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Omas, die nicht glücklich werden

Werkschule und Kantor Voigt wagen sich mit ihrem neuen Stück an große Themen. Und das funktioniert.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Braukmann

Meißen. Es hätte so ein schöner Urlaub werden können für die beiden Enkelinnen mit ihrer Oma. Doch dann das: Die alte Dame entpuppt sich in Afrika als Feldwebel und behandelt die Service-Kräfte wie Rekruten. Doch glücklich wird sie dadurch nicht.

Die Episode entstammt dem neuen Stück der Klangzeitkinder der Freien Werkschule, das jetzt erfolgreich Premiere im Theater Meißen feierte.

Die Aufführungen sind über die Jahre eine liebgewordene Tradition geworden. Der Kantor der St. Afra-Gemeinde Karsten Voigt begleitet dazu ein ganzes Jahr lang mit großer Leidenschaft Schüler der 1. bis 7. Klasse der Freien Werkschule, bis ein neues Theaterstück fertig ist. Die Schüler wählen das Thema selbst, erarbeiten die Dialoge und Lieder, die dann unter der Regie von Karsten Voigt eingeübt werden. Bis das erste Licht auf der Bühne aufleuchten kann, gibt es noch viel Arbeit am Bühnenbild, den Kostümen, der Maske, den Musiken und vielem mehr zu erledigen. Dabei helfen immer wieder fleißige Hände aus der Elternschaft sowie Sylvia Fenk als professionelle Kraft in Sachen Bühnen- und Kostümbild.

Das diesjährige Stück trägt den Titel: Drei Omas auf der Suche nach dem Glück. Erzählt wird die Geschichte von drei alten Frauen, die bemerken, dass ihnen irgendetwas im Leben fehlt, irgendetwas zu kurz gekommen ist oder nicht gemacht wurde, sodass ihnen ein wirkliches Glücksgefühl abhanden gekommen ist. Sie schließen eine Wette, die diejenige gewinnt, die am Ende das echte Glück gefunden hat.

So bewirbt sich die erste Oma bei einem Verkaufsfernsehsender als Verkäuferin. Beim Bewerbungsgespräch gibt sie vor, bereits reichhaltig Fernseherfahrung in einer Soap Opera und der „Sendung mit der Maus“ gesammelt zu haben. Dann trickst sie hinterhältig eine Mitbewerberin aus, hat schließlich großen Erfolg.

Am Ende ist sie zwar berühmt – aber nicht glücklich. Die zweite Oma übernimmt das Management eines mittelprächtigen Fußballvereins, baut die Mannschaft um und führt sie zum Sieg gegen den besten Club im Lande, indem sie den Schiedsrichter besticht. Nun verfügt sie über sehr viel Geld – ist aber auch nicht glücklich.

Die dritte Oma fliegt mit ihren beiden Enkelinnen nach Afrika, um am Pool zu chillen. Sie kommandiert die einheimischen Hotelangestellten, hat jede Menge zu meckern, verhält sich so, wie man sich vorstellt, dass sich der reiche Tourist den Dienstleistern im Ferienland gegenüber verhält. Währenddessen machen die beiden Enkelinnen auf eigene Faust eine Exkursion in den Urwald, wobei die eine von einer Schlange gebissen wird. Gott sei Dank hilft die Heilerin eines Eingeborenenstammes und am Ende feiern alle zusammen überglücklich ein großes Fest.

Als sich die alten Damen das nächste Mal treffen, müssen sie feststellen, dass keine von ihnen die Wette gewonnen hat. Wohl aber die Erkenntnis, das Glück sich vermehrt, wenn man es teilt.

Alle Mitwirkenden singen und spielen mit großer Leidenschaft. Zuhörer und Zuschauer können den Spaß an der Sache förmlich spüren. Das Publikum dankt mit reichhaltigem, anhaltenden Applaus. Wir alle können schon jetzt gespannt sein, womit uns die Werkschulkinder und Karsten Voigt im nächsten Jahr überraschen und erfreuen werden.