheim. Die Angebote nach Sächischem Qualifizierungspass sowie ein Kurs „Deutsch als Zweitsprache“ im Waldheimer Justizvollzug werden aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Freistaates Sachsen finanziert. Als externe Bildungsträger, die sich in Ausschreibungen bewerben müssen, agieren der Bildungsträger bfw und die IHK.

Das bfw Waldheim, das in die JVA integriert ist, betreut das Lerncenter Bau mit zwölf Plätzen, das Lerncenter Druck und Medientechnik mit zehn Plätzen sowie das Lerncenter Metall- und Schweißtechnik mit jeweils zwölf Plätzen in den Bereichen Metalltechnik und Schweißtechnik. Die IHK bietet in Waldheim Ausbildungen in den Bereichen Lager und Logistik und CNC-Technik mit jeweils zwölf Plätzen an. 

Die Teilnehmer absolvieren in Theorie und Praxis sogenannte Module im jeweiligen Beruf und können ihre Ausbildung oder eine Teilausbildung mit einer Prüfung bei der jeweiligen Kammer beenden – wie im straffreien Leben. Intern erfolgen die Modul-Prüfungen, extern die Fachabschlüsse. „Dafür gelten dieselben Kriterien und zeitlichen Abläufe wie im normalen Leben“, so eine Mitarbeiterin des bmf. „Auf dem Zeugnis ist nicht sichtbar, dass die Prüfung in einer JVA abgelegt worden ist“, sagt sie.

Wie Michaela Tiepner, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit in der JVA, erklärt, sei die Motivation der Teilnehmer hoch. „Womöglich auch, weil sie sich auf die Inhalte hier besser konzentrieren können als draußen.“ Begleitend betreut das bfw die Teilnehmer sozialpädagogisch und mit Stützunterricht. Mit gutem Erfolg. Bis zu 80 Prozent bestehen die Modulprüfungen, im Bereich Schweißtechnik schaffen alle einen Schweißerpass in den verschiedenen Verfahren.

Allerdings sei die ESF-Förderung zeitlich begrenzt, wie die bfw-Mitarbeiterin sagt. Wie es nach 2020 weitergehe, stehe nicht fest. Diese Förderung sei schon ein Mal unterbrochen gewesen. Das führte unter anderem dazu, dass ein Teilnehmer eine Ausbildung zum Drucktechniker abbrechen musste. Indes versucht der Mann mittleren Alters, die Prüfung wie die für eine zweite Ausbildung noch zu schaffen, engagiert sich darüber im Projekt „Resozialisierung durch Kunst und Kultur“, das von der Francois Maher Presley Stiftung unterstützt wird, die dem Gefangenen zusätzliches Lehrmaterial zur Verfügung stellte.

Und noch ein weiteres Problem gibt es: Geld aus dem ESF steht nur für europäische Insassen zur Verfügung. „So finanziert die JVA selbst einen Kurs Deutsch als Zweitsprache für Nichteuropäer, den ebenfalls das bfw betreut“, erklärt Steffen Zaspel. Der Koordinator des JVA-Arbeitsbetriebs sagt: „Die Teilnehmer sind sehr daran interessiert, Sprache und Kultur kennenzulernen. Sie helfen uns als Mittler auf den Stationen, unter anderem bei so banalen Dingen wie der richtigen Mülltrennung.“ Bis November läuft dieser Lehrgang noch.

Zurzeit verbüßen 343 Männer ihre Haftstrafe in der JVA Waldheim, die über 408 Haftplätze verfügt. „73 Prozent sind Deutsche, die übrigen 27 Prozent kommen aus 38 Nationen“, so Tiepner. (DA/eg)