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Ohne Trecker geht gar nichts

Bei Familie Brose in Girbigsdorf wird Landtechnik großgeschrieben. Deshalb sind sie beim Traktorentreffen dabei.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Anja Gail

Gustav liebt Traktoren über alles. Das ist auch kein Wunder. Seine Eltern engagieren sich seit über zehn Jahren für alte und neue Landtechnik. Sie sind beide seit Beginn an bei den Schöpstaler Traktorenfreunden dabei, die an diesem Wochenende wieder ein großes Treffen in Ebersbach organisieren.

Wenn Carolin Brose ihren Großen, der im August vier Jahre alt wird, aus dem Kindergarten abholt, kann es schnell mal passieren, dass sie einen Umweg nach Hause einlegen muss. Immer dann, wenn er einen Mähdrescher auf dem Feld entdeckt oder einen Heuwender auf der Wiese, fordert sich Gustav einen kleinen Abstecher zum Ort des Geschehens ein. So manches Mal ist die Familie auch schon einem Traktor durchs ganze Dorf hinterher gefahren. Denn Gustav möchte das alles aus der Nähe sehen. Er wisse manchmal schon besser Bescheid über die Landtechnik als sie, erzählt Carolin Brose. Wenn sie ihm eine Frage nicht beantworten könne, dann komme prompt der Hinweis: „Ist schon gut Mama, dann frage ich den Papa“. Der kennt sich als gelernter Landwirt in Sachen Landmaschinen aus. Außerdem wird den meisten Broses im Schöpstal eine Leidenschaft für große Zugmaschinen nachgesagt. Mario Brose musste seine Frau auch gar nicht erst davon überzeugen, da mitzumischen. Als sich die beiden vor elf Jahren kennenlernten, war schnell klar, dass sie das Hobby ihres Mannes teilen würde.

Damals gab es wie in anderen Dörfern auch so manche Schlepperfreunde als lose Truppe. Zu den größeren Treffen außerhalb ging es mit Zelt oder Bauwagen zum Übernachten. Das geht heute nicht mehr mit den beiden kleinen Jungen, sagt die 26-jährige Kinderkrankenschwester. Auch den eigenen Traktor hat die Familie inzwischen aus Zeit- und Platzgründen weggegeben. Aber aus dem Verein, den die Schöpstaler Traktorenfreunde vor sieben Jahren gegründet haben, sind beide nicht wegzudenken. Um die 50 Enthusiasten sind das, Kinder und junge Leute. Die meisten Mitstreiter gehören aber schon zur Generation „50 plus“. Eine eigene Zugmaschine ist kein Muss für eine Mitgliedschaft. Das Interesse zählt. Und das funktioniert auch bei den meisten anderen Frauen im Verein – immerhin neun sind es insgesamt.

Carolin Brose war von Beginn an mit dabei, wenn es um das Organisieren von eigenen Treffen ging. Sie habe die Anmeldungen für die Teilnehmer übernommen. Daten erfassen, technische Details aufschreiben, so bekam sie den nötigen Einblick in die Welt der großen Schlepperfahrzeuge. Schon nach kurzer Zeit wusste sie Bescheid, wenn jemand einen Fahrzeugtyp oder ein Baujahr nannte. Sie konnte die Hersteller zuordnen und kannte längst auch die meisten Mitstreiter. Das hat ihr Anerkennung beschert – für so eine junge Frau mit Trecker-Kenntnissen.

Das Fahren hat sie auch ausprobiert. Mit Respekt und gemischten Gefühlen und nur auf einem großen Platz. Alles gehe relativ schwer, sagt sie. Als sie auf einem „Pionier“ saß, einem Schlepper, der in der DDR gebaut wurde, und losfahren wollte, merkte sie gar nicht, dass die Handbremse noch angezogen war. Wahrscheinlich wird das Gustav nicht passieren, wenn er das nötige Alter dafür hat. Er passt schon jetzt ganz genau auf, wie alles funktioniert, und ist hoch erfreut, wenn die Eltern einem Traktor hinterherfahren.